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Hallo zusammen,
ich bin auf der Suche nach einem Weg, wie man aus der Selbstbeobachtungsspirale rauskommt. Also dem Ständigen in sich reinhorchen, sich fragen wie es einem geht usw. Konkret geht es um Schwindel, Kopfdruck, Sehstörungen, also eher Symptome die schwer zu ignorieren sind. Hat das von Euch schonmal jemand geschafft? Bitte nur Erfolgsgeschichten.

10.01.2023 17:55 • 11.01.2023 x 2 #1


9 Antworten ↓


Die Kunst ist nicht das Ignorieren sonder es anzunehmen. Wenn mir schwindlig ist, nehme ich es kurz war und mach einfach weiter. Das ist dann halt so. Ich versuche mich dann selbst zu motivieren. Manchmal sage ich dann zu mir sch. drauf dann fall doch um.

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Wie lernt man Symptome zu ignorieren?

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Zitat von DerGrübler:
Hallo zusammen, ich bin auf der Suche nach einem Weg, wie man aus der Selbstbeobachtungsspirale rauskommt. Also dem Ständigen in sich reinhorchen, sich fragen wie es einem geht usw. Konkret geht es um Schwindel, Kopfdruck, Sehstörungen, also eher Symptome die schwer zu ignorieren sind. Hat das von Euch schonmal ...

Achtsamkeitstraining und Meditation.

Was mir oft hilft ist erzwungene Ablenkung von aussen: z. B. das Telefon klingelt und ich muss mich auf irgendwas konzentrieren oder meine Aufmerksamkeit wird durch irgendwas extrem abgelenkt.
Witzigerweise kommen die Symptome manchmal danach wieder zurück, manchmal bleiben sie dauerhaft weg.
Leider kommt sowas dann aber eben von aussen, lässt sich also nur begrenzt selbst provozieren. Geht aber durchaus, z. B. interessante Naturbeobachtungen o. ä.

Zitat von Ankergirl:
Das ist dann halt so. Ich versuche mich dann selbst zu motivieren. Manchmal sage ich dann zu mir sch. drauf dann fall doch um.

Genau! Ich bin manchmal dermassen genervt von meinen Symptomen, dass ich eher trotzig werde: Ist mir jetzt echt egal! Du läufst jetzt seit wieviel Jahren mit dem Sch.. rum - heute mal nicht ..
Das klappt durchaus, aber ich muss auch in der richtigen Stimmung sein und genug Energie und manchmal auch auch ein kleines bisschen Wut haben.

Zitat von Kruemel_68:
Achtsamkeitstraining und Meditation.

Da wundert mich immer, dass da so viele mit zurecht kommen. Denn grade bei der Meditation kann es ja passieren, dass man noch mehr auf sein Inneres achtet und die Symptome noch verstärkt werden.

Ich frage mich, warum macht man das denn überhaupt? Dieses ewige drauf achten müssen, welches Symptom nun gerade wieder hochkommt.
Ich kenne das nämlich auch. Abe wenn man immer nur Symptome, Symptome und nochmals Symptome sucht, werden natürlich immer welche da sein. Denn alles, was man spürt, könnte ja auf eine Krankheit hindeuten.
Wenn du dich intensiv mit etwas beschäftigst, was deine ganze Aufmerksamkeit braucht, ein Spiel, etwas lernen, ach da gibt es ja tausend Dinge, dann kannst du die Symptome sogar für eine Zeitlang, in der du abgelenkt bist, ganz vergessen. Zumindest werden sie verblassen.
Wenn du dich beschäftigst, kannst du dich nicht mehr auf die Wahrnehmung deiner Symptome konzentrieren.
Das ist wie bei den Panikattacken.
Panik meldet sich, wir sagen Hallo, da bist du ja, und machen unsere Arbeit oder egal was, einfach weiter.
Was meinst, wie schnell die Attacke mit ihren Symptomen verschwindet, wenn sie keine Beachtung findet.

Zitat von DerGrübler:
ich bin auf der Suche nach einem Weg, wie man aus der Selbstbeobachtungsspirale rauskommt. Also dem Ständigen in sich reinhorchen, sich fragen wie es einem geht usw.

Wenn Du aus der Selbstbeobachtungsspirale heraus kommen möchtest, kann es helfen darüber
nachzudenken, wie und vor allem warum Du in diese Selbstbeobachtungsspirale hineingekommen bist.

Fast jeder Mensch hat kleine und große Sorgen und Probleme, die nicht die Gesundheit betreffen.
Da gibt es Geldsorgen, Wohnungsprobleme, Probleme mit anderen Menschen in der Familie und
in Freundschaften. Es gibt Ängste wegen Einsamkeit und und und.

Wo liegen Deine Sorgen und Probleme hauptsächlich. Und wie gehst Du mit ihnen um?
Oft kann man Symptome nicht einfach ignorieren. Man kann aber anfangen zu verstehen,
dass Symptome deutlich nachlassen, wenn die allgemeine Lebenszufriedenheit besser wird.

Damit will ich sagen. Wenn Du gedanklich daran arbeitest, dass sich in Deinem Leben langsam immer
mal etwas verbessert, sollten Deine Symptome auch ganz langsam nachlassen. Nur braucht das
alles etwas Zeit und Geduld. Schnelle Erfolge gibt es eher selten. Da braucht man etwas Durchhaltevermögen.

Zitat von Mondkatze:
Ich frage mich, warum macht man das denn überhaupt? Dieses ewige drauf achten müssen, welches Symptom nun gerade wieder hochkommt.

Wenn mir schwindelig ist oder ich mich benommen fühle, dann ist das ja erstmal so. Das kann ich nicht einfach ignorieren.
Das Problem ist ja, dass viele der Symptome tatsächlich existieren. Nur durch die Angst und Anspannung werden sie so verstärkt, dass die Angst noch größer wird und die Symptome dann wieder verstärkt.

Aber Du hast natürlich Recht: wenn mir - wie heute z. B. - schwindelig ist und ich unruhig bin und dann etwas mache, wo ich ganz drin aufgehen / versinken kann ... dann ist auf einmal alles an Symptomen weg bzw. sie bekommen wieder ihre normale Größe zugewiesen.

Das meinte ich auch mit der Ablenkung von Aussen: werde ich mit einem interessanten und dringlichen Problem konfrontiert, zieht mich das so in seinen Bann dass meine Symptome meist komplett verschwinden.

Genau das Gleiche, wenn ich mir das Problem oder die Aufgabe selbst aussuche. Da hapert es dann nur manchmal daran, überhaupt mit etwas anzufangen weil eben Schwindel Co. einen zu sehr beeinträchtigen oder zu sehr Angst machen.
Und dann versuche ich es oft mit Trotz...

Zitat von Angstmaschine:
Da wundert mich immer, dass da so viele mit zurecht kommen. Denn grade bei der Meditation kann es ja passieren, dass man noch mehr auf sein Inneres achtet und die Symptome noch verstärkt werden.

Dann hast Du den Sinn des Achtsamkeitstrainings und der Meditation noch nicht begriffen. Es geht nicht darum, Symptome nicht mehr wahrzunehmen, sondern sie nicht mehr zu bewerten. Damit entkoppelt man sie von der Gedankenschleife Oh Gott, jetzt bekomme ich wieder Bauchgrummeln, jetzt bekomme ich bestimmt gleich wieder Durchfall wenn ich unterwegs bin, und dann wird mir wieder schlecht und schwummerig davon, vielleicht klappe ich dann zusammen.... Ablenken hilft natürlich auch, aber nur, wenn ich mich mit der Angst anderweitig beschäftige (Therapie) und sie nicht ständig wegdrücke. Die Angst will Dir ja etwas sagen - wenn Du nie zuhörst, fliegt Dir irgendwann alles um die Ohren.

Es geht bei der Mediation auch noch um mehr, als nur zu beobachten. Im Alltag hat in der Regel der Geist (unser Gehirn) das Sagen. Er müllt uns permanent zu mit seinem (oft falschen) Gequatsche. Den Körper nehmen wir dann gar nicht mehr wahr. In der Meditation versucht man den gesprächigen Geist zur Ruhe zu bringen, in dem man den Fokus auf den Körper und die Seele legt. Wenn ich dann das Dreieck Körper - Seele - Geist einigermaßen im Gleichgewicht habe, stellt sich ein unmittelbarer Erholungseffekt für den Körper ein: der Atem beruhigt sich, der Herzschlag beruhigt sich und damit sinkt der Blutdruck, der Körper stellt auf Wohlgefühl und schiebt Stoffwechsel- und Hormonprozesse an, die im Zustand des unruhigen Geist nicht rund oder stockend laufen.

Bei mir ist es z.B. so, dass ich danach wesentlich besser sehe, wieder besser durchatmen und mich besser konzentrieren kann.

Zitat von DerGrübler:
Bitte nur Erfolgsgeschichten.


Bei mir hat das geklappt.

Der Trick war: Die Symptome akzeptieren, und ein Nachdenken darüber für sinnlos zu erklären, um sich dann etwas anderem zu widmen als der Körperbeobachtung.

Also: Ah, Sehstörungen, naja, harmlos, weiß ich ja, also kann ich mich um was anderes kümmern, zum Beispiel xyz (Sport, Podcast, Spazieren gehen...)

Und dann die Gedanken, die dich immer wieder zur Beobachtung treiben, stoppen, mit (einem lauten) STOPP! Ich darf mich um was anderes kümmern.

Dieses Stoppen war am Anfang extrem nervig, weil es bei mir (Extrasystolen) mehrmals pro Minute war, und es ein paar Wochen dauert, bis man merkt, dass es wirkt (bzw: Ich habe nicht gemerkt, dass es wirkt, sondern mich dabei ertappt, mal eine Weile was anderes gemacht zu haben, als über die Symptome zu grübeln.

So hatten wir das in der (Verhaltens-)Therapie besprochen, und bei mir hat das funktioniert, auch wenn sich das vielleicht etwas strange liest.

Das schließt das von Hotin vorgeschlagene Vorgehen aber nicht aus, und auch die Wirkung von Meditation und Entspannungstraining kann ich für mich bestätigen. Ich spüre dadurch Verspannungen viel schneller auf, zum Beispiel neige ich dazu, meine Kiefer bei der Bildschirmarbeit ziemlich zu verspannen, das merke ich nun im Gegensatz zu früher schnell, und kann sie mit ein paar gezielten Atemübungen wieder entspannen.

Alles Gute!

Schieße mich @Kruemel_68 an.
Mit Achtsamkeit und Meditation (jetzt seit über einem Jahr) fühle ich mich um einiges besser.
Ignorieren, Überspielen oder Wegdrücken hilft nicht langfristig, meine Erfahrung.

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Dr. Christina Wiesemann
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