Huhu,
Ich denke, dass du deine Freundin überfordert hast, und ich kann ihren Rückzug verstehen. Mit dem Handy-Trick hast du sie, über das Handy, zu deiner Krücke gemacht.
Aber Menschen sollen keine Krücke sein, zumindest nicht all zu lange.
Sie sollen Menschen sein, und Freunde.
Krücken sollte man sich als Angstpatient eh keine angewöhnen, sondern die Angstsituationen bewusst suchen, sich ihnen stellen, und dabei merken, dass einem nichts passiert.
Und zwar ohne Sicherheitsseil. Denn dann lernt man sehr schnell, wie und vor Allem dass man damit klar kommt.
Zum Thema mit der Angst umgehen:
Ob du damit fertig wirst oder nicht, das kannst du eh nicht an deiner Freundin fest machen. Du kannst ohne sie genau so Erfolg haben wie mit ihr. Aber es ist wichtig, dass du verstehst, dass mit der Angst selber bloß du alleine klar kommen kannst, denn die Angst sitzt bei dir, im Kopf, in der Seele. Da kommt deine Freundin nicht ran und auch nicht dein Therapeut, solltest du einen haben. Andere Menschen können einem nette Tipps geben, der Therapeut kann Anleitungen geben und Tipps, wie du mit der Angst zurecht kommst.
Aber den Weg aus der Angst, den kannst nur du gehen, denn zu deiner Seele und damit der Angst hast nur du alleine Zutritt, sonst keiner.
Als ich an Panikattacken litt, wussten zwar alle meine Freunde davon, aber ich wusste und hab ihnen auch gesagt, dass sie mir nicht helfen können dabei, dass ich das alleine machen muss.
Meinem Freund hab ich von Erfolgen und Misserfolgen erzählt, wenn er danach gefragt hat -sonst nicht.
Im Endeffekt hab ich so blitzschnell begriffen, dass ich ein Problem hab, auf das nur ich alleine Zugriff habe, das nur ich alleine lösen kann.
Also hab ich die Zähne zusammen gebissen, mich den Ängsten gestellt, sie provoziert, die ertragen (teilweise Stundenlang) -und nach guten 6-7 Monaten war der Spuk auch wieder vorbei. Weil ich gelernt hab, damit umzugehen, und gelernt hab, dass ich alleine damit klar komme und umgehen kann.
Und das ist ganz wichtig: Zu begreifen, dass man sich auf sich selber verlassen kann, dass die Attacken weg gehen, dass man sie aushalten kann. Aber das kannst du nur für dich selber und alleine lernen, das kann kein Andrer für dich machen und da kann dir auch keiner dabei helfen.
Übrigens: Würde sich jemand aufgrund der von dir genannten Gründe von einem Angstpatienten trennen, würd eich sagen:
Ich kann's verstehen.
Weil das ist eben nicht einfach, für Außenstehende, damit umzugehen.
Und es kann zu einer enormen Belastung werden.
Hier war z.B. mal ein Mann, der hat seine Frau seit JAHREN immer begleiten müssen, wenn sie das Haus verließ, und der war am Ende seiner Kräfte. Weil er als Stütze herhalten musste, und zwar zu lange. Das tut einem Menschen auf Dauer einfach nicht gut.
Also: Sieh das mit deiner Freundin nicht so eng.
Sieh es lieber als Chance, endlich auf eigenen Beinen zu stehen und alleine mit der Angst fertig zu werden
Alles Gute,
Pilongo
27.08.2009 16:00 •
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