Servus Joe,
danke für die Rückmeldung.
Zitat von JoeX: Es ist tatsächlich die Angst vor der Angst die mich momentan beansprucht. Zeitweise war das ganze Thema wesentlich besser, nun leider wieder akuter.
Ja, kenn ich. An guten Tagen kann man sich nicht vorstellen, dass die Angst jemals wieder kommen könnte und ein paar Tage später schaut man nur noch aus seinem Loch in eine ungewisse Zukunft.
Es ist genau diese
Unwägbarkeit, die uns ver
unsichert. Mitzukriegen, dass sich die Weltsicht buchstäblich jede Sekunde ins wahrhaft Furchtbare verkehren kann, erzeugt (und verfestigt!) eine generelle Angst (vor der Angst).
Bei mir war eigentlich kein Trauma der Auslöser, sondern ein allmählich immer schwieriger, enger und komplexer werdender Alltag - oder zumindest wirkte dieser so auf mich.
Zuerst kam die Depression, dann die erste Panikattacke, daraus entstand eine diffuse Angst (vor Wiederholung) und daraus wiederum die generalisierte Angststörung. Rückblickend eigentlich ein Klassiker, aber wenn man den selbst erstmalig durchlebt, kann einem die Lust am Dasein durchaus entgleiten...
Parallel zu diversen Therapien stand und steht bei mir schon seit über 15 Jahren die Meditation (Shikantaza, Koan-Arbeit, Anapanasati, Vipassana) sowie die damit verbundenen Erlösungswege. Mir persönlich erscheinen diese Lehren sehr logisch, einsichtsfördernd und v. a. tragfähig.
Allerdings stellte ich im Zuge meines Heilsweges immer wieder fest, dass eigentlich vieles, was ich als meinen Lebensstil ansah, im Grunde ziemlich unheilsam und idF abzulegen oder immerhin zu hinterfragen war. Erst als ich das dann endlich(!) auch
tat, wendete sich das Blatt ganz entscheidend.
Damit will ich andeuten, dass wir durchaus in der Lage sind, ohne jegliche Medikamente gesund zu werden. Wir sind ja auch ohne Medikamente krank geworden...
Für
mich gilt, dass ich keine halben Sachen mehr mache (eigentlich nie machen hätte sollen, aber so leicht kommt man aus seiner Haut nichts raus) und diese Haltung ermöglichte erst eine m. E. weitaus
vollumfänglichere Gesundung, als unter Psychopharmaka. Nicht nur hier im Forum gibt es zahlreiche Beispiele, denen beim Ausschleichen ihrer ADs plötzlich ihr ganzer Therapiefortschritt auf die Füße fällt und sie danach wieder auf Los stehen ohne wirklich was gelernt zu haben. Das ist die kritische Seite der AD-Medaille. Die positive Seite ist jedoch, dass manch schwere Fälle ohne ADs evtl. gar nicht behandelbar sind und da haben sie als Krücke zweifelsohne ihre Berechtigung. Allerdings braucht es hier
erfahrene Mediziner und ich denke, auch a bisserl Glück. Und beides ist leider nicht so easy verfügbar.
Jeder muss sich einzuschätzen lernen, ob er es ohne schafft und dazu gehört m. E. zuvorderst, dass man die Kompetenz hat, mit schwierigen Therapiephasen klarzukommen. Für Leute wie Dich, @Pipoline und mich mag sogar die AD-Freiheit
unabdingbar dazugehören, um überhaupt mit Therapie zu beginnen, weil das Teil unseres Selbstverständnisses ist. Lustig ist, dass ich erst ziemlich spät anerkannt habe, dass in meinem Fall der A lkohol viele Jahre lang die Rolle der Antidepressiva übernommen hat... Aber auch hier gilt: jeder braucht seine Zeit, um seine Einsichten zu erlangen. Wenn sie sich dann endlich sozusagen organisch einstellen, hat man ein riesiges Lastpaket höchstwahrscheinlich für immer abgelegt.
Dieser eigenverantwortliche Weg ist bisweilen ein schwieriger, gewundener aber eben deshalb ein Lebensweg - und um was geht es denn letztendlich? Diesen, unseren Weg zu finden.
Von der mentalen Seite abgesehen, gehört m. E. auch die körperliche in den Blick genommen. Das wird gerne übersehen. Mit a bisserl Sport ist da nicht viel zu erreichen. Ein ordentlicher Check-Up hinsichtlich Vitalstoffe, Hormone, Verdauungsfunktion etc. kann die notwendige, lange übersehene zweite Säule sein - insbesondere dann, wenn nach jahrelanger Psychotherapie kein dauerhafter Fortschritt zu erkennen ist.
Drück alle verfügbaren Daumen und hoffe, Du bleibst dem Forum erhalten!
PS @Pipoline - Dein Profil liest sich interessant, v. a. Dein Beruf...