Hallo Jenny,
mir geht es seit 7 Jahren genauso. Ich konnte mal mehr mal weniger machen. Zeitweise ging sogar wieder die Fahrt zum Einkaufszentrum (ca. 30min autofahrt, als beifahrer), und ein relativ entspannter Einkauf war sogar möglich. Zeitweise ging ich wieder Wochen gar nicht aus dem Haus, auch maximal im Dunkeln spazieren, oder den Müll runterbringen.
Ich hatte immer tierische Magenschmerzen, der Auslöser für meine Phobie war mein Zivildienst, der mich sehr belastet hat, und wo ich oft komplett auf mich allein gestellt war (musste mal jemanden vorm Ersticken retten, Prügelein unter den Bewohnern der Behinderteneinrichtung verhindern, immer hinten am besten auch noch augen haben, alleine Nachdienste, usw.)
Dazu kam später auch Dauerschwindel, Atemnot.
Im Laue der Jahre auch zu hause. PAs immer und überall.
ABER nur weil ich ständig daran denke/dachte und an nichts anderes mehr denken konnte.
Bis mir ein kleiner Knoten aufging, und ich merkte dass ich das meiste nur davon hab weil ich ständig drüber nachdenke und mir ständig das schlimmste ausmale.
Seitdem komme ich zumind. daheim wieder recht gut klar. Ich bin auch in Therapie, erst seit 4 Wochen, ich habe mich vorher auch nicht getraut, eben weil ich nicht raus wollte/konnte.
Ich hatte mir zu Silvester 2008 auf 2009, dass ich alleine verbrachte, weil ich meine Freundin zu ihren Freundinnen geschickt habe, weil ich wollte dass sie dieses Jahr zumind. wieder mal feiern kann und nicht mit mir rumhocken muss, fest vorgenommen, 2009 wird das Jahr in dem sich alles ändert!
Ich hab dann aktiv selbst dran gearbeitet, viele Bücher gekauft, mir Entspannungstechniken angeiignet, wieder vermehrt versucht rauszugehen. Alles mit mäßigem Erfolg, weil ich noch viel öfter als vorher meinen Körper akribisch analysiert habe, und hinter jedem kleinen Wehwechen gleich den Tod gesehen hab.
Nach einer ganz heftigen PA vor bissl über einem Monat wo ich auch den ärztenotdienst gerufen habe hats mir dann endgültig gereicht und hab mir eine Therapeutin gesucht.
Die Anfahrt (ist nur sehr kurz 5min mitm auto) war trotz der Kürze schwierig. Stunden vorher war ich natürlich in heller Aufregung, in Panik als wir losgefahren sind. Aber ich hatte immer vor Augen, mir wird jetzt geholfen, ich will jetzt unbedingt daran arbeiten und festhalten. Und ich war jetzt 3x dort, heute gehe ich das vierte Mal hin.
Beim zweiten Mal hatte ich eine heftige PA währen des Gesprächs, mir wars einfach zu viel. Hinzu kommt dass gerade Sommer ist und es ziemlich heiß ist und ich mir deswegen immer Angst gemacht habe.
Aber ich hab gesehen dass die PA (mit Hilfe der Therapeutin auch) sehr schnell verging, schneller als je zuvor. Und jetzt gehe ich immer mit dem Gefühl hin
mir wird gezeigt wies mir besser geht, ich werde wieder gesund wenn ich hingehe und selbst daran arbeite, das gelernte umsetze, wenn ich eine PA bekomme dort, kein Problem, sie ist die Fachfrau, so sieht sie wenigstens wie ich bin wenn ich eine PA habe, sie kennte viele Leute mit PA, sie hat vielen Leuten mit PA geholfen, ich bin dort sicher.
Ich kämpfe nicht mehr gegen meine Angst an, ich versuche es durchzustehen oder noch besser vorher schon die Angstspirale zu unterbrechen, ist die PA im vollen Gange ists sehr schwierig sie aufzuhalten, man lindert sie eher schneller, als dass man sie aufhalten kann, der Körper fährt sein Hochleistungsprogramm alleine, man muss es nur lernen richtig zu beurteilen und vorher die Angstspirale schon zu unterbrechen.
Der Schritt zum Therapeuten (auch der Schritt sich überhaupt erstmal einen zu suchen) ist schwierig. Für mich jede Woche nicht gerade einfach, trotz der guten Gefühle dazu, die schlechten sind natürlich sehr stark.
Ich hab gezielt nach Psychotherapeuten mit Spezialgebiet Ängste und Panik gesucht, und nachdem mir am Telefon einige schon nicht zugesagt haben, fand ich dann noch eine im selben Örtchen die mir auf anhieb sehr zugesagt hat. Dass ich nur ein paar Minuten fahren muss, war natürlich auch optimalst.
Evtl. findest du auch jemanden der bereit ist die erste(n) Sitzungen bei dir zuhause zu machen, meine Therapeutin hat gesagt sie hätte es nicht gemacht, weil sie damit mein Vermeiden halt unterstützen würde, und der erste wichtige Schritt der von mir selbst kommt, das Kommen zu ihr in die Praxis ist, und sie nur kommen würde wenn ich zB einen Liegegips habe.
Du wirst sehen, wenn du 1x da warst, willts du wieder hin, das verlangen nach dem Gesundwerden ist dann stärker, vor allem wenn du bemerkst wie beruhigend und aufbauend die Besuche bei der Therapie sind.
Frage ruhig schon am Telefon ein wenig, wie die Therapie von sich geht. Ob man langsam in kleinen Schritten die Angst abbaut und sich kleineren Angstsituationen stellt, oder direkt eine Schock-Therapie macht, die für mich zb nix gewesen wär.
Du musst in den ersten Sitzungen normal auch nicht nach draussen, ihr werdet erstmal reden (nichts schlimmes), dann werden dir Übungen beigebracht, deine Denkeweise vor Augen geführt, mir gings dann so das ich selber immer mehr erkenne dass ich in die falsche Richtung denke, und ganz ganz langsam findet schon ein Umdenken statt, zusätzlich helfen die Übungen ganz gut.
Man braucht aber viel Geduld, du hast die PAs auch schon lange, hoffe nicht auf ein schnelles Verschwinden, denke dir mal, was ist schlimmer, nochmal ein paar Jahre mit den PAs, oder ein paar Monate, vielleicht 1 Jahr Therapie ? Die Antwort liegt auf der Hand.
Man muss aber bereit sein, die Hausaufgaben vom Therapeuten durchzuziehen so gut es geht, man muss es selbst ändern wollen, man muss sich selbst viel erarbeiten, man wird nicht durch die Zeit gezogen, man wird nur unterstützt (und das so wenig, ABER so gut wie irgendwie möglich) letztendlich muss man sich immer noch selbst rausziehen, aber unter Anleitung, mit Hilfe.
Eine neutrale Person wird dir glaub ich auch sehr gut tun. Du wirst sehen du fängst dann auch langsam an, die Dinge (inkl. Sypmthome) wieder anders zu beurteilen, anders zu sehen, es dauert nur...aber hey...wer Jahre mit PAs leben konnte, kann so ziemlich viel aushalten, nicht wahr?
Du hast, wie ich, wie viele, nichtmal mehr daheim Ruhe davor, was soll also schlechter werden wenn du in Therapie gehst? Das sind mit Anfahrt (ich rechne mal 30min pro Strecke) 110 Minuten die Woche (anfangs wöchtenlich, später ca. 1x im Monat) von denen gerade anfangs vielleicht die Anfahrt das schlimmste ist, später freust du dich bestimmt auch dass du hinfahren kannst (und autofahren wird automatisch zu einer wenig schlimmeren sache, weil du siehst, am ende kann auch was positives auf dich warten, nicht immer nur die bösen situationen).
13.08.2009 07:58 •
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