Hallo,
es ist immer wieder interessant für mich als Therapeut, weil dies sehr häufig passiert, auf Menschen zu treffen, die glauben, sie hätten die Zusammenhänge wirklich verstanden, aber ein einziger Satz offenbart, dass sie dies zwar glauben, aber in Wirklichkeit immer noch an ihrem alten Glauben festhalten. So ist dies m.E. auch bei Dir.
Dein Satz ...wenn die Kraft der negativen Gedanken und folglichen Bewertungen, immer noch stärker sind zeigt dies eindrücklich. Was drückst Du in diesem Satz wirklich aus, wenn man ihn genau, Wort für Wort liest?
1. Du bedenkst dabei nicht den Zusammenhang mit Deinen Gefühlen. negative Gedanken und folgliche Bewertungen sind auf gleicher Ebene - Gedanken und Einstellungen (siehe auch Wolf, Ängste verstehen und überwinden, PAL Verlag)- richtig ist: Gedanken und Bewertungen führen zu bestimmten Gefühlen, z.B. zu Angst, d.h. wenn DU bestimmte Gedanken denkst, dann MÜSSEN diese zu genau den Gefühlen führen, die damit ausgelöst werden.
2. Es geht nicht um NEGATIVE Gedanken - was ist da schon negativ und was ist positiv. Es geht um die Wirklichkeit richtig wiedergebende Gedanken, rationalere Gedanken, die Dir Deine Situation möglichst objektiv widergeben und damit zu angemessenen Gefühlen führen, z.B. Trauer bei Verlust, Angst in einer wirklich gefährlichen Situation - alles angemessene Reaktionen, auch wenn die Gefühle nicht gerade angenehm dabei sind - trotzdem können Gedanken dann richtig sein !
3. die Kraft der ....immer noch stärker sind - eine solche Überzeugung ist irrational und führt zwangsläufig zu Gefühlen der Resignation, Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit - oder etwa nicht? Aber warum irrational: weil dieser Gedanke suggeriert, das das, was Du denkst, unabhängig von Dir ist und einfach so über Dich kommt. Dies ist aber nicht so ! DU DENKST DIESE GEDANKEN, ganz aktiv. Es sind noch immer DEINE Überzeugungen, nicht wirklich überprüft, ob sie denn stimmen. Und dies zeigt auch, dass Du noch lange nicht andere, Wirklichkeitsgerechtere Gedanken so oft eingeübt hast, dass sie wirklich zu einer neuen Überzeugung werden konnten, die dann mit der Zeit auch andere Gefühle nach sich ziehen. Zuerst ändern sich Gedanken und Überzeugungen - durch DICH selbst - und erst später passen auch die Gefühle dazu. Erst dann hast Du Dich und Deinen Körper, Dein Gefühlsgedächtnis davon überzeugt, dass Deine alte Angst nicht mehr notwendig ist und Dir HEUTE Falsches signalisiert. Dies aber gelingt nur, wenn Du immer wieder IN DEN ANGSTSITUATIONEN diesen Prüfungsprozess durchläufst. Nur die Einsicht reicht nicht aus !
Aber auch dieser Veränderungsprozess reicht nicht aus - auch Dein Verhalten muss dann immer wieder diesen neuen Einstellungen angepasst werden, wenn eine stabile Veränderung eintreten soll. Sich mit der Angst real zu konfrontieren, sich immer wieder der Angst zu stellen, ohne zu vermeiden, ohne zu fliehen. Nur dadurch kannst Du umlernen und Dich überzeugen, dass eine irrationale Angst nicht mehr notwendig ist.
Also an den Anfang zurück - beginne noch einmal von vorne, wenn Du dies wirklich willst und folge diesen Erkenntnissen.
Ich hoffe, dass Dir dies wieder Mut macht und Du aktiv für Deine Veränderung kämpfst und arbeitest
Alles Gute dabei wünscht Dir
Bernd Remelius