Angst im Vorfeld

Liebe Frau Wolf,
ich wende mich an Sie, weil mich etwas sehr schwer belastet; Genauer gesagt so stark, dass ich z.Z. kaum schlafen kann bzw. kaum für meine Prüfungen lernen.
Ich studiere BWL und uns BWL-Studenten wird 1Semester im Ausland ans Herz gelegt, um bessere Job-Chancen zu haben.
Ich habe mich nun auch für ein Semester an einer Partnerhochschule im Ausland beworben und es sieht auch gut aus, dass ich diesen bekomme.
Leider habe ich seit dem Tod meiner Mutter (desweg. habe ich Ihnen schon einmal geemailt; Ich weiss nicht, ob Sie sich erinnern können?!) unglaubliche Angst, wenn ich nachts alleine bin. Zudem tut mir mein gewohntes Umfeld sehr gut, auch in Bezug auf meine Panik, die noch ab und zu auftritt (in Therapien ware ich jahrelang; Derzeit bekomme ich keine neue Therapie, daher schlage ich mich alleine durch). Seit der Bewerbung für den Auslandsplatz kann ich kaum schlafen, da beim Einschlafen all die Ängste davor auftreten: alleine zu sein, weg aus der gewohnten Umgebung usw. Dabei weiss ich, dass ich selbst dafür Sorgen kann, dass ich mich dort wohl fühle (Besuche von Freunden organisieren, Sprache lernen usw.) und es ist noch über 1Jahr entfernt. Trotzdem brechen nachts immer alle Gedanken diesbezügl. über mich herein und halten mich wach. Mich belastet das sehr. Das Auslandssem. einfach nicht zu machen scheint mir allerdings auch keine Lösung zu sein, da man ja nicht mit Vermeidung reagieren sollte. Zudem bin ich mir sicher, dass dieses Semester mich persönl. sehr viel weiter bringen wird (abgesehen von den berufl. Möglichkeiten, die es ermöglicht). Leider kann ich die Gedanken daran nicht verdrängen. Können Sie mir raten, wie ich jetzt im Vorfeld mit der Angst umgehen kann?! Meine Prüfungen beginnen näml. schon am Do. und die Tage bin ich kaum leistungsfähig weg. dem wenigen Schlaf und den vielen Sorgen.
Vielen Dank für Ihre Hilfe im Voraus!

Hallo, Sweetypie,
neue Situationen bereiten den meisten Menschen zumindest ein ungutes Gefühl, wenn nicht auch Angst. Da du im Augenblick ohnehin angeschlagen bist, ist es verständlich, dass du dich sorgst. Besonders nachts, wo du deinen Sorgen quasi wehrlos ausgeliefert bist, tauchen sie dann natürlich auf. Du kannst aber auch etwas tun, um deinen Sorgen den Stachel zu nehmen. Vor der Prüfung solltest du sie einfach nur mit den Gedanken wegschieben: Nach der Prüfung seid ihr mein Thema. Nach der Prüfung ist es wichtig, sich bewusst mit den Sorgen zu befassen. Denke dann deine Sorgen zuende. Was kann schlimmstenfalls im Ausland passieren? Wirst du in die Psychiatrie eingewiesen? Fährst du vor Ende des Semesters nach Hause? Fällst du durch die Prüfung? Lass die Gefühle zu, die du mit diesem Gedanken verknüpfst. Male dir lebendig aus, wie es dir dann geht. Bleibe so lange, bei der Katastrophenphantasie, bis sie dir weniger Angst macht. Dann kannst du dir überlegen, wie du auch noch mit der schlimmsten Katastrophe umgehen kannst. Wie kannst du dir den Aufenthalt erleichtern? Wie schaffst du es jetzt, eine Nacht zu überleben? Welche Fähigkeiten hast du dann im Ausland ebenfalls zur Verfügung? Es ist nur die Angst, die dich vom Auslandsstudium abhält, und die Angst kannst du ertragen und beeinflussen.
erstmal drücke ich dir jetzt die Daumen für die Prüfung.
Dr. D. Wolf