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Hallo liebes Team,
Mein ganzes Leben lang hatte ich Angst, statt mich ihr zu stellen, bin ich ihr immer ausgewichen. Immer den angenehmen weg gegangen. Nur keine Angst aushaltn müssen. Ich kann nicht mehr…
Warum nur mach ich mir das Leben so schwer, oft kommt es mir wie schleichender Selbstmord vor, wie ich mit mir umgehe.
Vor etwa 2 Jahren wurde bei mir der helikobakter plory (?) festgestellt und ein Antibiotikum verschrieben. Aus Angst vor Nebenwirkungen hab ich es nicht genommen. Ein Jahr später, etwa Okt. 07 war ich wieder zur Magenspiegelung und wieder wurde das Bakterium festgestellt und wieder hab ich Antibiotikum verschrieben bekommen. Ich hab mir auch ganz fest vorgenommen es einzunehmen – hab ich bis heute nicht.
Aus Angst vor Nebenwirkungen, weil die Einnahme in der Packungsbeilage anders beschrieben steht, als wie der Arzt sie erklärt hat. Ich bin völlig verunsichert, mag aber auch nicht noch mal nachfragen, vor allem nach inzwischen so langer Zeit.
Langsam finde ich es beängstigend wie ich mit mir und meiner Gesundheit umgehe. Ich fühle mich schlapp, müde und leer, schlafe schlecht und wache ab 3 h stündlich auf. Neulich sprach mich jemand an, du siehst aber müde aus, da standen mir fast die Tränen in den Augen. Ich hab mich so geschämt.
Ich hab mich nicht nur von allen Bekannten zurückgezogen, ich geh auch neuen Bekanntschaften aus dem Weg. Ich meide nach Möglichkeit Kontakte zu anderen Menschen. Ich bin ein schlechter Gesprächspartner, kann mich schlecht konzentrieren, nicht wirklich folgen, mir nichts merken, geschweige denn etwas dazu beitragen.
Ich überlege oft, ob ich depressiv bin. Ist man depressiv, wenn man nicht fähig ist, selbständig durchs Leben zu gehen oder wird man depressiv, wenn man dieses an sich feststellt.
Ich fresse alles in mich hinein. Die Gedanken drehen sich im Kreis. Oft hab ich dröhnende Kopfschmerzen. Wen könnte ich nur um HIlfe bitten? Sollte ich dies meinem Hausarzt schildern, der nimmt mich doch bestimmt nicht mehr ernst, nachdem ich das Antibiotikum nicht eingenommen hab? Oder sollte ich gleich zum Nervenarzt gehen? Ich hab Angst, dass ich für der mich für einen Betreuungsfall hält.
Ist ein wenig lang geworden. Trotzdem vielen Dank für s Lesen. Ich weiß irgendwie überhaupt nicht mehr weiter.

21.07.2008 18:20 • 22.07.2008 #1


Hallo Maja,

vielleicht mußtest Du an diesen Punkt kommen, um zu erkennen, das Du an einem Wendepunkt Deines Lebens stehst. Probleme, wie Du sie schilderst, weisen darauf hin, dass es darum geht, eine grundlegende Veränderung anzugehen, Dein Leben selbst in die Hand zu nehmen und für Dein eigenes Wohlergehen zu sorgen.

Aus Deinen Zeilen spricht auch die Einsicht, dafür fachliche Hilfe zu brauchen. Dabei kommt es jetzt nicht so sehr darauf an, ob ambulant, ob stationär, ob medizinisch oder psychologisch. Wichtig ist, dass Du Dich bewußt und entschieden auf den Weg machst, Dich und Dein Leben zu verändern.

Ich möchte Dich deshalb darin sehr unterstützen, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber Achtung: Du neigst dazu, sie anzufordern, aber dann nicht wirklich in Anspruch zu nehmen. Aus Angst vermeidest Du. Das ist verständlich und normal. Aber Du mußt die Entscheidung vorher treffen: ob Du Dich wirklich mit Dir auseinandersetzen willst, trotz aufkommender Ängste bzw. gerade wegen Deiner Ängste, Dich zu konfrontieren. Das ist Dein Einsatz !
Wenn Du nicht wirklich bereit bist, diesen Einsatz zu bringen und weiterhin auf ein Wunder von außen hoffst, dann wird alles so bleiben wie es ist oder schlimmer werden. Menschen können sehr viel aushalten, obwohl sie eigentlich nicht müßten.

Wenn Du Dich entschieden hast, dann ist der Weg eigentlich klar: Zuerst rate ich Dir, zu einem Facharzt für Neurologie und Psychiatrie zu gehen. Bespreche mit ihm, ob eine stationäre oder ambulante Therapie sinnvoll ist.
Eine stationäre Behandlung kann ein intensiver und geschützter Einstieg sein. Eine ambulante Psychotherapie sollte auf jeden Fall auf Deinem Entwicklungsplan stehen.
Auch Medikamente, z.B. Antidepressiva, können heute relativ nebenwirkungsfrei gut helfen und sind ein Baustein in einer Therapie.

Ich wünsche Dir eine gute Entscheidung - für das Leben und Deine verborgenen Möglichkeiten und gegen Selbstmitleid und Passivität.

Herzliche Grüße

Bernd Remelius



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