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Ich weiß mir keinen Rat mehr. Eine gute Freundin von mir zerbricht an ihrer Einsamkeit. Sie schottet sich total ab, geht nicht ans Telefon, beantwortet keine SMS. Sie hat bereits eine Therapie hinter sich und bekommt jetzt keine mehr genehmigt, da sie als austherapiert gilt. Letzte Woche ging es ihr so schlecht, dass sie einfach nicht zur Arbeit gegangen ist und sich auch nicht krankgemeldet hat. Sie bat mich um ihren Rat, wie sie dies beim Arbeitgeber entschuldigen solle. Ich gab ihr den Rat die Wahrheit zu sagen, da sie nach 1,5 Tagen unentschuldigten Fehlen, keine überzeugende Ausrede anbringen könne. Wie ich bei diesem Gespräch erfahren habe, bietet ihr Therapeut ihr seit Jahren an, in eine Gesprächsgruppe zu kommen. Dies allerdings nahm sie bis jetzt nicht an, da sie ihre Probleme mit dem Alleinsein nicht vor Fremden besprechen will. Ich sagte ihr, sie habe dabei doch nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen. Auch würde sie dabei erfahren, dass sie nicht alleine mit ihrem Problem wäre. Ich habe ihr angeboten, sie zu begleiten, was sie aber abschlug. Ich empfahl ihr das Buch von Ihnen Raus aus der Einsamkeit, das ich selber schon gelesen habe. Daraufhin meinte sie, sie habe bereits genug Bücher gelesen. Sie ist so verzweifelt. Ich mache mir ernsthaft Sorgen, da sei einen Spruch von sich gab, der mir Angst macht. Sie würde sich am liebsten ins Auto setzen und gegen einen Baum fahren. Was soll ich tun? Ich selbst habe auch meine Probleme (trockener Alk., totale Unzufriedenheit auf der Arbeit, da keine Arbeit auf der Arbeit, Bewerbung auf andere Stelle läuft, Aussichten nicht so gut). Als ich schon mal ein Gespräch mit ihr führte, als es ihr nicht gut ging, zog sie mich selbst mit runter. Ich kann mir ihre Probleme doch nicht auch noch auflasten. Bitte geben Sie mir einen Rat, was ich machen soll?
Gruß
Sabine

27.01.2008 20:06 • 31.01.2008 #1


1 Antwort ↓

Hallo ilios,

das ist eine wirklich schwierige Situation für Dich. Das wäre aber auch für jeden anderen, z.B. auch für einen Therapeuten, eine äußerst schwierige Situation, für die es keine einfache Lösung gibt.

Wenn ein erwachsener Mensch nicht will, dass man ihn beinflußt und an ihn herankommt, dann wird das auch nicht möglich sein. Da hast Du schon viel Verantwortung gezeigt und - soweit ich das beurteilen kann - auch alles versucht.

Es ist nun wichtig, dass Du auch die Grenzen Deiner Verantwortung und Deiner Möglichkeiten erkennst und achtest. Eine zu große emotionale Verstrickung tut Dir nicht gut und würde auch Deiner Freundin nicht helfen. Schließlich weist sie alle Deine Angebote zurück. Sag ihr dies einmal, dass dies schwierig für Dich ist und dass Du nichts für sie tun kannst, wenn sie nicht auch will. Und welche Belastung das für Dich ist.

Die Aufmerksamkeit, die Du ihr bis jetzt gibst, kann im Gegenteil noch verstärkt dazu führen, dass sie selbst nichts tut und Lösungen nur von außen erhofft, die sie dann aber gar nicht zulässt. Dies macht Dich in der Tat hilflos ! Aber das liegt nicht an Dir ! Und Achtung: mache Dich nicht abhängig (wenn auch nicht von Alk.)!

Ich entnehme Deinen Worten auch, dass sie sich vielleicht etwas antun könnte und das macht Dir verständlicherweise Angst - und Du frägst Dich: Habe ich wirklich alles getan, was möglich war ? Ich denke ja.
Bei akuter Suizidgefahr kannst Du selbstverständlich noch das Gesundheitsamt einschalten oder wende Dich an einen sozialpsychiatrischen Dienst, der für Eure Gegend zuständig ist. Aber denke dabei immer daran, dass Du nicht die Macht hast, das Leben Deiner Freundin zu verändern. Letztendlich entscheidet nur sie selbst - auch über ihr eigenes Leben oder ihren Tod. Das ist unsere Freiheit als Menschen, aber auch die Aufgabe, die damit verbundenen Konsequenzen ertragen zu müssen.

Ich wünsche Dir, dass Du nicht irgendwann um Deine Freundin trauern musst und ihr, dass Sie doch noch einen anderen Weg für sich findet.

Liebe Grüße

Bernd Remelius




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