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Hallo!

Vorneweg ein kurzer Abriss von mir:
Ich bin 31 Jahre alt. Schon seit meiner Jugend habe ich immer wieder bei gewissen Situationen ein komisches Gefühl im Bauch. Als Kind war das oft bei neuen Situationen. Später dann als Jugendlicher ( Hauptschule - Realschule ) hatte ichs zwar seltener aber es verschwand nicht. Schlimm zu werden beganns erst als ich nach der Realschule anfing mich zu bewerben, bei jedem Vorstellungsgespräch hatte ich direkt Panik hinzugehn. Ich machte mir aber keine Sorgen darüber ob ich nicht genommen werde sondern ehe das ich genommen werde?!? Ähnlich gings mir dann an meinem ersten Ausbildungstag wie auch an dem ersten Berufschultag ( nachdem ich mich eingewöhnt hatte gings ohne Probleme ). Seither ( Ausbildung - dort gearbeitet - Studium - jetzt Arbeitssuchend ) habe ich immer bei ( Erst-, seltenen ) Kontakten direkt ne Panik davor.

Momentan ist grad wieder so eine Situation, ich such eine nach dem Studium eine Stelle doch ich hab schon beim Bewerbungsschreiben ein komisches Gefühl. Jetzt bin ich für nächste Woche zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und ich dreh teilweise fast am Rad. Immer wieder kommen mir teils unsinnige Gedanken. Was ist wenn ich die Stelle bekomme? Was ist dann mit meiner Familie ( wohne noch daheim ) wir ( meine Mutter u. ich )holen meinen 3-jährigen Neffen immer
vom Kindergarten ( anderer Ort wo meine Schwester wohnt ) ab so das er dann den Nachmittag bei uns ist während meine Schwester arbeitet ( 2x die Woche ). Selbst so was unwichtiges kommt mir in den Sinn wie es dann mim Essen läuft wenn meine Mutter Mittags daheim ist.

Das ganze ist dann immer von verschiedenen Angst-/Panikattacken begleitet. Zwischendurch schaffe ich es zwar ruhig zu bleiben aber es kommen immer wieder diese Zustände ( größtenteils total unlogische, irrationale )?

Was ist das bzw. was kann ich tun?

24.10.2007 08:23 • 25.10.2007 #1


1 Antwort ↓

Hallo ghost,

erstmal herzlich willkommen hier im Expertenforum.

Das, was Du schreibst, scheint mir recht eindeutig zu sein und besteht wohl schon recht lange bei Dir: Du schilderst teilweise massive Erwartungsängste vor neuen Situationen, die Du noch nicht recht einschätzen kannst. Du vertraust Dir und Deinen Kompetenzen in diesen Augenblicken nicht, mit diesen Herausforderungen erfolgreich umgehen zu können. Damit werden sie von Herausforderungen zu Stresssituationen mit entsprechenden körperlichen Begleiterscheinungen und Ängsten.

Erfreulich - und dazu möchte ich Dich wirklich beglückwünschen - ist, dass Du trotz dieser Ängste viel erreicht hast. Sie bestimmen Dein Leben also noch nicht, sondern sind nur unangenehme Begleiterscheinungen. Dafür spricht auch, dass Deine Angst geringer wird, wenn Du erstmal in der Situation drin bist.

Die Gedanken, die Du Dir dann über Deine Familie machst, bedeuten m.E. zweierlei:

1. Damit beugst Du schon vor, wenn Deine Ängste sich bewahrheiten würden. Dann wäre es nicht so schlimm, sondern es gäbe auch positive Gründe, die es auch ganz gut erscheinen lassen, dass es nicht geklappt hat. Dies ist ein psychischer Schutzmechanismus, den wir Menschen oft anwenden (meist automatisch und unbewusst).

2. Du scheinst noch tief in Deiner Familie verwurzelt zu sein, siehst darin auch noch oft Deine (Lebens-?)Aufgabe und hast möglicherweise den inneren Sprung in die erwachsene Selbständigkeit und Unabhängigkeit noch nicht geschafft (oder noch nicht schaffen dürfen/wollen? - manchmal hat man unbewusste Aufträge, die einem die Familie unausgesprochen gibt, die einem nicht bewusst sind und die man bisher noch nicht ablehnt, sondern sie weiterhin erfüllt. Das führt aber manchmal dazu, dass man in große Konflikte kommt: die Familie oder ich? Manchmal geht aber sowohl als auch. Das muss man aber erst herausfinden. Dies wäre eher eine familientherapeutische Sichtweise Deiner Ängste.)

Setze Dich mit Deiner Angst aktiver und intensiver auseinander. Dies kann für Dich zu einer persönlichen Weiterentwicklung führen und Dich auch erwachsener und reifer werden lassen.
Also keine Störung - sondern eine Chance !

Empfehlen würde ich Dir zur Information Ängste verstehen und sie bewältigen von Fr.Dr.Wolf. Hinsichtlich der familienorientierten Perspektive wäre eventuell für Dich interessant: Janet Dyer, Begreift doch endlich, ich bin erwachsen aus dem PAL Verlag.

Selbstverständlich kannst Du Dir auch psychotherapeutische Hilfe holen, die in Deinem Fall meines Erachtens in erster Linie Entwicklungsbegleitung wäre, weil Du insgesamt auf einem guten Weg scheinst.

Ich wünsche Dir dabei alles Gute und schicke Dir einen herzlichen Gruss

Bernd Remelius




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