Zitat von x.:Ja so in etwa hat mir das der Therapeut auch erklärt, aber ich frage mich trotzdem immer wieder wie man solche Beschwerden als Freund akzeptieren kann. Mir machen meine Beschwerden Angst!
Ganz einfach:
Mach dir ein Bild zur Panikattacke. Ich hab's damals folgendermaßen geschafft: Ich hab mir die Angst als riesiges großes schwarzes Monster vorgestellt, mit hässlichen Zähnen, riesen Klauen, und ohne einen richtigen Umriss. Denn die Angst hat ja viele Gesichter.
Ich selber war in meinem Kopf viel kleiner als die Angst, bloß ein Strichmännchen, das in einem Lichtkegel steht, und die Angst war in der Dunkelheit. Ich wusste ja nie, wann sie kommt.
Und jetzt kommt das Entscheidende: Die Angst, das Monster also, es hatte immer einen kleinen weißen Brief in seinen riesigen schwarzen Pranken. Für mich, vom Unterbewusstsein, von meiner Seele.
Die Angst selber ist nämlich nicht das Problem. Sie ist nur ein Bote, sie will dir zeigen: Hey, pass besser auf dich auf! Oder: Hey, da ist was, was dich bedrückt!
Die Angst kann nichts dafür, sie muss eben kommen, weil sie geschickt wird.
Wenn ich vor der Angst weglaufe oder versuche, sie zu bekämpfen, dann schaffe ich es nicht, denn sie WILL mir einfach diesen kleinen weißen Brief unbedingt geben, komme, was wolle. Also lässt sie mich nicht in Ruhe, bis ich es endlich schaffe, den Brief auch zu nehmen. Ich musste also lernen, die Botschaften anzunehmen und auch zu verstehen.
Immer, wenn ich eine Attacke hatte, hab ich die Augen geschlossen und es mir vorgestellt, wie ich da stehe und die Angst ihren Brief in den Pranken hält. Ich hab mir dann überlegt, was mich jetzt im Moment dermaßen aufkratzt, dass die Angst kommen musste. Wenn ich etwas daran ändern konnte, oder darüber nachdenken konnte, dann hab ich das gemacht, und mir so viel Zeit dafür genommen, wie ich gebraucht hab. Wenn ich aber nichts daran ändern konnte, dann hab ich der Angst gesagt: Es geht nicht, ich kann nichts ändern, da muss ich jetzt eben durch. Als ich Abi geschrieben hab war das z.B. so, oder wenn ich bei meiner Oma zum Mittagessen war, wo überall Bilder von meinem toten Papa die Wände zieren.
Auf alle Fälle aber musste ich es schaffen, stehen zu bleiben und den Brief zu nehmen. Dann hat sich die Angst umgedreht und ist gegangen, und ich war wieder ruhiger.
In diesem Sinne: Die Angst trifft keine Schuld, sie ist, wenn du es logisch betrachtest, ein urzeitlicher Überlebensinstinkt, sie soll dir helfen und dich schützen. Mit deiner Seele stimmt was nicht, also ruft sie übertrieben laut um Hilfe. Und sie hat nur die Angst, um dir zu zeigen, dass was nicht stimmt. Die Angst trifft also keine Schuld. Sie ist bloß ein Bote, ein Instinkt, was du willst. Aber kein Schuldiger an deiner Situation.
Mit der Zeit hab ich auch gemerkt, dass ich, seit Beginn der PAs, viel besser auf mich achte, viel mehr raus gehe, viel mehr Hobbies hab. Die Angst hat mich dazu gebracht, richtig zu leben. Insofern konnte ich sie dann als Freund betrachten. Und ab dem Moment wurden die Attacken dann immer weniger.
Liebe Grüße,
Bianca