hallo,
mein Umgang mit der Sache, auch wenn das manchmal ziemlich schwierig ist, sieht so aus, dass ich es
einfach nehme wie es ist. Der Fehler, den man gerne macht ist, dass man zu sehr mit seinen Ängsten
diskutieren, sich einreden will, dass sie eigentlich gar nicht da sind. Oder, dass man sich an wacklige,
einsturzgefährdete Brücken klammert. Bei mir z.B. ist die größte Angst gewesen, dass ich wieder meine
Schlafstörungen wie im letzten Sommer bekomme. Und natürlich kamen sie immer mal wieder. Irgendwie
habe ich aber doch jede Nacht ein bißchen Schlaf gefunden, mal 2 Stunden, mal drei, dann mal wieder 8.
Und so ging es lange gut, weil ich mich immer damit beruhigt habe, dass ja immer ein bißchen was geht.
Im Dezember dann kam plötzlich die Angst auf, dass mich die Fast-Schlaflosigkeit irgendwann umbringen
wird und ich war bei 2 Ärzten, 2 Psychologen und jedesmal kam die klare Ansage, dass das nicht möglich
ist. Der Körper holt sich wieder was er braucht. Ausserdem wären gelegentlich nur 2 oder 3 Stunden ganz
normal. Ich war erstmal beruhigt, zumal ich tatsächlich immer mal wieder auch richtig lange durchgepennt
habe. Aber ich habe nicht aufgehört, darüber nachzudenken, und natürlich sucht sich die Angst neue Wege.
Jeden Abend kam die bange Frage auf, ob meine Serie wohl halten wird, wonach ich immer wenigstens ein
bißchen schlafe. Richtig entspannen konnte ich dabei immer erst, wenn ich wenigstens mal die ersten 30
Minuten weg war. und schliesslich kam es wie es kommen musste: Letzte Woche kam eine Nacht mit absolut
Null Schlaf! Und danach war ich erst mal völlig durch. Meine Psychologin meinte tags darauf, das wäre
therapeutisch sehr wertvoll, menschlich täte es ihr wahnsinnig leid, aber: Es wird mich auch diesmal nicht
umbringen. Selbst den Unwahrscheinlichen Fall, ich würde nur noch jede zweite Nacht schlafen, würde ich
locker bewältigen. Sobald ich mal gemerkt habe, dass ich damit gut leben kann- und das geht wohl tatsäch-
lich, denn momentan schlafe ich wirklich nur noch jede zweite Nacht- hören wenigstens die Gedanken daran
auf, der Schlafbedarf wird immer weniger, ich bin topfit. Jetzt war ich auch noch bei einem Schlafmediziner
gehe bald ins Schlaflabor und jedesmal die gleiche Aussage: Es kann nichts passieren, spätestens in der
dritten Nacht, sofern man nicht durch ein organisches Leiden oder Medikamentenmissbrauch, bzw. div.
Psychopharmaka schlaflos ist, wird man schlafen, ob man will oder nicht, selbst gegen die Angst.
Davor hatte ich mal einen Albtraum, der mich verstört hat, einmal wurde ich durch eine PA aus dem Schlaf
gerissen, und jedesmal habe ich krampfhaft versucht, mir zu sagen, das wird bestimmt nicht mehr passieren,
aber ich konnte es mir selbst nicht glauben, habe Schweissausbrüche und Atemnot vor Angst bekommen, was
ich aber alles schon kannte. Natürlich ging es wieder vorbei, aber nun war ich im absoluten Dilemma: Ich hatte
Angst davor, nicht mehr schlafen zu können und Angst davor, einzuschlafen und dann Albträume zu haben. Was
half es? Ich musste ins Bett, mal mit Angst, mal ohne. Denn eins weiss man irgendwann aus der Erfahrung:
Gefühle verändern sich, Angst kommmt und geht, Gedanken kommen und gehen. Ich hatte zwei Nächte später
nochmal einen Albtraum, einmal wurde ich durch eine Pa geweckt und ich hatte viele Nächte mit wenig bis Null
Schlaf und viele mit viel Schlaf. Und das ist das einzige, was man bei Rückfällen tun kann: Sich erinnern, dass
man schon oft an dem Punkt war an dem man keinen Ausweg mehr gesehen hat und doch ging es dann wieder
aufwärts. Es wird uns immer wieder einholen, aber irgendwann auch immer weniger belasten. Hätte ich mal
gleich gesagt, na und, dann schlaf ich halt mal nicht, sondern ruhe mich nur aus, werde morgen trotzdem fit
sein, wäre mir wohl einiges erspart geblieben. Aber es ist halt auch nicht leicht, solche Dinge so einfach zu
akzeptieren. Wir brauchen Zeit und dürfen uns auch nicht überfordern. Ich war mehrfach kurz davor, nun doch
zur Psychopille zu greifen, bzw. zweimal habe ich mir eine Valdoxan als Einschlafhilfe eingeworfen. Bis auf einen
Kurzschlaf von knapp 2 Stunden hat es mir zwar nicht geholfen, doch eine gewisse Erleichterung habe ich doch
gespürt und musste bestätigen, was mein Psychiater gesagt hat, der die Dinger selbst seit 5 Jahren nimmt:
Sie sind insofern angenehm, dass sie nur kurz wirken, man am nächsten Tag keinen Überhang hat. Trotzdem
versuche ich es nun weiterhin ohne. Wenn ich nachts nicht schlafen kann, stehe ich auf, lese im Nebenzimmer,
schreibe was, glotze zum Fenster am Waldrand und gehe erst ins Bett zurück, wenn meine Gedanken still-
stehen, oder ich sie passiv kreisen lassen kann. Und dann ruhe ich aus, denn dadurch regeneriert der Körper
auch, bis ich irgendwann mal wieder ein bißchen Schlaf nachhole. Mein Trost ist: Ich werde überleben.
Schliesslich kenne ich Menschen, die durch Tinnitus, ehemals Krebs, Allergien u.a. zum Teil noch weniger
schlafen als ich und das seit Jahren und Jahrzehnten. Man kann sich an vieles gewöhnen, wenn der Lebenswille
da ist. Und das ist er, also: Akzeptieren, auch wenn es schwerfällt, lg
20.02.2013 13:06 •
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