heute morgen habe ich gedacht ich schaffe alles alleine, aber habe dann doch nach Panikattacken gegoggelt und bin auf das Forum hier gestoßen. Es ist einfach super wie hier gesprochen, diskutiert und geholfen wird. Ich denke mal nur Betroffene können wirklich verstehen warum ein Mensch unvermittelt in Angst geraten kann und was dann passiert.
Ich selbst leide seit 1978 unter Panikattacken - besonders beim Auto fahren. Ich war vor vielen Jahren mal deswegen in einer Gesprächstherapie aber Fazit war dass die Psychologin meinte: Wir haben jetzt alles beleuchtet. Sie sind ein erwachsener Mensch. Sie können gut Auto fahren. Ich kann mich ja nicht neben Sie setzen bei jeder Fahrt. Na ja, recht hat sie ja. Aber jeder von euch weiß sicher wie das ist - man versucht die angstauslösenden Situationen zu vermeiden.
So schlängelte ich mich durch mein Leben - sorgsam bedacht PAs zu vermeiden. 1988 heiratete ich meinen Mann der nie einen Führerschein besaß. Toll! Nun hatte ich wieder einen Grund nicht alleine zu fahren - er kam immer mit.
Wir waren also eine Art Symbiose. Hört sich alles bis hierhin ganz ok an aber diese Symbiose war in Wirklichkeit eine beidseitige Abhängigkeit. Mein Mann verließ sich die ganzen Jahre konstant auf mich. Ich weckte ihn, plante seinen Tag und riß nach und nach die Verantwortung für unser gemeinsames Leben an mich. Er wurde in jeder Beziehung von mir abhängig. Er sagte immer ich wäre das Hauskreuz.
Mein Mann wurde krank und so langsam merkte ich wie die Klammer mit drückte, wie seine Abhängigkeit mich belastete. Der Druck wurde immer stärker. Er hing wie ein quälender Klotz an meinem Bein. Nach 22 Jahren war von unserer Liebe kaum noch etwas übrig - nur die Abhängigkeit war gebleiben.
Mein Mann ist am 5.2. gestorben.
Tja, was mache ich nun mit meiner neu gewonnenen Freiheit?
Ich bin nicht sonderlich alt (55) und könnte einen Neustart machen. Wenn da nicht - klar - da war doch noch was - die PAs!
Ich habe den dringenden Wunsch unabhängig zu sein. Ich möchte gern allein einkaufen fahren. Ich möchte gern wieder sportliche Aktivitäten machen. Ich möchte gern das mir verbleibende Leben genießen. Und jetzt stellt sich wieder die altbekannte Problematik: Was mache ich wenn ich im Auto sitze und bekomme keine Luft mehr?
Früher hatte ich - Thema Notfallkoffer - ein Fläschchen Magenbitter dabei. Aber Alk. trinke ich keinen mehr - also kommt das nicht in Frage. Ich dachte daran mir einen großen Teddy auf den Beifahrersitz zu setzen und mit dem zu reden.
Ich weiß dass die PAs wieder weg gehen und mich auch nicht umbringen können. Ich hatte mir damals angewöhnt einfach ruhig sitzen zu bleiben und mich ruhig atmend zu beobachten. Danach habe ich meist sogar gelacht und bin weiter gefahren. Aber, was mich immer zur Verzweifelung gebracht hatte war daß ich nie sicher sein konnte dass die PAs nicht mehr wieder kommen. Ich konnte 20 mal ohne Probleme fahren. Beim 21. Mal war es wieder da.
Ich hatte an Hypnose gedacht. jemand der mir inflitriert dass ich eine gute Fahrerin bin und mir Autofahren super viel Spaß macht. Aber ist das wirklich ein Weg?
Mein zweiter Beweggrund warum ich intensiv über meinen Neustart nachdenke ist daß ich eine Tochter habe die hier bei mir lebt. Ich habe mich ertappt daß ich daran arbeite sie auch an mich zu binden um zu vemeiden mich weiter mit meinen PAs zu beschäftigen. Das will ich auf keinen Fall! Sie soll selbstständig werden und leben ohne Rücksicht auf eine Mutter die aus lauter Panik ihr Leben nicht geregelt bekommt.
Ich würde mich über ein paar Antworten freuen.
Gruß aus der frühlingshaft anmutenden Eifel
Sherry
20.02.2010 10:31 • • 27.02.2010 #1