Hallo Anja,
wenn ich von meinen Therapiestunden komme, dann habe ich oftmals ein Gefühl, als könnte ich die Welt verändern.
Ich konnte lange Zeit nicht einkaufen oder spazieren gehen, ich mußte sogar mit dem Taxi zum Arzt fahren, auch wenn es nur ca 300 m weit weg war.
Ich habe angefangen, jeden Tag vor die Tür zu gehen, meist in verkehrsschwachen und ruhigen Zeiten. Immer wieder und jeden Tag ein kleines Stückchen weiter. Ich habe mir diese Zeit ganz bewußt und für mich genommen. Probiere es doch einfach mal aus, du wirst sehen, mit der Zeit bekommt die Angst, die nur in unseren Köpfen ist, mit, dass sie toben kann wie sie will, dass du trotzdem nicht umkehrst und natürlich auch nicht umfällst.
Es gibt natürlich auch die guten und schlechten Tage. Ich habe mir lange darüber den Kopf zerbrochen, warum das so ist. Jetzt habe ich es gelassen. Auch wenn es noch so schwer fällt, man noch so am Boden zerstört ist und denkt, es wird nie wieder anders, einfach losgehen, einfach etwas tun und nicht in die Ecke setzen und schmollen.
Ich habe die meisten Schwierigkeiten bei meinem Arbeitsweg mit dem Rad über eine große Brücke und es gibt genügend Tage, an denen ich einen weiten Umweg fahre, um nicht über diese Brücke zu müssen. Kurz vor der Brücke steigt die Angst auf der Skala von 1 - 10 auf ca 6 -7, verbunden mit allen möglichen oder besser unmöglichen körperlichen Anzeichen. Heute früh habe ich es seit langer Zeit wieder einmal geschafft, über diese Brücke zu fahren.
Ich habe dabei mit der Angst geredet, sie auch hinterher gelobt, dass sie mir geholfen hat.
Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass heute ein guter Tag ist, ich weiß auch, dass ich an anderen Tagen gern vermeide.
Liebe Grüße
engelchen106
20.08.2008 07:43 •
#10