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Liebes Expertenteam,
ich habe zur Zeit öters das Problem, dass sich meine Gedanken quasi verselbständigen. Ich denke dann konfuses Zeug und habe das Gefühl, ich kann das nicht steuern. Ich habe dabei zwar keine Panikattacken mehr, aber das macht mir trotzdem Angst. Es ist schwer zu beschreiben. Die Gedanken rasen halt manchmal einfach. Ich kann mich dann auch kaum auf das Spielen mit meiner kleinen Tochter konzentrieren, weil ich ständig in irgendwelche Grübeleien versinke. Manchmal sind die richtig trübsinnig. Manchmal stehe ich regelrecht neben mir und meine dann auch komisch auf andere zu wirken. Ich traue mich schon kaum noch mit fremden zu reden, weil ich denke, die sehen mir das an und halten mich für bekloppt.
Ich hoffe ich konnte mein Problem einigermassen verständlich beschreiben.
Ich möchte einfach nur wissen, ob das ein normales Symptom bei einer Angststörung ist, oder ob ich doch verrückt werde. Ich habe Angst davor total verwirrt zu werden, nichts mehr auf die Reihe zu kriegen und mich nicht mehr zurecht zu finden. Manchmal habe ich sogar wenn ich unterwegs bin Angst, plötzlich nicht mehr nach Hause zu finden weil ich den Verstand verliere.

Ich hoffe Sie können mir helfen...

15.11.2007 16:32 • 19.11.2007 #1


1 Antwort ↓

Hallo callisto,

das, was Du schilderst - Gedankenflucht und Grübeleien - können schon Begleiterscheinungen von starken Ängsten sein. Sie sprechen möglicherweise aber auch dafür, dass Du Deine derzeitige Situation zunehmend depressiv verarbeitest. Das heißt aber nicht, dass Du verrückt bist oder wirst.

Trotzdem würde ich diese Signale ernst nehmen, dass Du noch keinen ausreichenden Weg gefunden hast, mit dem, was Deine Ängste und Beschwerden verursacht, so umzugehen, dass Deine Symptome nachlassen.

Wichtig erscheint mir, dass Du doch noch aktiver an einer Veränderung arbeiten solltest.

Hier kann ich Dir, weil ich Dich und Deine Lebensgeschichte nicht kenne und über ein Internetforum auch keine Therapie möglich oder sinnvoll wäre, nur allgemeine Ratschläge geben.

1. Selbsthilfebücher zur Information und für erste Schritte, z.B. Wolf/ Ängste verstehen und überwinden sowie Merkle/ Wenn das Leben zur Last wird aus dem PAL Verlag. Wichtig ist, mit welcher Einstellung Du mit solchen Büchern arbeitest. Nicht erwarten, dass das Lesen allein weiterbringt ! Schritte und Übungen, aktives sich bewusst anders verhalten, Empfehlungen umsetzen sind das Wichtige. Die Bücher immer wieder zur Hand nehmen und anwenden - gerade wenn es Dir schlechter geht.

2. Damit im Zusammenhang - um das Grübeln zu reduzieren - kann ein sog. Grübelstuhl hilfreich sein. Erlaube Dir, zu grübeln, solange Du es noch zu brauchen glaubst - aber nur 15 Minuten pro Tag, auf einem bestimmten Stuhl und schreibe alle Gedanken auf. Manchmal geben einem diese Gedanken ja auch wertvolle Hinweise, manchmal sind sie auch einfach nur eine negative Gewohnheit, die geschwärzte Brille.
Wenn Du aus den Büchern mehr über den Umgang mit negativen Gedanken gelernt hast, kannst Du anfangen, noch auf dem Stuhl, gegen Deine Grübelgedanken zu argumentieren. Schreib auch die Gegenargumente auf. Und stoppe das Grübeln außerhalb dieser Zeit immer sofort, wenn es auftaucht. Vertröste es auf die Grübelzeit und erlaube ihm nicht, dass es über Dein Denken bestimmt. Du bestimmst über Dein Denken, sonst niemand.

Oft sind bei dieser Umstellung auch Symbole hilfreich z.B. eine geschwärzte Brille beim negativen Grübeln aufsetzen, sie bewusst gegen eine andersfarbige Brille austauschen, wenn Du Gegenargumente suchst oder Dich mit Schönem beschäftigst. All dies sorgt dafür, dass unser Gehirn neue Verknüpfungen leichter schafft und nicht in alten Mustern verharrt.

3. Wenn Du merkst, Du bist auf dem richtigen Weg - prima ! Mache immer mehr davon. Wenn Du es nicht alleine schaffst, ist das keine Katastrophe ! Dann hol Dir Hilfe in Form einer ambulanten Therapie.

Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei und verbleibe mit herzlichen Grüssen

Bernd Remelius




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