Co-Abhängigkeit oder Angst vor einer neuen Beziehung?

Ich habe inzwischen ein Problem in einer Beziehung.
Vor einiger Zeit habe ich(55) eine Frau(49) kennen gelernt. Sie war ca. 9Jahre mit einem Alk. leiert.
Seit unserem Kennenlernen haben sich einige unschöne Situationen mit dem Ex abgespielt, die ich aus Gründen der länge meiner Ausführungen nicht im Einzelnen niederschreibe.
Sie hat mich über die Zeit immerwieder mit der Aussage abgewiesen, sie bräuchte Abstand.
Wie sich herausstellte, hat sie Verbindung mit dem Ex aufgenommen, der sie psychisch unter Druck gesetzt hat.
Also ist sie wieder zurückgekehrt, um festzustellen, nicht Glücklich zu sein und mich lieben würde.
Ok, sie hat für sich festgestellt, dass sie in einer Co-Abhängigkeit steckt.
So ist sie mit dem Vorsatz zurückgekommen, sich therapieren zu lassen, ich habe mich entschlossen, ihr diese Chance zu geben.
Festellen musste ich, dass sie eine Therapie erst in einiger Zeit bekommen würde und allen Ratschlägen von anderer Seite zum Trotz Kontakt zu Ex hielt.
Ich wurde dadurch sensibilisiert und habe sie gebeten keinerlei gearteten Kontakt zu Pflegen.
Sie hat mir dann gesagt, sie kenne durch Literatur und Internet zwischen die Mechanismen der Co-Abhängigkeit.
Jetzt hat sie mir wieder nach einem Telefonat mit dem Ex, der seit 6Wochen Trocken sei, gesagt dass sie meine Nähe nicht ständig ertragen könne und Abstand benötige, zu dem habe sie Probleme damit, ihre Gefühle mir gegenüber zu zulassen und Zeit benötige, mit dem Ex wolle sie aber nichts mehr anfangen.
Ist es nun eine Lüge? Bin ich zu Empfindlich? Hat sie ein generelles Problem mit einer Beziehung, wenn sie schon vorher mehrfach aus einer in die andere Beziehung flüchtete?

Hallo simple8,

es ist schwierig oder gar unmöglich, aus der Ferne und nur mit Informationen des einen Partners, eine Beziehungssituation zu beurteilen. Das wäre nicht nur ungerecht, nein, ich würde mich auch zum Kumpan mit einem Partner machen.

Also kann ich Dir nur einige allgemeine Hinweise geben, die für Eure Situationen zutreffen können, aber nicht müssen.

Einiges könnte dafür sprechen, dass sich Deine Partnerin noch nicht wirklich emotional von Ihrem früheren Partner lösen konnte. Dies wäre auch bei einer Co-Abhängigkeit nicht verwunderlich. Dann will Sie eventuell Distanz wahren, kann es aufgrund ihrer psychischen Struktur aber nicht.

Wenn Sie sich immer wieder über zu viel Nähe beklagt, ist es durchaus möglich, dass Ihr beide auch eine eher klammernde, sehr enge und von zu viel gegenseitiger Abhängigkeit geprägte Beziehung lebt - also ähnliche Strukturen wie früher in der ersten Partnerschaft - auch wenn bei Dir Alk. keine Rolle spielt.

Deine Schilderung zeigt auf jeden Fall viel Verstrickungen untereinander, die immer wieder zu Problemen in der Beziehung führen. Meiner Erfahrung nach, kann dieses ständige Hin- und Her sehr lange Jahre halten, ohne dass die Beziehung beendet wird., auch wenn alle einen Preis dafür zahlen müssen. Alle haben aber auch irgendwie etwas davon - das natürlich nicht bewusst. Dies geht oft so lange, bis einer der Beteiligten eine echte Entscheidung treffen kann und die auch durchhält - gleich welche Wieder - Annäherungsversuche darauf folgen - also aus einer Abhängigkeit heraustritt.

Oder Ihr versucht das alte Muster zu unterbrechen - z.B. in dem Ihr eine Paarberatungsstelle oder eine Beratungsstelle für Suchtgefahren (auch für Angehörige da) aufsucht, Eure Beziehung klärt und dann schaut, ob und wie Ihr Eure Partnerschaft weiterführen wollt. Manchmal ist einfach eine Unterstützung von außen hilfreich, um nicht nur im eignen Saft zu schmoren.

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius