Hey,
Mensch deinen Fall kann ich sehr gut verstehen. Ich habe mnich damals auch in der Psychiatrie geweigert Medikamente zu nehmen, bzw. habe ich 2 Tage angefangen, mich aber sehr unwohl damit gefühlt, weswegen ich es wieder hab sein lassen. Ich hatte in den letzten Wochen auch sehr viele depressive Phasen. Vor 1,5 Wochen war es richtig schlimm. Es kamen so viele belastende Faktoren zusammen, dass ich einfach keine Lust und Motivation mehr hatte irgendwas zu machen und auch nicht mehr gegen meine Panikattacken. Um Abstand zu allem hier in jena zu kriegen, wollte ich dann zu meinem Vater nach Schwerin fahren (ca. 5 Stunden Zugfahrt) ich hab nicht mal die Hälfte der Strecke geschafft (hatte so schlimme Panikattacken im Zug dass ich zur Schaffnerin ging, in Berlin bin ich dann in die Notaufnahme). naja irgendwann kam ich dann in Schwerin an und ich war fest davon überzeugt, dass ich das alles hier nicht mehr hinbekomme, weil ich das Gefühl hatte hier gibt es nichts wofür es sich irgendwie zu kämpfen lohnt und alles frustriert mich nur und dass ich auch überhaupt keine Kraft mehr habe mich zu motivieren für etwas, das mich so stark belastet. Und ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass Menschen anfangen Selbstmordgedanken zu entwickeln (was mich selbst auch sehr beunruhigt hat) und die Hoffnung das alles wieder gut wird war 0.
Aber mir fiel auch etwas ein, was meine Professorin einmal in Beratungspsychologie sagte. Sie erzählte von einem Fallbeispiel, wo eine Klientin Angst hatte ihre Gefühle zu äußern, weil sie Angst hatte, es macht sie depressiv und dass man dann die Klientin beruhigen kann indem man sagt, dass eine Depression ja genau das Gegenteil davon ist (seine Gefühle zu äußern). Und mir viel auf, dass ich sehr stark dazu neige meine Gefühle im Moment beiseite zu schieben. Also lieber alles beiseite schieben und mich ablenken, als mal aufschreiben und drüber nachdenken, was mir eigentlich angst macht und warum mir mein Leben im Moment so frustrierend erscheint. Und mir fiel auf, dass in den Panikphasen oft gerade die Gedanken hoch kommen, die ich gerne beiseite schiebe. Und dann habe ich eine Woche lang alles rausgelassen. Alle Zweifel, alles was mich im Moment sehr stark belastet. Und das war eine Menge was da hervor kam. Manchmal habe ich mich einfach hingesetzt und aufgeschrieben, wovor ich alles angst habe. Und die erste Hälfte der Woche gings mir hundeelend. Das alles mal zu sehen und damit konfrontiert zu werden, was mich so beunruhigt. Ich war die erste Hälfte der woche felsenfest davon überzeugt, dass ich das hier im Moment nicht schaffe und dass ich diese ganzen Probleme und Anforderungen nicht bewältigen kann. Aber dann in der zweiten Hälfte der Woche wurden die Zweifel immer weniger und tja jetzt bin ich in wieder in Jena und habe schon meinen 2. Tag hier geschafft:-)
Also natürlich muss man die Möglichkeit haben sowas zu machen. Ich habe wirklich Glück, dass ich einen Vater habe, der das Problem versteht und der sich in den Phasen wo meine Zweifel sehr stark waren hingesetzt und mir zugehört hat, sodass ich nicht alleine war. Und der mir eine Woche Zeit für mich in einer für mich sicheren Umgebung gegeben hat. Irgendwo allein ohne seelische Unterstützung hätte ich das sicher auch nicht gewagt. Und sicherlich bin ich jetzt nicht geheilt, aber ich habe erkannt, was mir im Moment so zu schaffen macht und zum einen hat es mich einfach befreit es loszuwerden und zum anderen kann ich jetzt an diesen Punkten dann ansetzen und versuchen sie zu verändern. Und ich habe erkannt, ein gesundes maß an Stress und Ablenkung und Konfrontation sind gut, aber man muss sich auch zeit für sich selbst nehmen und einfach mal heulen. Und man muss echt aufpassen mit Stress.
Ansonsten habe ich mir jetzt Notfalltropfen aus Bachblüten gekauft, von denen ich 2 Mal täglich 4 Stück nehme. Sicherlich ist das homöopatisch und ein bisschen auch mit dran glauben verbunden, aber es ist absolut nebenwirkungsfrei udn ich habe auch das Gefühl, dass sie mich tatsächlich ein bisschen beruhigen. Außerdem habe ich mich entschlossen offen mit meinem Problem umzugehen. Also alle Bekannten und Freunde wissen inzwischen davon und das nimmt mir den Druck wenn ich mit anderen was unternheme irgendwie funktionieren zu müssen. Und es tut sehr gut darüber zu reden. Ich habe auch oft erlebt, das Menschen, denen ich davon erzähle mir auch öfters mal von ähnlichen Problemen berichten oder davon, dass sie auch schon mal in psychologischer Behandlung waren. Und das macht Mut, weil man sich dann gar nicht mehr so unnormal oder allein mit seinem Problem fühlt. Und was ich auch ganz wichtig finde, ist der Erfahrungsaustausch mit Menschen die das gleiche Problem haben.
Und aus eigener Erfahrung weiß ich wie schwer es ist so etwas ohne Medikamente durchzumachen und du kannst auf jeden Fall stolz darauf sein, dass du es bisher so weit geschafft hast. Und es ist auch gut, dass du überhaupt etwas dagegen machst. Viele ignorieren es einfach und fangen an zu trinken oder irgendwelche anderen Substanzen zu nehmen, denn der Druck inb dieser Gesellschaft funktionieren zu müssen ist einfach sehr hoch und der belastet einen zusätzlich sehr stark. Aber ich habe auch erkannt, dass man nicht 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche funktionieren muss und Platz für gefühle, Ängste und Zweifel sehr wichtig ist...
17.11.2010 07:06 •
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