guten Morgen,
gleich nochmal ein neuer Beitrag zum Thema wie man mit Rückfällen umgeht. Ich hoffe, damit Mut machen
zu können. Letzte Nacht bin ich wohl so gegen 23 Uhr 30 eingeschlafen und um 5 in der Früh topfit aufgewacht.
Es geht also doch, womit man wieder einmal sieht, dass all unsere schlimmsten Befürchtungen nie wahr
werden. Und das ist der wichtige Ansatz: Natürlich wird es mir immer wieder passieren, dass ich mich durch
meine Angst und meine Gedanken selbst am Schlafen hindere, aber es wird nicht passieren, dass ich nie
wieder schlafe. Und ich habe festgestellt, dass ich nach einer schlaflosen Nacht sehr viel mehr Energie habe,
als man das vermuten würde. Alles nur eine Frage, wie man es annimmt. Und genauso ist es mit den
Rückfällen und der Angst an sich: Versucht man, es zu verdrängen und Gründe zu finden, warum es nicht
pasieren wird, dann passiert es garantiert. Besser ist, auch wenn das abfangs sehr schwer ist und einen
schier verzweifeln lässt, es zu akzeptieren. Glaubt mir, ich rede nicht leichtfertig daher, ich hatte auch schon
den Gedanken, wie erlösend es doch wäre, dem Ganzen ein Ende zu setzen, vielleicht noch einmal in Urlaub zu
fahren, sonne, Strand, Meer und gutes Essen zu geniessen und dann am Ende des letzten Tages einen
Giftcocktail....naja, der Gedanke an meine trauernden Liebsten hat mich dann schier zur Verzweiflung
gebracht, ich fühlte mich so auswegslos gefangen, habe mehrfach gedacht ich drehe durch. Aber wie hat
mir mal ein Mitarbeiter der Telefonseelsorge gesagt: und dann haben sie doch wieder zur Ruhe gefunden,
auch mal wieder geschlafen und festgestellt, sie sind nicht durchgedreht, nicht wahnsinnig geworden und
sie leben immer noch. Und dann hatte ich plötzlich auch wieder gute Momente. Ein letztes kleines Beispiel:
Im Dezember hatte ich schon eine kurze schwere Phase von 2 Wochen. Da gab es einen ganz üblen Freitag,
sehr trübes Wetter, dichter Schneefall, Saukälte-äußerlich wie innerlich. Meine Frau und ich stiegen zu
meinem Bruder und dessen Freundin ins Auto, eine 30minütige Fahrt nach Tübingen auf den
Schokoladenmarkt. Während der Fahrt jagte bei mir eine PA die andere, alles schien auswegslos. Fast
wünschte ich mir, mein Bruder würde auf der schneeglatten Straße aus der Spur kommen und in einen
entgegenkommenden LKW rasen, was für ein Gefühl der Erlösung! Dann wieder der Gedanke an unsere Eltern
und ich hatte wieder dieses unsägliche Gefühl der absoluten Auswegslosigkeit. Niemand merkte, was in mir
vorging, nur meine Frau, die mir die Hand auf der Rückbank drückte. Dann im Parkhaus in TÜ, liess es
plötzlich nach, ich atmete durch. Wir liefen in die festlich erleuchtete Altstadt, ich bekam Hunger, wir
waren was essen und dann 2 Stunden an den unzähligen Schokoladenständen und es war kein Gedanke
mehr an irgendwas Negatives. In der kommenden Nacht war ich dann so müde, dass es mir einfach
egal war, ob ich nun schlafe oder nicht, Hauptsache ein bißchen ausruhen und gemütlich liegen und
schon schlief ich. Fast 10 Stunden am Stück. Der Körper holt sich also immer wieder was er braucht,
also keine Panik. Ausruhen reicht auch, der Schlaf kommt von alleine. Irgendwann. Und so ist es auch
mit der Angst, sie hört dann auf, wenn man ihr keine Beachtung mehr schenkt, die Gedanken, die einen
durchdrehen lassen, gehen vorbei, wenn man sie erstmal zulässt, statt sie zu versuchen zu verdrängen.
Das ist ein langer Prozess, noch länger als meiin Text, aber die erste Soforthilfe ist die, dass man sich
daran aufrichtet, dass nichts für ewig ist. Angst kommt, Angst geht, Gefühle ändern sich.
Ich könnte eine Panikattacke bekommen, ja. Aber sie wird auch wieder vergehen. Es könnte sein, dass
ich heute Nacht nicht schlafe, ja. Aber ich werde auch mal wieder schlafen. Und wenn ich müde bin,
dann bleibe ich trotzdem gemütlich im Bett liegen, höre ganz leise Musik oder ein Hörbuch und chille.
Alles wird gut, aber nun genug von mir, das soll euch nur zeigen, dass man es sehr wohl annehmen und das Beste
draus machen kann, alles Gute euch allen lg
22.02.2013 08:36 •
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