Bei mir war es ein Nudelessen mit Kumpels in unserer Stammkneipe.
Den ganzen Tag nichts gegessen, Abends fetten Teller mit Schinkennudeln bestellt und das Essen regelrecht reingeschlungen, wodurch mir schlecht wurde und ich mich fast übergeben musste. Am Tag drauf irgendwann auf dem Weg zum Einkaufen an die Situation zurück erinnert, dann hats klick im Kopf gemacht und ich hab mir bei allem was ich danach gemacht hab und wo ich mich befand vorgestellt was wäre, wenn mir jetzt wieder schlecht wird. Also ist mir in jeder Situation in der ich umgeben von Menschen war und nicht sofort weg konnte, schlecht geworden.
Die Agoraphobie war geboren.
Ein paar Monate später ständig Magenschmerzen gehabt, danach gegoogelt und rausgefunden, dass ich einen Tumor haben könnte, Krebs, Morbus Crohn, Magendurchbruch, etc. Einen Tag darauf erfahre ich, dass mein Nachbar an einem Magendurchbruch gestorben ist. Somit war der nächste Trigger bei mir umgelegt (den ich aber heute Gott sei Dank los bin).
Etwas später mit meiner Freundin mit dem Auto 2h nach Hause gefahren, zuvor bei meinen Eltern eine komplette Schüssel Gurkensalat gegessen und wieder ist mir während der Fahrt schlecht geworden (was irgendwie abzusehen war). Musste dann auch für 15 min anhalten. Natürlich - wie sollte es auch anders sein - ist mir dann auf jeder Autofahrt bei der noch jemand mit im Auto saß schlecht geworden. Nach einem halben Jahr hat sich das aber auch wieder gelegt.
Wieder etwas später hatte ich über einen längeren Zeitraum Probleme beim Atmen. Konnte allerdings nichts festgestellt werden. Irgendwann kam hinzu, dass ich meinen Herzschlag spüren konnte, was gerade Nachts ziemlich störend war. Eine Freundin meinte, dass könnte am Herzen liegen. Google gefragt und die Sache nahm seinen lauf. Kurz darauf (neben einigen Herzstolperern) früh aufgewacht und plötzlich Herzrasen bekommen, was die Hölle war. Den ganzen Tag deswegen schon zu nichts mehr zu gebrauchen gewesen, Abends dann auf einer Party einen alten Kumpel wieder getroffen und was erzählt der mir nach ner Zeit? Das er mit 30 einen Herzinfarkt hatte. Gerade das wollte ich nicht hören.
Dank Google, dem Kumpel mit Herzinfarkt, der Agoraphobie und den Extrasystolen war die perfekte Herzneurose bei mir geboren, die mich tagtäglich teilweise fix und fertig macht. So sehr ich das auch verfluche - ein was positives hat meine Herzneurose: Sie stellt alles was ich zuvor hatte in den Schatten. Dadurch, dass ich mich nur noch auf mein Herz konzentriere hab ich keine Zeit mehr mir um die Sachen Gedanken zu machen, die ich durch meine Agoraphobie nicht tun konnte. Einkaufen, Kino, Frisör, Meetings, Abendessen in Restaurants, Zugfahrten, Busfahrten, - ist seit der Herzneurose kein Problem mehr.
08.01.2018 01:16 •
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