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Hallo liebes Expertenteam,

was ich nun schreibe klingt wahrscheinlich ziemlich banal,aber es belastet mich wirklich.
Zu einer Panikattacke bzw. Angststörung gehört ja nunmal leider eine Reihe von Symptomen. Mit den meisten davon habe ich mich inzwischen abgefunden, ich kann sie irgendwie ertragen.
Allerdings habe ich regelmäßig - in der Schule eigentlich immer- starke Muskelverkrampfungen. Besonders schlimm ist es bei Referaten, aber auch im normalen Unterricht tritt es leider fast durchgehend auf. Betroffen sind mein Nacken,Schultern,Rücken,Oberschenkel und leider auch meine Pomuskulatur, was mir natürlich am unangenehmsten und peinlichsten ist. Ich höre dann von anderen doofe Kommentare,die in die Richtung gehen: guck mal,das sieht so aus,als ob die total auf Klo muss . Wenn ich dann merke, dass mein Umfeld es mitbekommt, wird meine Panik natürlich nur noch intensiver. Ich trage schon immer nur noch Mäntel (im Winter ist das ja kein Problem), um meine Beine und vorallem meinen Hintern zu verdecken. Ich habe einfach panische Angst davor,dass sich meine Muskeln in der Öffentlichkeit verkrampfen und andere es bemerken. Hinzu kommt noch, dass so eine Dauerverkrampfung über einen längeren Zeitraum wirklich schmerzhaft ist.
Könnt ihr mir nicht einen Ratschlag geben?
Mit Progressiver Muskelentspannung hab ichs schon versucht...aber in den betreffenden Situationen verkrampfen sich die Musklen trotzdem..ich kann da einfach nichts gegen tun.

14.01.2009 21:52 • 19.01.2009 #1


1 Antwort ↓

Hallo Lady,

das, was Du schreibst, ist für Dich sicher nicht banal, weil Du darunter leidest. Trotzdem schreibst Du dies ganz am Anfang. Ich vermute deshalb, dass es Dir mehr als wichtig ist, welches Bild von Dir bei anderen entstehen könnte, wie Dich andere bewerten, wie Du bei anderen ankommst, was andere über Dich denken könnten usw. Das hat zentral mit der Angst vor sozialer Bewertung zu tun. Du sagst also quasi: niemand darf mich so sehen, wie ich nun mal im Augenblick bin (z.B. verspannt !), ich bin nicht so in Ordnung (und das geht sicherlich über das Verspanntsein hinaus), wie ich bin und es wäre eine Katastrophe, wenn mich andere deshalb negativ bewerten und ablehnen würden.

Das erscheint mir die zentrale Grundlage für Dein Problem - nicht etwa die Verspannungen. Die sind nur Folge davon, weil Du Dich ständig danach absuchst und damit selbst für die Verspannungen sorgst und sie aufrecht erhältst.
Deshalb ist es wichtig, diese Einstellungen zu Dir zu erkennen und zu verändern. Hier würde ich Dir gern zwei Bücher empfehlen, die das Vorgehen zeigen: Merkle/Wolf, Gefühle verstehen, Probleme bewältigen sowie Wolf/Ängste verstehen und überwinden aus dem PAL Verlag. Nur allein lesen reicht aber nicht. Du musst damit arbeiten und das Vorgehen einüben. Sonst wirst Du in Situationen, wo Dein altes Muster noch automatisch ausgelöst wird, nicht richtig gegensteuern können, weil Du unter Stress stehst. Und unter Stress neigen wir dazu, auf alte, gut eintrainierte Muster automatisch zurück zu greifen, auch wenn wir darunter schon leiden (bei Dir: Angst wird ausgelöst).

Das Gleiche gilt für Entspannungsmethoden. Erst wenn sie so gut eingeübt sind, dass Du sie in Stresssituationen abrufen kannst, werden sie richtig wirksam. Deshalb solltest Du mit der progressiven Muskelentspannung nicht aufhören, weil Du jetzt noch denkst, das es nicht ausreichend wirkt. Es ist wichtig, täglich Deine Übungen zu machen, bis Du Entspannung spürst, wenn Du nur an eine Übung denkst oder innerlich mit Ruhe als Signalwort Entspannungsreaktionen abrufen kannst. Dann solltest Du Dir die Situationen, in denen Du sehr verspannt reagierst, zu Hause innerlich genau vorstellen, bis Du Anspannung spürst und dann mit Entspannungssignalen reagieren, bis diese Anspannung wieder geringer wird. Dies immer wieder in der Vorstellung üben ! Dann kannst Du Entspannung sicherlich - zusammen mit der Veränderung Deiner Einstellungen zu Dir selbst ! - auch immer besser in den realen Situationen einsetzen.

Zum Schluss noch eine diagnostische Einschätzung, die ich allerdings mit der Einschränkung gebe, dass ich nur die Informationen habe, die Du mir jetzt geschrieben hast. Aufgrund dieser Informationen würde ich nicht davon ausgehen, das Du eine Panikstörung hast, auch wenn Du vielleicht manchmal starke Angst verspürst, sondern das bei Dir eher eine soziale Angst vor negativer Bewertung und Ablehnung besteht. Vielleicht denkst Du mal darüber nach, oder holst Dir professionelle Hilfe, um das mit einem Fachmann zu besprechen.

Weitere Informationen könntest Du neben den Links hier im Forum auch noch unter https://www.psychic.de/progressive-musk ... cobsen.php finden.

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius




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