Zitat von koenig:Und erzieherisches Versagen gibt es m. E. nicht, wenn jeder sein Bestes gegeben hat.
Das sehe ich anders. Und ich vermute, ein großer Teil der Leute in diesem Forum, die noch heute an den Folgen ihrer verkorksten Kindheit laborieren, erst recht.
Kein psychisch Kranker hört gern, dass er unter Umständen seinem Kind nicht gut tut. Vor allem dann nicht, wenn er sein Möglichstes tut. Das ändert aber nicht an den Schäden, die das Kind davon trägt, weil es eben unterm Strich doch mehr abkriegt, als es verkraften kann.
Es nutzt auch nichts, nach genetischen Dispositionen zu suchen. Die gibt es bei bestimmten Störungsbildern sicher, aber was bedeutet das denn? Doch am ehesten das, dass Leute mit bekannten Störungen gut darüber nachdenken sollten, Kinder zu kriegen.
Letzten Endes ist es aber doch immer so, dass Elternschaft bedeutet, Verantwortung für die Erziehung und das Leben der Kinder zu übernehmen. Und da sind Entschuldigungen und Erklärungen müßig.
Auch für die TE spielt es keine Rolle, ob sie die Angst vererbt oder über ihr eigenes Verhalten weitergegeben hat. Verantwortung trägt sie ganz unabhängig von jeglicher Schuldfrage.
Ich denke auch nicht, dass man einen ängstlichen 8-Jährigen pathologisieren muss. Aber man muss mit aller Entschlossenheit daran arbeiten, die Angst zu bekämpfen.
Auch Kinder von Eltern ohne psychische Probleme werden sehr häufig übersorgt und verwöhnt, weil die Eltern als Erzieher versagen, indem sie ihr Verhalten mit Liebe verwechseln. Sie gehen nur den Weg des geringsten Widerstands.
Erziehung, wenn man sie richtig macht, ist anstrengend, denn sie bedeutet ständige Auseinandersetzung und Konfrontation. Kinder müssen gefordert und ermutigt werden, genau die Dinge anzupacken, die ihnen schwierig erscheinen. Nur dann können sie wachsen und die Erfahrung machen, dass sie ihr Schicksal selbst beeinflussen und steuern können.
Wenn Eltern jede Hürde aus dem Weg räumen, richten sie immensen Schaden an. Ich hatte Kinder in der Grundschule, die in der 3.Klasse ihren Schulweg nicht allein bewältigen, nicht schwimmen und keine Schleife binden konnten. Das ist schlicht elterliches Versagen.
Ganz sicher würden besagte Eltern 1000 gute Gründe finden, warum das so ist, das ändert aber nichts daran, dass sie ihr Kind nicht fürs Leben befähigen. Und das ist ihr verdammter Job, den sie in diesem Fall nicht erledigt haben.