Ex-Mitglied
Zu mir selbst kurz:
Ich leide seit knapp 10 Jahren an einer Generalisierten Angststörung, die sich schwerpunktmäßig auf Hypochondrie bezieht, hierbei mit erneutem Schwerpunkt auf Herzangst und auch Krebserkrankungen. Auf die Details, warum das bei mir so aufkam, gehe ich hier nicht ein, weil der Thread in erster Linie ein Hilfethread sein soll.
Meine Symptomliste, die aber wohl nicht vollständig ist, weil mir einiges bestimmt gerade nicht mehr einfällt:
- Kopfschmerzen
- Nackenschmerzen
- Augenschmerzen
- verschwommenes Sehen
- Verspannungen (Rücken, Nacken usw)
- Herzrasen, Herzstolpern
- Druck auf der Brust
- Stechen im linken Arm
- Brechreiz
- Schwankschwindel
- Kribbeln/Ameisenlaufen/Brennen fast am ganzen Körper
- Magenprobleme
- leichten Durchfall
- Augenliedzucken
- Zucken im Zwerchfellbereich (dachte anfangs, dass es das Herz ist)
- extreme Müdigkeit/Erschöpfung
- weiche Beine/keine Kraft
- Hyperventilation(falsche Atmung und das auch unbewusst, also chronisch - dieses Symptom ist extrem wichtig, weil es viele andere Symptome auslöst!)
- Panikattacken, meist bezogen auf das Herz
- Gefühl, dass alles im Kopf schneller abläuft/dass die Realität irgendwie verschwimmt
- kalte Füße und Hände
- Ohrendruck (Ohr macht zu)
- Augenringe
- Gereiztheit/Wutausbrüche
- depressive Schübe
Es zeigt, was der Körper alles fabrizieren kann, wenn das innere System Psyche nicht passt und durchdreht. Wichtig zu verstehen ist, dass die Symptome real sind und nicht eingebildet. Der Körper reagiert also tatsächlich so, nur die Auslöser dafür sind „nicht richtig“, weil unser System nicht mehr richtig eingestellt ist/spinnt. „Normale“ Menschen haben diese Symptome meist nur dann, wenn z.B. echte (Lebens)Gefahr droht oder sehr aufwühlende Dinge im Leben/in bestimmten Situationen passieren.
Die Symptome sind bei mir nie alle gleichzeitig da, sondern meist habe ich 1-3 Stück zusammen über eine gewisse Zeit (Tage, Wochen, Monate). Dann verschwinden sie und andere kommen wieder je nach Stress, Lebenssituation usw. (Wandersymptome ist ein guter Begriff dafür).
Was hat mir geholfen/hilft mir immer noch?
Auf was achte ich?
Wo ist mir einiges klar geworden?
Bevor ich loslege, will ich ausdrücklich betonen, dass ich hier von meiner eigenen Situation rede. Die Dinge, die mir geholfen haben, müssen nicht jedem helfen. Jeder hier ist anders vom Charakter, der Prägung und jeder hat andere Lebensläufe, die sich in jedem anders eingebrannt haben. Jede psychische Erkrankung ist anders/komplex und oft sehr individuell, hat andere Ursachen/Auslöser. Für Leute mit Angststörungen im Bereich Generalisierter Angststörung, Hypochondrie, Panikattacken dürften meine Erfahrungen wohl am ehesten an der ein oder anderen Stelle vielleicht helfen.
1. Symptome googeln sein lassen
Es wird kaum einen Hypochonder der jüngeren Zeit geben, der es noch nicht getan hat oder sogar regelmäßig tut – Dr. Google nutzen, sofern man Symptome hat oder irgendwas am Körper entdeckt, was nicht passt oder seltsam ist. Bei mir war diese Sache einer der Hauptauslöser, warum sich meine Angststörung in dramatische Dimensionen erhoben hat. Es gibt dafür einen Fachbegriff: CYBERCHONDRIE. Dieses Wort dürft Ihr googeln, um genau nachlesen zu können, was es bedeutet und warum es so schlimm ist. Ansonsten: Lasst es unbedingt sein, Symptome zu googeln! Die Verführung ist riesig in Zeiten des Smartphone und den unendlichen Infos des Internet. Selektive Wahrnehmung ist hier das Wort (könnt ihr auch mal googeln). Dazu neigen wir Angstgestörte ganz extrem. Wir suchen uns folglich unterbewusst die schlimmstmöglichen Erkrankungsergebnisse heraus zu unseren Symptomen und hüpfen sozusagen von Seite zu Seite immer weiter in die schlimmsten Abgründe.
Wenn ich es wirklich mal nicht sein lassen kann, dann mache ich es so, dass ich
maximal das Symptom in Kombination mit den Worten „Psyche/psychisch“ eingebe in Google = hohe Wahrscheinlichkeit, einen Treffer zu finden, der erklärt, dass das Symptom auch rein psychisch ausgelöst werden kann. Das reicht, um das Thema sein zu lassen bei Google, weil die Wahrscheinlichkeit dann immens hoch ist, dass das Symptom bei einem selbst rein psychisch ausgelöst ist, denn überlegt doch mal rein statistisch:
Wir wissen, dass wir alle psychische Probleme haben (das ist eindeutig bzw. zu 99% sicher). Gleichzeitig waren wir alle schon mindesten 1x (eher viel öfter) beim Arzt, um uns durchchecken zu lassen ohne Ergebnis auf körperliche Erkrankung. Wenn Google uns nun sagt, dass ein Symptom rein psychisch auftreten kann, was ist dann die deutlich (!) wahrscheinlichere Variante? Dass wir psychisch krank sind, im Gegensatz zur „normalen“ Bevölkerung recht oft beim Arzt sind und trotzdem gleichzeitig auch noch eine körperliche, schwere Erkrankung haben? Oder ist es eher das deutlich Wahrscheinlichere, nämlich, dass sich unsere gesicherte, psychische Erkrankung wieder einmal zeigt durch lästige Symptome, wie eine kleine, lästige Comicfigur, die herumquengelt? Man muss sich diese reine Wahrscheinlichkeitsgeschichte wirklich mal verinnerlichen. Allein das hilft einem schon, dass es einem mit der Zeit etwas besser geht oder man mehr Sicherheit fühlt.
2. Regelmäßige Entspannungsübungen
Bei mir brachten tägliche (!) Entspannungsübungen in einigen Bereichen einen ziemlichen Durchbruch. Meine chronische Hyperventilation und damit sämtliche „Kribbel/Missempfindungs-Symptome“ konnte ich damit nahezu vollständig wegbekommen. Auch für meine Herzangst hilft es sehr viel. Wenn ich mal nervöse Tage habe (z.B. mit Extrasystolen), mache ich oftmals so schnell es geht eine „Sitzung“ und danach bin ich fast immer um 70-90% ruhiger und alles ist runtergefahren.
Wie mache ich es? Ich nutze dazu ausschließlich Youtube-Videos, entweder über den TV oder über das Smartphone mit Kopfhörer.
Es gibt etliche gute Streams im Bereich Progressive Muskelentspannung, Mediation oder autogenes Training. Ich habe anfangs etwas durchprobieren müssen, bis ich Kanäle gefunden habe, bei denen mir die Musik und auch die Sprecher getaugt haben (das muss jeder für sich herausfinden) oder wie der Stil ist.
Ich schließe bei der „Sitzung“ immer die Augen, schaue also das Video nicht an, weil ich so viel besser abschalten kann und lausche nur dem Ton. Ich mache jeden Tag zwischen 20 und 60 Minuten. Das sind oft auch mehrere Streams hintereinander.
Die Regelmäßigkeit war für mich extrem entscheidend! Man muss etwas Geduld haben und bei mir hat es mehrere Wochen gedauert, bis der Effekt dieser Entspannungsübungen deutlich spürbar waren. Habt also Geduld und zieht es wirklich diszipliniert durch.
3. Freunde/Leute treffen
Ich weiß, dass viele von uns Bammel vor sozialen Kontakten haben (war bei mir auch lange Zeit so aufgrund meiner Ängste). In meinen schlechtesten Zeiten hatte ich auch null Interesse mehr an egal was. Dinge, die mir früher Spaß gemacht haben, interessierten mich nicht mehr/machten mir keine Freude mehr (totale Interessenlosigkeit!).
Ich konnte es aber mit der Zeit schaffen, wieder „mehr unter die Leute zu gehen“ und etwas zu unternehmen, sprich, dafür zu sorgen, dass ich mich mit meinen Freunden (auch in größerer Gruppe) wieder regelmäßig treffe. Egal, ob Essengehen, Kino, einfach so zusammen spazieren samt Ratschen oder einen Ausflug in den Tierpark zusammen – es tut mir unfassbar gut. Es gibt mittlerweile Abende, an denen ich bei den Treffen so gut drauf bin, wie zu meinen früheren Zeiten, als ich noch nicht krank war. Wichtig ist für mich, dass diese sozialen Kontakte in der echten Welt stattfinden und nicht online etc. Zusammen lachen, sich mal in den Arm nehmen, etwas zusammen essen und trinken – das geht so nur in echt und kein Social Media der Welt kann das ersetzen finde ich. Gute Treffen (übrigens nicht nur ich alleine, sondern meine ganze Familie mit anderen Familien) wirken bei mir noch Tage nach in Sachen positivem Effekt.
Ein nicht unwichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist dann vielleicht auch gleich der nächste Punkt:
4. Offen mit der psychischen Erkrankung umgehen/sich outen
2014 ging es bei mir los, 2021 war es dann soweit, dass ich bei einem Grillabend beim Kumpel „die Hosen runter ließ“ und alle über mein Problem aufklärte.
Das ging dann weiter bei Arbeitskollegen, Nachbarn usw.
Ich kann für mich sagen, dass es ein richtiger und guter Schritt für mich war und seither kann ich bei Treffen auch viel leichter mit dabei sein. Zuvor an schlechten Zeiten hatte ich natürlich immer Angst, dass jemand bemerkte, dass etwas nicht stimmt mit mir, was dann wiederum zu Symptomen führte (klar, weil man nervös ist).
Ich binde nicht jedem, den ich treffe, meine Erkrankung auf die Nase, aber bei Leuten, die ich mag oder wo ich es als sinnvoll erachte, spreche ich offen.
5. Treffen mit anderen psychische Erkrankten
Nachdem ich mich geoutet hatte, erfuhr ich (oh Überraschung!), dass viele aus meinem Bekanntenkreis, meiner Frau, meiner Mutter usw. auch psychische Probleme haben oder hatten. Dadurch konnte ich Kontakte zu Leuten aufbauen, die total verstehen konnten, was ich durchmachte. Man kann das auch über eine Selbsthilfegruppe machen. Das Gefühl, verstanden zu werden (selbst der eigene Partner versteht oft nicht, was da los ist mit einem und wie man damit umgehen soll), ist sehr wertvoll finde ich. Mir tut es daher unheimlich gut, neben meinem „gesunden“ Freundeskreis auch regelmäßig mit „Gleichgesinnten“ mal Essen zu gehen, beim Spaziergang zu quatschen etc.
6. Urlaub
Weg vom Alltag und der Umgebung daheim, keine Termine, greifbar für niemanden, kein Stress, keine Aufgaben, kein Druck – das ist das, was ich unter „Urlaubfahren“ verstehe.
Ich bin ein anderer Mensch, wenn ich wegfahre in den Urlaub. Es ist für mich ein Beweis, dass meine Alltagsumgebung ein großer Baustein ist, warum ich krank geworden bin. Was das langfristig für mich heißt, wird sich zeigen (wegziehen etc?). Achtet mal darauf, wie es euch geht, wenn ihr von daheim weg seid im Urlaub. Habt ihr dort auch so viele Symptome? Falls nicht, ist das ein ganz ganz wichtiger Punkt, der in einer Therapie einer genaueren Betrachtung wert ist!
7. Sport
Wen wundert es? Natürlich tut auch mir Sport gut. Hier muss ich zugeben, dass ich noch nicht da bin, wo ich sein will und mich noch nicht so oft aufraffen kann, mich z.B. auf mein Fahrrad zu schwingen. Ich muss noch etwas suchen, was mir wirklich Spaß macht. Daher peile ich an, mehrere Sportarten auszuprobieren in Sportvereinen. Vorteil, falls das klappt: Man findet wieder neue soziale Kontakte, die mir ja bekanntlich sehr gut tun.
8. Nahrungsergänzungsmittel
Als meine Angststörungen vor knapp 10 Jahren begannen, wurde recht flott ein Vitamin D Mangel bei mir festgestellt. Den konnte ich mit Pillen recht schnell beheben und es ging mir etwas besser. Leider hatte ich es dann nach einigen Jahren wieder schleifen lassen mit den Pillen, weil ich dachte, dass das bisschen Sonne ausreicht und das VitD nicht der Grund für meine Probleme waren. Als es mir dann wieder schlechter ging und ich beim üblichen Arzt Check samt BE sah, dass mein VitD wieder fast im Mangelbereich war, kam mir das verdächtig vor. Irgendwann kam ich an eine Therapeutin, die mich dann davor warnte, das auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich weiß, dass die Meinungen zu dem Thema weit auseinander gehen. Ich für mich kann sagen:
Als ich mich dazu entschied, endlich mal meine Fettsäuren, kompletten Vitamine und Mineralien per Blut überprüfen zu lassen auf eigene Kosten, kam auch noch ein Omega3 Mangel heraus.
Zusammen mit VitD und Magnesium (da musste ich eh schon länger was schlucken, um nicht in den roten Bereich zu kommen) hatte ich also 3 Bereiche, in denen ich ohne Nahrungsergänzungsmittel nicht in den grünen Bereich kam. Aufgefallen ist mir dann tatsächlich mit der Zeit, dass es mir besser geht, wenn ich die oben genannten Dinge regelmäßig einnehme. Ob es Einbildung ist oder nicht? Ich kann es nicht sicher sagen, aber recht eindeutig ist, dass ich ohne die Mittelchen gewisse Spiegel in meinem Blut nicht im Normbereich halten kann.
Man sagt doch immer, dass zuerst gesichert werden muss, dass man körperlich nichts hat. Sind Mängel in Vitaminen oder Mineralstoffen, die man vielleicht teils über Jahre schon hat, nicht auch ein körperliches Problem? Ja, sie sind wohl nicht der alleinige Auslöser für meine psychischen Probleme, aber der Argumentation einer meiner aktuellen Therapeutinnen, dass diese Mängel dazu beitragen können, dass es nicht gerade besser wird. dem kann ich wenig widersprechen oder? Jeder noch so kleine Teil, welcher der Erkrankung in die Hände spielt, sollte meiner Meinung nach beseitigt werden. Wieso sollte ich hier ein Risiko eingehen, welches nicht sein muss?
9. Panikattacken= Ablenkung
Wie man sich bei Panikattacken verhalten soll, ist so eine Sache. Das oft empfohlene „Zulassen/in sich hineinhören“ hat bei mir nicht geklappt. Bei mir half Ablenkung und zwar sofort und umgehend, sobald nur der Hauch einer Attacke aufkam. Entweder gehe ich sofort in den Garten und fasse dort Blumen, den Rasen oder kleine Tierchen (Ameisen etc) an oder ich drehe die Musik am TV voll auf oder ich. nicht lachen. ich mache Liegestütze (die Energie wird damit abgeleitet). Auch das Gespräch suchen mit Leuten, die gerade greifbar sind, hat mir schon geholfen. Natürlich kommt es immer darauf an, wo man gerade ist. Ich bekomme Panikattacken aber so gut wie nur, wenn ich allein daheim bin.
10. Hörbücher
Dazu muss ich nicht viel schreiben. Auf Bücher lesen habe ich wenig Lust. Also habe ich es mal mit Hörbüchern ausprobiert und siehe da. Augen zu und zuhören/eintauchen tut mir gut.
11. gelassene Musik laufen lassen
Jazz, Chill Out, LOFI – ich lasse derartige Musik oft immer daheim laufen im Wohnzimmer.
Es vermittelt mir das Gegenteil von Stress.
12. Medien- und Nachrichtenkonsum drastisch reduzieren
Da ich ein Mensch bin/war, der sich immer sehr aufgeregt hat über Politiker, Nachrichten, den Gesprächen in Talkshows usw., habe ich irgendwann den Stecker gezogen und beschlossen, fast komplett darauf zu verzichten. Ich lese online keine News mehr, sehe mir keine Talkshows mehr an und gehe Politikern im TV so gut es geht aus dem Weg. Seither lebe ich entspannter und rege mich nicht mehr so auf über Gott und die Welt.
Was ich mitbekommen muss, bekomme ich eh mit über die Leute um mich herum.
13. Smartphone und Internetnutzung reduzieren
Ähnlich wie Punkt 12. Zu viel Internet, zu viel ständiges Glotzen auf das Smartphone, zu viel Gebimmel durch Whatsapp und Co – ne danke, das ist Stress und Stress ist nicht gut für Leute wie uns. Ich habe keine Email App mehr auf dem Handy und fast alle Whatsapp Gruppen stumm gestellt und auch die „versandt/gelesen-Funktion“ deaktiviert. Ich will nicht die Geisel sein, sondern irgendwann, wenn es mir gut geht und ich Lust habe, lesen oder zurückschreiben ohne den Druck, den sich viele heutzutage leider selbst machen durch die zu exzessive Nutzung der heutigen, digitalen Technik. Achtet mal auf die Menschen im Alltag, wie sehr sie in dieser Sucht/Druck-Spirale hängen. Was machen die Leute, die ins Wartezimmer beim Arzt kommen und sich setzen als Erstes – sie glotzen in ihr Smartphone. Selbst an der Ampel stehend im Auto, auf dem Fahrrad oder beim Essen mit Freunden können manche es nicht sein lassen, ständig in das Ding zu schauen.
Facebook, Instagramm und Co meide ich komplett.
Das Forum hier ist für mich zur Zeit eine Ausnahme, weil ich das Gefühl habe, dass ich anderen Menschen hier ein wenig helfen kann und dies hat den Nebeneffekt, dass es wiederum auch mich mit Freude erfüllt. Ich muss aber auch hier aufpassen, nicht „der Sucht“ zu verfallen und die „Balance“ halten.
14. schwierige Diskussionen mit Bekannten vermeiden
Jeder kennt diese Diskussionen im Bekanntenkreis, in die man sich teils zu sehr hineinsteigert. Ich war da ganz schlimm. Politik, Corona, (soziale) Gerechtigkeit, Klima und und und. es werden nie alle einer Meinung sein. Dass zu akzeptieren, hat sehr lange bei mir gedauert. Da ich weiß, dass ich dazu neige, bei entsprechenden Diskussionen zu sehr Energie zu lassen, vermeide ich gewisse Themen, so gut es geht im Bekanntenkreis und quatsche lieber über schöne Dinge oder etwas, was gute Laune macht.
15. Tiere
Seit ich krank bin, fiel mir auf, wie gut mir Tiere tun und wie sehr ich diese mag. Egal, ob im Tierpark, im Urlaub in der Natur oder bei einer Alpaka-Wanderung. Tiere strahlen für mich das Gegenteil des gierigen, gestressten, hektischen, egoistischen Menschen aus. Daher liebe ich es, sie einfach zu beobachten oder Kontakt zu ihnen zu haben.
Ein Haustier habe ich nicht, weil meine Mutter einen süßen Hund hat und den kann ich mir sozusagen „borgen“, so oft ich will.
16. Buch führen
Ich schreibe seit einiger Zeit in einem Büchlein regelmäßig Sachen nieder (Symptome, Gedanken, schlechte Tage, gute Tage). Es hilft mir nicht immer, aber manchmal hat es mir schon sehr geholfen, das, was im Kopf los ist, „rauszunehmen“ und auf Papier zu bringen.
17. Lebenseinstellung ändern
So weit hinten der Punkt, aber so wichtig!
Ich war schon immer ziemlich pessimistisch veranlagt, versuche aber seit einiger Zeit alles positiver und optimistischer zu sehen. Auch, wenn man glauben könnte, dass es so ist: Die Welt ist nicht nur schlecht, Menschen sind nicht nur schlecht. Ich hatte lange Zeit einen ziemlichen Hass gegen fast jeden, der mir über den Weg gelaufen ist bzw. im Straßenverkehr hätte ich eine zeitlang jeden an die Wand klatschen können, aber jetzt denke ich: Jeder sitzt im Boot des schweren Lebens mit allen Hürden und kämpft wie wir alle auf seine Weise. Die meisten angeblichen „Deppen“ können auch nichts dafür, dass sie so sind. Wie wir haben sie das Pech gehabt, Prägungen von ihren Eltern abzubekommen, nur eben andere als wir. Eine gerechte Welt wird es auch nie geben, aber das muss auch banalerweise so sein. Eine Welt, in der alles gerecht wäre, würde keine Zufriedenheit, Freude, Verbesserung, Motivation mehr bringen. Wir würden schlichtweg nicht mehr zu schätzen wissen, was gerecht und gut ist.
Es hat lange gedauert, bis ich das so akzeptiert habe und natürlich habe ich auch heute noch an schlechten Tagen damit zu kämpfen, es so zu sehen, aber hey – keiner ist perfekt
Leute mit Angststörungen sind leider fast immer leichte bis extreme Pessimisten. Könnten wir einen Schalter umlegen, der uns über Nacht zu Optimisten macht, wäre es sehr hilfreich für uns, aber so einfach geht es leider nicht. Man kann aber daran arbeiten, seine Einstellung zu vielen Dingen auf der Welt etwas zu ändern, nicht alles so schwarz zu sehen, denn die Wahrheit ist, dass die meisten negativen Erwartungen, die Pessimisten haben, so nie eintreten bzw. statistisch weit weniger, als sie denken/merken und leider sogar hoffen (der Pessimist giert förmlich danach, dass sein Negativszenario eintritt, weil er dann Bestätigung bekommt, dass er richtig lag).
18. Minimalismus, KISS und 80/20 Regel anwenden
Ich habe mit der Zeit festgestellt, dass es mir sehr gut tut, wenn ich alles im Leben auf KISS (Keep it simple stupid) redziere, wo es nur geht, z.B. bei Finanzen, Verträgen usw. Auch die 80/20 Regel nutze ich, wo es nur geht (googelt diese Regel mal, falls Euch das nichts sagt).
Über meine Frau bin ich zudem auf das Thema Minimalismus gekommen und finde es absolut interessant und sinnvoll. Wir haben unseren hirnlosen Konsum von Gegenständen, die keinen nutzen oder keine Freude bringen, reduziert, wo es nur geht, haben fast alles, was sinnlos rumliegt im Haus, bei Kleinanzeigen verkauft und sorgen im ganzen Haus/Garten optisch für so wenig Stress wie möglich. Standen vor einigen Jahren noch etliche Figuren, Pflanzen oder Dekosachen herum, die man ständig entstauben musste oder das ganze Bild im Haus unruhig machten, ist alles jetzt nur noch auf die wenigen Dinge reduziert, die uns wirklich gut tun/Freude bereiten. Minimalismus ist nicht mit Frugalismus zu verwechseln. Bei Minimalismus geht es um Effektivität. Wir geben auch gerne mal viel Geld aus, aber eben nur für Sachen, die uns tatsächlich viel Freude bereiten. Klasse statt Masse sozusagen. Mir tut das Thema deshalb gut, weil es Stress reduziert in meinem Kopf und Sinnlosigkeit und Lästigkeit aus meinem Leben nimmt. Ich kann dadurch viel mehr genießen als früher.
19. Geld ausgeben, wo es nötig ist
Wie im Punkt davor beschrieben, vermeide ich hirnlosen (Gegenstands) Konsum schon seit längerer Zeit massiv. Das gesparte Geld kann ich besser in meine (psychische) Gesundheit investieren, z.B. indem ich mir Erlebnisse „kaufe“ wie Urlaub, Ausflüge, Kino, Essengehen mit Freunden etc., welche wiederum zu ewigen Erinnerungen führen, welche wiederum der Seele gut tun.
Wenn ich Chancen sehe, etwas zu versuchen, welches meiner Erkrankung bessern kann, dann mache ich das, auch, wenn es mich einiges an Geld kostet. Dies sind z.B. Online-Kurse in Bezug auf Angststörungen oder die Teilnahme an Vorträgen. Das oben angesprochene, komplette Blutbild habe ich auch auf eigene Kosten gemacht, aber es war es wert. Ich habe lange Zeit für unglaublich viel sinnlosen Mist Geld ausgegeben. Jetzt mache ich das nicht mehr und gebe es gerne mal hier und da aus für das, was am Wichtigsten ist: Meine Gesundheit. Wenn ich Geld dazu nutzen kann, dass es mir besser geht, dann ist das ein Glück, welches ich nutzen muss. Mir ist nämlich auch bewusst, dass nicht jeder dieses Glück hat.
20. Alk. und Kaffee (ganz) reduzieren
Ich war nie der, der viel Alk. trank, aber mittlerweile trinke ich keinen Tropfen mehr. Warum? Weil ich gemerkt habe, dass es die Wahrscheinlichkeit für meine Herzstolperer und damit auch mein Herzrasen erhöht.
Kaffee dagegen mochte ich schon immer recht gerne. Ich kann daher auf meinen Frühstückskaffee nicht verzichten, lasse aber seit einiger Zeit meinen Nachmittagskaffee meist weg. Auch das wirkt sich positiv auf meine Wahrscheinlichkeiten aus, Herzstolperer oder Herzrasen zu bekommen.
Kurz gesagt: Alk. und Koffein reduzieren kann ein wenig helfen, die Herzstolperer zu reduzieren.
21. Beobachten und merken, was einem gut tut/nicht gut tut
Letzer, aber vielleicht wichtigster Punkt!
Wirklich beobachten und darauf achten, wann man sich gut fühlt und warum das so ist, das ist etwas, was ich eindrücklich jedem empfehlen kann! Wann hat man keine Symptome? Dann muss das gut sein, was man getan hat oder tut. Gleichzeitig ist dies immer wieder der Beweis, dass die Symptome psychisch sind und nicht körperlich . Es gibt da gewisse Muster in den Tagen, an denen es einem gut oder schlecht geht, die man erkennen muss. Diese Muster muss man nutzen, um zu lernen.
Bei mir hat das einige Zeit gedauert, bis ich das verinnerlicht habe, aber es ist so wichtig.
Insgesamt erkennt man über alle Punkte hinweg, dass sich fast alles eigentlich auf wenige Überpunkte herunterbrechen lässt, die mir gut tun:
1. Stress, Passivität, sozialen Rückzug vermeiden, wo es nur geht
2. Gelassenheit, Entspannung, Aktivität, soziale Kontakte anstreben, wo es nur geht.
Ich weiß, dass das viel war, aber das ist (leider?) auch eine Eigenschaft von mir, dass ich gerne schreibe und wenn, dann sehr ausführlich (da wirkt die 80/20 Regel dann wohl noch nicht so )) ).
Aber ich hoffe, dass es einigen hier vielleicht etwas hilft.
Probiert doch einige meiner Dinge, die mir geholfen habe, einfach mal aus. Nicht alles ist leicht, keine Frage, aber nen Versuch sollte es immer wert sein.
Empfehlen kann ich noch den Ratgeber hier auf der Psychic-Seite, in denen sämtliche, psychische Erkrankungen super erklärt und auch Tipps gegeben werden. Das ist eigentlich Basismaterial zum Lesen für alle. Ich schreibe das deshalb, weil mir in privaten Nachrichten aufgefallen ist, dass einige die Ratgeberseiten tatsächlich noch nicht kannten.
Ich wünsche jedem viel Kraft, seine Krankheit zumindest einigermaßen in den Griff zu bekommen und wieder zumindest ein einigermaßen normales Leben führen zu können.
Wer Fragen hat, kann mich jederzeit per Nachricht kontaktieren oder natürlich auch einfach hier im Thread schreiben.
WICHTIGER NACHTRAG!
Nach Rücksprache mit dem Psychic Team, wurde mir dankenswerterweise erlaubt, meinem Eröffnungspost nachträglich ein Update zu verpassen und zwar in der Weise, dass ich hier noch Links zu wichtigen Posts im Thread einfüge.
Die Links führen alle zu weiteren Tipps und Abhandlungen/Meinungen von mir zu bestimmten Themen / Punkten, die ich als hilfreich und wichtig erachte.
So ist es Neu-Lesern leichter, nicht den ganzen Thread durcharbeiten zu müssen, sondern man kann direkt per Klick zu weiteren, wichtigen Posts/Tipps springen.
Oft lohnt es sich nach den Links auch noch die Folge-Posts zu lesen, da auch seitens anderer User oft sehr gute Beiträge kamen. Danke nochmal dafür an alle hier!
Weitere Erläuterungen zum Thema Dr. Google:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-10.html#p2949696
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-60.html#p2960834
Übertriebenes Beobachten des eigenen Körpers, hier am Beispiel Puls:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-10.html#p2949972
Der SEKUNDÄRE KRANKHEITSGEWINN:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-20.html#p2953045
Die DREI ARTEN VON ÄNGSTEN:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-20.html#p2953298
PESSIMISMUS, SELEKTIVE WAHRNEHMUNG IM INTERNET und DIE WICHTIGKEIT VON WAHRSCHEINLICHKEITEN:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-30.html#p2958496
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-50.html#p2960031
VORSORGE (Wie oft soll ich mich vom Arzt untersuchen lassen?)
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-30.html#p2958744
Sich mit dem Beschäftigen, was einem gut tut und nicht mit dem, was einen nervt / belastet:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-50.html#p2959953
Zum OUTING der Psychischen Erkrankung:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-70.html#p2961765
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-90.html#p2961976
Gute DOKU zur Wirksamkeit von Meditation:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-100.html#p2962953
9 Monate Körper im Eimer vs. 9 Jahre Geist im Eimer
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-100.html#p2964555
Unser Therapeut – zu unempathisch oder manchmal auch einfach zu nett und damit wirkungslos?
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-180.html#p2968876
SAG NIEMALS NIE:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-180.html#p2968951
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-190.html#p2969607
KEIN WEG IST OHNE RISIKO:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-190.html#p2969653
AUSSCHLEICHEN MEDIKAMENTE (inkl. Nocebo Effekt):
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-220.html#p2970564
LEBST DU WIRKLICH DAS LEBEN, WAS DU GANZ IM INNERSTEN SELBST LEBEN WILLST? oder auch: FRAGEN, DIE WEH TUN KÖNNEN:
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-230.html#p2970958
THERAPIEMETHODE EIN BRIEF AN DIE ELTERN
agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-260.html#p2973586
Hinweis:
Alle Zeilen von mir hier sind meine persönlichen Einschätzungen anhand meiner Therapien, Erfolge und Erfahrungen. Ich bin kein Arzt oder professioneller Therapeut.
Beste Grüße und niemals aufgeben!
Hicks
15.06.2023 07:36 • • 11.11.2024 x 71 #1