App im Playstore
Pfeil rechts
1

Hallo zusammen
Ich bin neu in diesem Forum und möchte einfach mal meine Situation darlegen. Ich bin 26 Jahre alt und leide seitdem ich denken kann an Panikattacken. Diese haben mich lange zwar genervt, aber nie gross eingeschränkt. Ich war dann ab ca. 16 Jahren sogar fast beschwerdefrei. Als ich dann ca. 20 Jahre alt war und jobbedingt oft lange in einem Raum sitzen musste (Bürojob), ohne dass ich jederzeit fliehen konnte, kamen die Panikattacken mit voller Wucht zurück. Meine Grundangst hinter den Attacken war immer schon die Angst vor dem Sterben und auch hypochondrische Ängste haben immer schon eine Rolle gespielt und sich dabei immer mal wieder auf etwas anderes fokussiert (mal Herz, Hirn, Krebs usw.). Das war so einschränkend für mich, dass ich eine Therapie begann. Für mich ist meine Therapie Gold wert, sie half mir von Anfang an und tut das auch heute noch, auch wenn es manchmal hartnäckig sein kann.

Ich habe dann meinen Beruf umgekrempelt. 2020 Dann der Totalcrash: Ich war mit meinem Freund in den Ferien und musste diese abbrechen aufgrund von unglaublich schlimmen Panikzuständen, die über eine Woche anhielten. Dann ging alles ganz schnell, ich kam als Noteintritt in eine psychiatrische Klinik. Mein Klinikaufenthalt dauerte 14 Wochen und half mir extrem weiter, zu diesem Zeitpunkt bestand auch noch eine Depression, diese war aber immer nebensächlich. Ich schloss meine Studienberechtigung in dieser Zeit (trotz allem!) erfolgreich ab und wollte danach studieren (Medizin/Psychologie). Dann kamen meine Sommerferien nach den Prüfungen, ich war schon auf Panik vorbereitet, da ich den Trend, dass diese immer nach Stressphasen auftritt, schon glaubte erkannt zu haben. Das war Gott sei Dank nicht der Fall, dafür lag ich fast einen Monat mit einem Bandscheibenproblem flach, was ich aber wieder in den Griff bekam.

Anschliessend absolvierte ich ein Praktikum im sozialpsychiatrischen Bereich, was mir sehr gut gefiel und woraufhin ich mich dazu entschied, Psychiatriepflegerin zu werden. Der Patientenkontakt erfüllt mich mit viel Freude und aufgrund meiner eigenen Geschichte kann ich mich gut in die Betroffenen einfühlen. Wichtig: Mich belasten die Geschichten anderer nicht zusätzlich. Ich finde es viel eher tröstlich, nicht alleine zu sein und anderen, denen es ebenfalls nicht gut geht, helfen zu können. Ich möchte mich auch nicht durch meine Arbeit selbst therapieren, keine Sorge! Vom Studieren bin ich wieder abgekommen, da ich Angst habe, dem Druck nicht gewachsen zu sein . Nach meinem Praktikum habe ich nun gerade wieder Sommerferien und wieder dasselbe Szenario: Ferien gebucht, konnte sie aber nicht antreten aufgrund zu starker Panikattacken, dieses Mal stark auf das Herz konzentriert (habe Extrasystolen, bin aber ansonsten herzgesund). Übermorgen beginnt mein neues Praktikum in einer psychiatrischen Klinik (nächstes Jahr dann die Ausbildung), worauf ich mich eigentlich sehr gefreut habe. Zur Panik hat sich nun auch noch ein Hörsturz gesellt (?!), ich gehe mal davon aus, wegen dem ganzen Stress. Keine Ahnung, ob ich mein Praktikum nun antreten kann.

Ich bin natürlich mittlerweile einfach nur noch frustriert, dass alle meine Bemühungen, mein ganzes angeeignetes Wissen und die jahrelangen Therapien wieder in Angst und Panik münden. Klar, ich habe die Panik mittlerweile besser unter Kontrolle als früher und kann mich auch schneller beruhigen. Aber dass ich immer noch notfallmässig ins KH muss wegen eingebildeter Herzrhythmusstörungen, nur um wieder entwarnt zu werden, verpasst mir schon einen gewaltigen Dämpfer. Ich habe Angst, dass mich die dauernde Panik irgendwann doch körperlich krank macht und ich früh sterben muss. Ich habe auch Angst, dass ich irgendwann einfach nicht mehr arbeiten kann, da ich nicht belastbar bin. Das wäre furchtbar für mich. Deshalb (falls jemand bis hierhin durchgehalten hat) stelle ich einfach mal ein paar Fragen, die mich beschäftigen:

- Geht es jemandem ähnlich und was für Bewältigungsstrategien habt ihr?
- Hat jemand Erfahrungen mit Hypnose oder Akupunktur gemacht?
- Was hilft euch, um mit der Angst vor dem Sterben umzugehen?
- Redet ihr mit eurem Arbeitgeber offen über eure Erkrankung oder macht ihr das situativ?
- Kennt sich jemand mit körperlichen Ursachen für Angst aus, z.B. Elektrolythaushalt, Tumore o.ä.?
- Gibt es andere Therapieansätze, die ihr (besonders bei Hypochondrie) empfehlen könnt?
- Welche Entspannungstechniken helfen euch? Meditiert ihr?
- Was hilft euch in einer akuten Angstphase?
- Wie geht man damit um, dass man unter Druck funktioniert, aber in stressfreien Phasen die Ängste wieder hochkommen?

31.07.2022 23:10 • 01.08.2022 x 1 #1


1 Antwort ↓

Willkommen @DuskToDawn,

Zitat von DuskToDawn:
Meine Grundangst hinter den Attacken war immer schon die Angst vor dem Sterben und auch hypochondrische Ängste haben immer schon eine Rolle gespielt und sich dabei immer mal wieder auf etwas anderes fokussiert (mal Herz, Hirn, Krebs usw.).

Bringst Du diese Grundangst quasi von klein auf mit? Du kannst also keine zeitlich bzw. thematisch auslösende Situation erkennen?
Falls nein, hast Du Dich schon mal mit HPU/KPU befasst?

Zitat von DuskToDawn:
- Hat jemand Erfahrungen mit Hypnose oder Akupunktur gemacht?

Ja, Akupunktur bei starken Rückenschmerzen sehr erfolgreich, bei Depression und Ängsten nicht hilfreich. Akupressur (Jin Shin Do) jedoch hat mir während des Burnouts sehr geholfen, ebenfalls Dekokte (TCM).

Zitat von DuskToDawn:
- Was hilft euch, um mit der Angst vor dem Sterben umzugehen?

Mir darüber Gedanken zu machen, was denn stirbt. Siehe z. B. auch mein Kontemplations-Thread.

Zitat von DuskToDawn:
- Redet ihr mit eurem Arbeitgeber offen über eure Erkrankung oder macht ihr das situativ?

Ich war selber der AG, aber ich würde als Arbeitnehmer jederzeit darüber sprechen.

Zitat von DuskToDawn:
- Kennt sich jemand mit körperlichen Ursachen für Angst aus, z.B. Elektrolythaushalt, Tumore o.ä.?

Zumindest habe ich einiges an relevanten Neurotransmittern zusammengetragen: therapie-klinik-reha-f122/heilung-allein-durch-psychopharmaka-t114657-80.html#p2587027 und ff.

Auch La2La2´s Medizinschrank kann ich sehr empfehlen: erfolgserlebnisse-f59/la2la2-s-medizinschrank-diverse-themen-t93207.html


Zitat von DuskToDawn:
- Gibt es andere Therapieansätze, die ihr (besonders bei Hypochondrie) empfehlen könnt?

Kontemplation überhaupt, Gruppentherapie, Kommunikative Bewegungstherapie.

Zitat von DuskToDawn:
- Welche Entspannungstechniken helfen euch? Meditiert ihr?

Ja, 2x täglich. Ohne würde mir was fehlen.

Zitat von DuskToDawn:
- Wie geht man damit um, dass man unter Druck funktioniert, aber in stressfreien Phasen die Ängste wieder hochkommen?

Darüber zu reflektieren, dass der Geist sehr oft Stress als letztlich beruhigend empfindet und Ruhe hingegen als stressig.
Versuche, von der Unterscheidung Stress/Ruhe ein wenig Abstand zu nehmen und verbinde beide Interpretationen unter der Feststellung: Nur so oder Genau so - und nichts weiter...





Dr. Christina Wiesemann
App im Playstore