@Sprotte
Zitat von Sprotte: Es fehlt auch die Bestätigung, dass es nicht gepasst hat.
Ja, das ist eine beachtenswerte Einsicht:
während man mit einem solchen Menschen zusammen ist, gibt einem im Endeffekt sogar die tägliche Erkenntnis, dass es eigentlich
nicht passt, eine gewisse Bestätigung. Und ich denke, hiervon handelt der geläufige Therapeutenspruch: lieber das vertraute Leid, als eine hinter der Beendigung des Leids lauernde Ungewissheit.
Zitat von Sprotte: Es fehlen natürlich auch Dinge, die, zumindest im ersten Jahr, wirklich schön waren. Da gehe ich jetzt durch. Leider mit allem, was die Angst so zu bieten hat…
Ja, da hast Du natürlich recht - sonst hättest Du Dich seinerzeit ja nicht verliebt. Ich habe mich auch mal aus einer sehr belastenden Beziehung befreit, schwankte mindestens 6 Monate, bis ich endlich nicht mehr konnte. Damals war ich auch hin und her gerissen, ob meine Entscheidung richtig war. Was mir aber in dieser Entzugsphase interessanterweise half, war: Trauer! Wie Du durchlief ich die schönen Augenblicke und wischte die schwierigen beiseite - gab mich dann irgendwann vollends der Trauer um den Verlust dieser Erfahrung hin. Das hat immens geholfen.
Oft entsteht nämlich Angst, weil wir es irgendwie nicht schaffen, eine andere Emotion zuzulassen oder ihr echten Ausdruck zu verleihen. Und deshalb können
gerade solche Abschiede diesen notwendigen Zugang provozieren. Der Schmerz
ist bereits der Beginn einer neuen Perspektive.
Nochmal zum Suchtvergleich - natürlich hatte mein Konsum auch ein paar gute Seiten - zumindest
während des Konsums, aus heutiger Sicht natürlich nicht mehr. Und ich habe während der Entwöhnung etwas ganz Wichtiges gelernt:
ich bereue nichts! Kein Glas B ier, keine durchzechte Nacht, kein Dummgeschwafel mit den einschlägigen Trinkkumpanen. Es war und
ist Teil meines Weges.
Und ebenso sind das unsere Beziehungen. Wir mögen sie bewerten und die Vor- und Nachteile betrachten aber letztlich sind es einfach nur
wertfreie Schritte, die wir gingen. Ohne sie wären wir heute ein klein wenig anders. Wie anders? Das können wir nicht wissen und ist auch unrelevant.
So gesehen, ist auch
jede Entscheidung die wir treffen, richtig -
folgerichtig.
Vielleicht kommt Dir die nächsten Tag eine Idee, welche Emotion die Angst in Deinem Fall kompensieren könnte. Oft liegt einem das ja nicht vor Augen, denn die Kompensation hat ja eben den Sinn, zu verdecken, auszublenden. Wie gesagt, bei mir war das eigentlich eine starke Trauer. Als ich diese rausließ, kam ich wieder in meine Mitte, die Angst vor meiner Entscheidung war überwunden, der Knoten gelöst. Ich erkannte ich Nachhinein, dass ich um
mehr trauerte, als um die zu Ende gegangene Beziehung, sondern in meinem Fall um ein gutes Stück (vorher) versäumtes Leben...
Und ein klein wenig Hoffnung darfst Du auch hegen, was Deine schon öfters besprochenen wirren Gedanken bei geschlossenen Augen und den Tinnitus angeht. Beide
könnten (!) mit einer
unzugänglichen Emotion oder einem
verdeckten Gedankengang oder Thema zusammenhängen. Falls Du aktuell in Therapie bist, sprich diesen eventuellen Zusammenhang vielleicht mal an. Unter günstigen Umständen löst sich jetzt gerade noch mehr als nur die Beziehung...