Ich bräucht mal einen Rat!

Hallo,

im Moment komm ich mit nichts mehr klar.
Ich habe seit 15
Jahren eine Angststörung und Panikattacken.
Therapien und Medis habe ich hinter mir und kam eigentlich ganz gut damit zurecht.
Ich arbeite Vollzeit als stellvertretende Filialleitung im Verkauf und habe eine 15-jährige Tochter.
Ich lebe mit meinem Partner zusammen, er ist nicht der Vater des Kindes,und meine Tochter ist halt altersentsprechend !!! zur Zeit mies drauf.
Ich kann nicht für sie da sein, wie es vielleicht sein müsste, weil ich ganztags arbeiten gehen muss.
Die letzten dreieinhalb Jahre waren sehr anstrengend und schwierig für uns,weil mir mein Exmann einen Berg Schulden hinterließ, und er sich um nix mehr gekümmert hat.Die finanziellen Sorgen fraßen mich damals auf.
Ausserdem geriet meine Tochter durch die Trennung völlig abseits, da sie sehr an ihrem Vater hing.Es kostete so viel Kraft, sie wieder aufzufangen, da ich mich noch um so vieles kümmern musste,unser Haus verkauft werden musste.wir wieder umgezogen sind .....
Wir haben zwar alles so weit wieder hingekriegt, aber trotzdem fingen die PA`s wieder an und es geht mir nie wirklich so richtig gut.
Ich nehme kaum an Gewicht zu,obwohl das mal dringend nötig wäre, ich esse eigentlich normal, und trotzdem krieg ich kein Gramm mehr drauf.
Liegt das an den PA`s?
Manchmal denke ich schon, dass ich ne Krankheit hab, die mein HA nicht entdeckt.
Dort war ich schon und meine Beschwerden(Übelkeit,Rückenschmerzen,innere Unruhe...)werden halt auf meine Angststörung geschoben.Starke Medis kann ich nicht nehmen, da ich jeden Tag mit dem Auto ne halbe Stunde zur Arbeit fahren muss u.auch im Geschäft voll da sein muss.Was aber kann ich sonst noch tun?
Ich wäre dankbar, wenn ihr mir einen Rat geben könntet.

Liebe Grüsse,
alxis

Hallo alxis,

wenn ich mir das so von außen anhöre, was Du schilderst, dann wächst von Satz zu Satz meine Hochachtung über Deine bisherige Lebensleistung. Das hätte nicht jeder geschafft, was Du geschafft hast. Ich ziehe wirklich und ehrlich meinen Hut vor Dir.

Daß Du in diesen ganzen dramatischen Zeiten nicht wieder völlig in alte Angstmuster zurückgefallen bist, zeigt mir, dass Du auch stärker geworden bist, Dir mehr vertraust und so hoffe ich, ein Stück selbstsicherer als früher bist. Das ist nämlich der beste Schutz.

Ich denke auf der anderen Seite, dass dies alles ziemlich viel Kraft gekostet hat und noch kostet. Dein Tank scheint mir ziemlich leer und trotzdem fährst Du wohl nicht zur Tankstelle.
Es wäre nicht verwunderlich, wenn Du ziemlich ausgebrannt wärst, Du aber glaubst, dass Du Dir das nicht eingestehen kannst.
Eigentlich bist Du jetzt endlich mal selbst dran, Dir was Gutes zu tun, Kraft zu schöpfen. Aber irgendwie tust Du das wohl nicht?
Hast Du es nicht verdient? oder ein schlechtes Gewissen anerzogen bekommen, dass man in erster Linie und immer für andere da sein muß? Das mag ja alles sein - aber das kann niemand, wenn er selbst erschöpft ist.

Deshalb wäre es an der Zeit, dass Du mehr für Dich tust ! Du kannst klein anfangen, wenn Du willst: mit was kannst Du Dich manchmal belohnen? was kannst Du mehr und öfter für Dich tun, was Dir gefällt und Spaß macht? kannst Du Hobbys reaktivieren? täte Dir ein Kurs an der VHS gut? möchtest Du nicht mal Entspannung lernen, oder QuiGong, oder sonst etwas, was Dich körperlich entspannt und zu einem guten Gefühl führt? Oder wann warst Du zum letzten Mal bei der Kosmetikerin, oder bei einer Mass.? wieviel bewegst Du Dich, treibst Du Sport, vielleicht mit anderen Frauen? - [u]Was täte Dir gut ?[/u]

Manchmal schafft man es aber nicht aus dem Alltag heraus, mehr für sich zu tun. Dann ist es an der Zeit, eine psychosomatische (Reha)Kur zu machen, einmal Zeit zu haben nur für Dich, Dir Gutes zu tun und zu tanken.

Höre ich Dich sagen: schön wärs ja, aber wegen dem und dem und der und der geht das ja alles nicht?
Wenn Du es wirklich willst und wenn Du es Dir vor allem wert bist - dann geht es, dann wirst Du es mit ein bißchen Organisation auch hinkriegen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir eine schöne Weihnachtszeit als Beginn dafür, dass Du erkennst, das ein Auto nicht ohne Kraftstoff fährt, sondern nach einigen Stotterern liegen bleibt. Und das gilt auch für uns Menschen. Da bist Du leider keine Ausnahme.

Herzliche Grüße

Bernd Remelius