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Bei mir gehts auch nicht ohne Medis. Sobald ich sie anfange zu reduzieren, fängt der extreme Blues wieder von vorn an und an schlafen brauche ich gar nicht mehr zu denken. Alles andere trägt aber immer zur Steigerung der Lebensqualität bei. Auch wenns für ein normales Leben bei mir nie mehr reichen wird, habe ich mit allem anderen mein Optimum erreicht, mehr geht nicht. Aber das ist auch in Ordnung und hab mich damit arrangiert. Mein Psychiater meinte mal, daß ich halt in gewisser Weise behindert bin und damit irgendwie lernen muß zu leben. Das mußte ich, mir blieb nichts anderes übrig. Für andere ist diese Art des Lebens wohl die Hölle und für gesunde und normale Menschen muß ich wohl schon so etwas wie ein Alien sein oder mindestens nicht ganz dicht. Aber das ist mir egal, da ich bestens allein zurecht komme und die sich doch denken sollen was sie wollen und auch alle ihre Macken haben.

Zitat von Windy:
Bei mir gehts auch nicht ohne Medis. Sobald ich sie anfange zu reduzieren, fängt der extreme Blues wieder von vorn an und an schlafen brauche ich gar nicht mehr zu denken. Alles andere trägt aber immer zur Steigerung der Lebensqualität bei. Auch wenns für ein normales Leben bei mir nie mehr reichen wird, habe ich ...


Und eben, genau das verstehe und respektiere ich auch total. Du hast für dich deinen Weg gefunden und nur du selbst musst den gehen, Niemand anderes.
Ich selbst weiß auch nicht, ob bei mir überhaupt ein Leben ohne die Medis möglich wäre. Wie gesagt, mein Absetzversuch 2016 ist gescheitert, ich war nicht sehr lange auf Null. Ich wollte das auch meinem Mann nicht mehr antun, der Zustand, in dem ich war und auch mir selbst konnte ich das nicht antun. Das war wirklich einfach nur die absolute Hölle! Sowas wünsche ich Niemandem.
Und du, auch mit Medis wird es bei mir nicht für ein „normales Leben reichen. Es gibt Dinge, die kann ich trotz Medis nicht machen, aber die sind mir auch nicht wichtig.
Ich kann z.B. niemals in den Urlaub fliegen, irgendwo hin nach Malle, in die Türkei, nach Ägypten oder sonstwo hin, aber wie gesagt, mir ist das auch nicht wichtig.
Ich kann nicht Vollzeit arbeiten aufgrund meiner Krankheiten, aber auch damit habe ich mich arrangiert und mache mittlerweile einen Job im Homeoffice.
Und die Dinge, die mir wichtig sind, die gehe ich eben step by step an oder versuche es immer wieder oder mache es, trotz der sch*** Angst und trotz aller Symptome.
Jeder muss sein Leben in erster Linie für sich selbst leben, für niemand Anderes.
Und ich weiß, dass wir hier alle jeden Tag verdammt viel dafür tun, dass es uns soweit gut geht und deshalb bin ich auch auf jede Person hier sehr sehr stolz.

A


Meine Ängste besiegen - was mir geholfen hat / hilft

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Zitat von JenniferB1611:
Huhu, ich nehme auch schon sehr lange Medis, seit 11,5 Jahren. Ich sehe es wie du mit der Krücke, finde es allerdings mittlerweile teilweise unverantwortlich, dass man beim Ausschleichen der Medis so gar keine Unterstützung hat. Ich nehme aktuell 12 mg. Escitalopram, reduziere von 15 mg. (die ich aber zum Glück ...

Das Schlimme beim Ausschleichen finde ich, dass ich niemals zu 100% sicher bin, dass es mir deswegen schlechter geht.
Den letzten Versuch hatte ich vor 2 Wochen. Ich habe angefangen statt 20mg nur 15mg zu nehmen. Damit bin ich vor ein paar Jahren gut zurecht gekommen, damals war die Reduktion auf 10mg das Problem.
Die ersten Tage hab ich auch nichts gemerkt, aber nach einer Woche fing es an: morgendliche Unruhe, verstärkt Schwindel, leichte Angstgefühle. Ist ja eigentlich auch logisch.

Aber dann gehen (bei mir) trotzdem die Gedanken los: Das ist normal, der Spiegel ist jetzt je etwas niedriger. Oder ist doch was anderes? Kann das so viel ausmachen? Warum war das beim letzten mal nicht so? Hätte ich lieber erstmal nur 2,5mg reduziert? Sind das Absetztsymptome oder bleibt das so..?

Würde ich ganz sicher sein, dass das nur Absetztsymptome sind die nach der Umgewöhnung weggehen, hätte ich keine Probleme damit. Wäre unangenehm, aber irgendwie schon auszuhalten.
Also habe ich - um das zu testen - wieder die volle Dosis genommen – und schon am nächsten Tag einen Unterschied gespürt. Nach ein paar Tagen war dann alles wieder normal..

Meinem nachsten Versuch werde ich hier im Tagebuch verewigen, auch damit ich selbst den Ablauf besser nachverfolgen kann.

Zitat von Angstmaschine:
Das Schlimme beim Ausschleichen finde ich, dass ich niemals zu 100% sicher bin, dass es mir deswegen schlechter geht. Den letzten Versuch hatte ich vor 2 Wochen. Ich habe angefangen statt 20mg nur 15mg zu nehmen. Damit bin ich vor ein paar Jahren gut zurecht gekommen, damals war die Reduktion auf 10mg das Problem. Die ...


Ja, die Absetzsymptome setzen einige Tage später ein. Das ist normal.
Von 20mg. auf 15mg. ist halt auch schon viel zum Reduzieren auf ein Mal. Ich weiß nicht, wie lange du es nimmst (Escitalopram, gell?), aber wenn man das Zeug so lange nimmt wie ich, dann raten einige „Experten eher dazu, ganz ganz langsam zu reduzieren, in Minischritten. 10% weniger heißt es, oder sogar nur 5 % und das alle 4-6 Wochen. Ich weiß, ein Reduzieren oder Ausschleichen dauert auf diese Art eeeeeeewig, aber ja, unser ganzer Körper und unser Nervensystem muss ich sag auch umstellen, wenn er weniger von dem Wirkstoff hat. Ich kann dir, wenn du magst, ein Buch empfehlen und auch ein Forum für alles, was mit Absetzen zu tun hat (gerne per PN).

Ich kann auch deine Gedanken voll verstehen, dass man sich dann solche Gedanken macht. Kann ich voll verstehen! Hatte ich gestern auch erst wieder. Also, dass man sich fragt, wieso und weshalb es einem jetzt wieder so und so geht und ob das an der Reduzierung liegt oder woran.

Wie gesagt, ich kann dir gerne per PN ein Buch empfehlen, hatte ich mir letzte Woche bestellt gehabt und schon fast komplett gelesen und bin auch wieder ein wenig aktiv in so einem Forum, wo es um so Absetzsachen geht.

Ein Tagebuch von dir hier wäre auch toll.

LG, Jenni

Zitat von JenniferB1611:
Und ich weiß, dass wir hier alle jeden Tag verdammt viel dafür tun, dass es uns soweit gut geht

Das sehe ich auch so und es ist oft sehr schwer.
Jeder geht seinen Weg und kein Weg ist falsch.
Was für den Deinen einen richtig und gut erscheint,ist für den Anderen nicht der richtige Weg.
Es geht nur Step by Step,das macht manchmal ungeduldig.
Ihr kennt bestimmt die Geschichte Momo von Michael Ende.
Da gibt es den alten Straßenkehrer Beppo der Momo erklärt,warum er jeden Tag die Straße kehrt.


Der alte Straßenkehrer Beppo verrät seiner Freundin Momo sein Geheimnis:
„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt.
Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?
Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.
Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig.“
(Michael Ende)


Ich find diese Stelle unglaublich schön,eine Metapher die sehr passen ist.

Zitat von JenniferB1611:
Schleicht deine Bekannte auch gerade Venlafaxin aus?

Das ist schon ca. 6 Monate her. Die Ausschleichzeit war hart, aber der Arzt in der Klinik meinte, sie soll es durchhalten, weil es sich lohnt. Es wäre ein bisschen wie ein Entzug (Alk, Dro.), der zwar nicht einfach sei, aber danach wäre es gut und bleibt auch mit guter Chance dauerhaft so. Sie hat es vermutlich gepackt. Bisher klagt sie über keinerlei Symptome mehr, die sie damals beim Ausschleichen hatte.
Ich bin da aber kein Experte, kann also nur berichten, was sie erzählt hat.
Würde mich aber auch interessieren, ob die Absetzsymptome tatsächlich auch nur Entzugs-Symptome sein können wie vom Arzt beschrieben oder eben reine Symptome, die durch Verschlechterung des psychischen Zustands kommen (und dann auch bleiben, sofern man die Medis nicht wieder nimmt).
Ich finde das schon wichtig diesen Punkt, denn wenn man wüsste, dass man dann z.B. nur einige Wochen/Monate durchhalten müsste (wie eben einer bei Alk oder Dro.), danach aber Ruhe hätte, dann könnte das einige schon motivieren glaube ich. Ich rede aber nur aus der Theorie.

Zitat von Angstmaschine:
Das Schlimme beim Ausschleichen finde ich, dass ich niemals zu 100% sicher bin, dass es mir deswegen schlechter geht.
Den letzten Versuch hatte ich vor 2 Wochen. Ich habe angefangen statt 20mg nur 15mg zu nehmen. Damit bin ich vor ein paar Jahren gut zurecht gekommen, damals war die Reduktion auf 10mg das Problem.
Die ersten Tage hab ich auch nichts gemerkt, aber nach einer Woche fing es an: morgendliche Unruhe, verstärkt Schwindel, leichte Angstgefühle. Ist ja eigentlich auch logisch.

Das kann ich mir total vorstellen, was Du schreibst.
Das ist glaube ich ein riesen Problem, weil man ja fast drauf wartet, ob sich irgendwas verschlechtert nach dem Reduzieren. Es ist also auch wieder die Angst vor dem Effekt des Reduzierens.

Aber kann das wirklich sein, das man schon einen Tag nach erneuter Erhöhung wieder einen Unterschied merkt? Geht das medizinisch überhaupt rein von der Wirkung? Es müsste doch eher wieder etwas dauern, bis der Pegel konstant ist und dann wirkt oder?

Aber klar - das ist ein RIESEN PROBLEM bei uns, dass wir in vielen Dinge nicht unterscheiden können, was der Grund dafür ist, warum es uns besser oder schlechter geht. Ist es wegen der Erhöhung/Reduzierung der Medis? Ist es einfach ein schlechter Tag (hat ja jeder mal), ist es das Wetter (klingt blöd, aber selbst das kann dazu beitragen), ist es die Verärgerung über irgendetwas, ist es zu viel Stress im Alltag (hat ja auch jeder mal) und und und....
So ein Gerät, welches uns die Gründe klar auf einem Bildschirm aufzeigt, wäre eine tolle Sache

Zitat von Hicks:
Das kann ich mir total vorstellen, was Du schreibst. Das ist glaube ich ein riesen Problem, weil man ja fast drauf wartet, ob sich irgendwas verschlechtert nach dem Reduzieren. Es ist also auch wieder die Angst vor dem Effekt des Reduzierens. Aber kann das wirklich sein, das man schon einen Tag nach ...


Ja, das geht, dass man einen Tag nach der erneuten Erhöhung eines Medis schon wieder eine Verbesserung spürt. Ich lese derzeit ein Buch über das Absetzen von Medis und da gibt es auch eine Methode, wenn es einem unter einer reduzierten Dosis eines Medis so dreckig geht, dass man sich eine „Einmaldosis der Ausgangsdosis gibt, um dem Körper quasi die Menge an Stoff wieder zu geben, die er gewohnt ist.
Weißt du, wie ich meine? Oder habe ich das blöd erklärt?

LG, Jenni

Zitat von JenniferB1611:
wenn es einem unter einer reduzierten Dosis eines Medis so dreckig geht, dass man sich eine „Einmaldosis der Ausgangsdosis gibt, um dem Körper quasi die Menge an Stoff wieder zu geben, die er gewohnt ist.
Weißt du, wie ich meine? Oder habe ich das blöd erklärt?

Verstehe es. Krass. Das ist dann so wie ein kleiner Schuss sozusagen, um sich schnell zu stabilisieren. Könnte man das so beschreiben ungefähr?

Zitat von Schari1969:
Das sehe ich auch so und es ist oft sehr schwer. Jeder geht seinen Weg und kein Weg ist falsch. Was für den Deinen einen richtig und gut erscheint,ist für den Anderen nicht der richtige Weg. Es geht nur Step by Step,das macht manchmal ungeduldig. Ihr kennt bestimmt die Geschichte Momo von Michael Ende. ...


Ich kenne das auch von mir, dass mich mein eigenes Tempo manchmal so nervt, weil es mir viel zu langsam erscheint. Ich konnte es als schon nicht mehr hören, wenn meine jetzt-ehemalige Therapeutin meinte:„Frau B., Sie brauchen Zeit und Geduld. Das hat mich manchmal richtig angekotzt, echt.
Ich persönlich mache mit meinen Krankheiten ja auch schon seit Kindheitstagen rum und es wird nie alles weggehen, aber wenn man wieder eine akut schlechte Phase hat, dann erhofft man sich natürlich, dass es einem bitte ganz schnell wieder besser geht.

VOLL TOLL, danke für die wunderschöne Textpassage aus Momo. Das Buch ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher und ich habe es auch als Erwachsene immer wieder gelesen und auch schon verschenkt. Was für ein wundervoller Zufall, genau das von dir geschriebene Zitat habe ich auch einem Freund mal auf Papier geschrieben und weißt du was? Wie ich die Tage mit meinem Hund so durch die Straßen unseres Städtchens gelaufen bin, mir mal wieder schwindelig und komisch war, da dachte ich aber auch an dieses Zitat, an dieses, dass man nicht den Weg als ganzes betrachten sollte, sondern immer so Schritt für Schritt. Ein Fuß vor den anderen setzen.
Richtig toll. Das ist ein wunderschöner Zufall, finde ich,

Liebe Grüße, Jenni

Ich hatte ja vor Kurzem hier auch erwähnt, dass ich seit einiger Zeit versuche, mein Moclobemid auszuschleichen (nehme es seit ca. 3,5 Jahren). Bisher geht es recht gut. Bin runter von 300mg auf 150 mg und nun bei 75mg (das ist eine halbe Tablette aktuell). Den letzten Schritt von 150 auf 75 (läuft seit zwei Wochen) merke ich glaube ich schon etwas. Der Schritt davor waren seltsamerweise ganz ok und kaum spürbar. Ich kann es aber trotzdem nicht zu 100% sagen, ob es wirklich nur an dem Ausschleichen liegt. Meine Frau meinte schon, dass ich teils deutlich gereizter bin (das ist immer so eine Zeichen von Absetzen meinte meine Mutter auch mal, die sehr lange Krankenschwester war) und manchmal hab ich in der früh wieder ein bisschen diesen depressiven Magengrubenschlag/-hänger, aber bei Weitem nicht so schlimm wie zu meinen schlechtesten Depri-Zeiten.
Symptome (Herzstolperer, Schwindel, Missempfindungen etc) habe ich die letzten Wochen aber fast gar keine mehr gehabt. Ich kann da also auch kein bestimmtes Muster erkennen und bin bisher einfach nur froh, dass es doch recht gut klappt.

Zitat von Schari1969:
So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?
Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich.

Das ist wirklich so und daran müssen wir alle immer denken. Stück für Stück. Ich neige auch sehr dazu, immer zu viel und zu schnell auf einmal alles zu wollen und dann stolper ich und falle. Das ist ja dann auch die immer betonte Achtsamkeit.

Zitat von Hicks:
Verstehe es. Krass. Das ist dann so wie ein kleiner Schuss sozusagen, um sich schnell zu stabilisieren. Könnte man das so beschreiben ungefähr?


Ich weiß nicht, ob es hier erlaubt ist, aber wenn es dich interessiert, dann kann ich dir die Seite des Buches abfotografieren und per PN schicken. Aber kann hier auch ein entsprechendes Zitat aus dem Buch abtippen und schicken. Wie du magst.
Aber deine Beschreibung trifft es quasi ganz gut, ja.

Zitat von JenniferB1611:
aber wenn es dich interessiert, dann kann ich dir die Seite des Buches abfotografieren und per PN schicken.

Sehr gerne.
Danke.

Zitat von Hicks:
wie ein kleiner Schuss sozusagen, um sich schnell zu stabilisieren. Könnte man das so beschreiben ungefähr?

Mein Psychiater meinte dazu, daß manche Menschen eben eine kleine Unterstützung benötigen und das fand ich sehr schön und akzeptabel formuliert.

Wenn der Gehirnstoffwechsel schwach ist oder er eben durch viel Stress und schlimme Dinge im Leben unwiderbringlich kaputt gegangen ist, dann bin ich froh, daß es diese Medikamente gibt, die einem dann wieder mehr Lebensqualität geben. Warum also sich dann immer wieder rumquälen, wenn man durch Erfahrung inzwischen weiß, daß es ohne nicht geht.

Zitat von Hicks:
Ich neige auch sehr dazu, immer zu viel und zu schnell auf einmal alles zu wollen und dann stolper ich und falle. Das ist ja dann auch die immer betonte Achtsamkeit.

Das ist Geduld, so gings mir auch oft. Aber man lernt das auch irgendwann, wenn man sich oft genug Blessuren geholt hat.

Zitat von Windy:
dann bin ich froh, daß es diese Medikamente gibt, die einem dann wieder mehr Lebensqualität geben. Warum also sich dann immer wieder rumquälen, wenn man durch Erfahrung inzwischen weiß, daß es ohne nicht geht.

Sehe ich auch so.
Auch, wenn ich es ähnlich wie Jennifer sehe und der Meinung bin, dass einige Ärzte und auch Kliniken mit den ADs zu lässig umgehen, muss man insgesamt trotzdem froh sein, dass es diese Medis überhaupt gibt. Das ist bei Schmerzmitteln ja ähnlich, Bis zu einem gewissen Punkt kann man Schmerzen ertragen, aber irgendwann geht es halt nicht mehr ohne und dann ist man auch froh, wenn die Medizin Mittel hat (Medikamente, OP), um bestimmte Dinge erträglicher zu machen, aber eben natürlich auch nicht ohne Risiken. Für jeden von uns zählt nur die Lebensqualität insgesamt und hier kommt man manchmal im Leben an Punkte, in denen man einfach abwägen muss zwischen ganz schlimm und vielleicht etwas weniger schlimm. Die Krankheit heilen können weder Schmerzmittel noch ADs, so schade es auch ist.
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Zitat von Windy:
Das ist Geduld, so gings mir auch oft. Aber man lernt das auch irgendwann, wenn man sich oft genug Blessuren geholt hat.

Ganz genau. Schade ist, dass dieses Lernen wohl oft sehr lange dauert. Im Rückblick nervt es mich auch ungemein, dass ich so lange gebraucht habe, bis ich viele Dinge eingesehen oder verstanden habe, aber ist halt so.

Zitat von Schari1969:
Der alte Straßenkehrer Beppo verrät seiner Freundin Momo sein Geheimnis:
„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt.
Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?
Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.
Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig.“
(Michael Ende)

Liebe Schari
oh, wie schön, dass Du dieses Zitat hier gepostet hast, ich mag es so so sehr!
Ganz liebe Grüße und einen sehr guten Restsonntag noch für Dich,
Nora

Meine Bekannte (die, welche es geschafft hat, das Venlafaxin abzusetzen), hat mir diesen, wie ich finde sehr guten, Link geschickt.
https://link.springer.com/article/10.10...boeffekten.

Es ist einiges zu lesen, aber es lohnt sich glaube ich für uns, also Leute, die Medis nehmen und versuchen wollen, sie abzusetzen.

Dort wird auch das Problem des Nocebo-Effekts angesprochen, der beim Absetzen auftreten kann.
Es ist das, was wir vorher schon angesprochen hatten (siehe Post von @Angstmaschine ), dass wir uns nämlich so schwer tun, zu unterscheiden, welche Symptome etc denn nun wirklich vom Absetzen kommen oder eben aufgrund unserer Erwartungsängste etc.
Das ist echt ein riesen Problem, wie man auch im Artikel lesen kann.
Eigentlich bräuchte man also tatsächlich eine Art Extra-Therapie bzw. -Betreuung für das Absetzen alleine.
Diese bekommen viele vermutlich aber nicht in der Qualität, wie es nötig wäre. Meine Bekannte meinte zumindest, dass ihr da seitens des Klinikarztes recht gut beigestanden wurde, eben auch durch gute Aufklärung, denn sie wollte nach zwei Wochen auch hinschmeißen und wieder die Dosis erhöhen.
Schwieriges Thema glaube ich und natürlich auch pauschal ganz schwer einzuschätzen.

Ich zitiere mal das Fazit des Links:
Zitat:
Fazit für die Praxis
Erwartungen, die Patient:innen an ihr Antidepressivum haben, beeinflussen die Wirksamkeit, das Nebenwirkungsprofil und auch die Beschwerden, die beim Absetzen auftreten können.
Bei 30–50 % der Personen, die Antidepressiva länger als 2 Jahre lang einnehmen, besteht keine Indikation zur Einnahme mehr; diese könnten über ein begleitets Absetzen nachdenken.
Antidepressiva machen nicht abhängig. Gleichwohl können bei jeder zweiten Person, die die Anwendung absetzt, belastende Beschwerden auftreten.
Die klinische Diagnostik von Absetzeffekten ist konfundiert mit der Erfassung von Rückfällen und Rezidiven.
Für viele Betroffene gilt es, einen Teufelskreis aus negativen Absetzerwartungen, Absetzbeschwerden, missglückten Absetzversuchen und (Angst vor) langfristigen Nebenwirkungen des Antidepressivums zu durchbrechen.
Es besteht eine Versorgunglücke in der Betreuung von Personen mit Absetzwunsch.
Psychotherapeutische Elemente wie präventive kognitive Therapie, achtsamkeitsbasierte Interventionen und Erwartungsmanagement können den Absetzprozess optimieren und Rückfällen vorbeugen.



Nachtrag:
Der Artikel hier fasst den obigen, sehr langen, glaube ich etwas kürzer zusammen:
https://idw-online.de/de/news794431

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Dr. Christina Wiesemann
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