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Hallo ihr Lieben,
Seit 4 Monaten bin ich wieder in der Angstspirale. Nehme 185mg Venlafaxin und 75mg Doxipin seit gut 4 Wochen in dieser Dosierung. Ich gehe zur Arbeit, da ich die Struktur besser vertrage und versuche auch so die Alltagsdinge zu bewältigen. Morgens sind die Symptome am schlimmsten, jeder Tag ist ein Kraftakt. Manche Tage oder Stunden sind schon besser.Ich versuche die Angst anzunehmen, aber im Inneren hoffe ich immer auf Hilfe von Aussen. Habe einmal im Monat einen Termin bei meiner Psychologin, da die Therapie eigentlich schon beendet war. Habe im Moment viel mit Schwindel und komischen Seen zu tun, aber ich bin auch total verspannt, trotzdem glaube ich manchmal,dass es vielleicht am Doxipin liegt!? Heute ist Sonntag und es ist gruselig, ich zweifel oft, dass mein Kopf jemals wieder klar wird!? Überlege an wen ich mich wenden kann, dabei weiß ich, dass nur ich es ändern kann. Was kann ich besser machen?

18.09.2022 06:53 • 18.09.2022 #1


Vielleicht kannst du aufhören zu sagen ich bin in der Angstspirale und stattdessen sagen ich fühle Angst in mir und aufsteigen. Somit schaffst du ein bisschen Distanz. Wichtig ist, die Angst als das anzusehen, was sie ist, ein Gefühl. Sie ist aber nicht das, was du bist. Sie fühlt sich so real an, und vielleicht ist es dir möglich sie als eine Erfahrung zu betrachten und nicht als etwas, was dir passiert. Versuche zum Beobachter deiner Angst zu werden. Wenn die Angst aufsteigt, konzentriere dich auf deine Handinnenflächen. Richte deine ganze Aufmerksamkeit dahin. Du fängst dann an deine Hände zu spüren, vielleicht, dass sie warm werden oder einfach, das da etwas ist. Somit entzieht du dem Gefühl Angst Energie. Hilfreich ist es auch sich auf den Atem zu konzentrieren.

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Was kann ich besser machen?

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Vielleicht hilft dir, dich mit Hilfe von Büchern oder Hörbüchern auf deinen für dich wichtigen und richtigen Weg zu bringen?
Und richtig erkannt hast du, dass nur du dir helfen kannst. Andere können dir nur Mut machen, Wege auszuprobieren und dir Zuspruch geben, was nur für den Moment Trost geben kann.

Zitat von Parwana:
ich zweifel oft, dass mein Kopf jemals wieder klar wird!?


Du solltest den Satz mal umkehren: Ich bin mir sicher, dass mein Kopf wieder klar wird!. Du konzentrierst dich, wie du wohl selbst weisst, viel zu oft auf das Negative, was dann die Spirale auslöst. Kehre mal alle deine negativen Formulierungen um: Seit vier Wochen bin ich ohne Symptome. - Ich bewältige die Alltagsdinge. - Morgen verspüre ich keinerlei Symptome - Ich helfe mir selbst - Die Therapie ist beendet - Ich bin klar im Kopf. - Ich bin entspannt. Heute ist Sonntag und ich geniesse das Leben.

Du fragst, was du besser machen kannst?

An dich und deine Zukunft glauben lernen!

Hast Du schon einmal versucht zu erkennen was Deine Angst auslöst. Evtl. kannst Du Dir Auslöser notieren und so evtl. ein Muster erkennen was Du durchbrechen kannst.

Zitat von Parwana:
Habe im Moment viel mit Schwindel und komischen Seen zu tun, aber ich bin auch total verspannt, trotzdem glaube ich manchmal,dass es vielleicht am Doxipin liegt!?

Das kann durchaus sein, dass es am Doxepin liegt. Schwindel, Benommenheit und Sehprobleme gehören zu den häufigsten Nebenwirkungen. Nach 4 Monaten sollte das eigentlich nicht mehr sein, aber wer empfindlich ist, kann das noch länger haben. Versuch es mal etwas runterzudosieren, ob es damit besser wird.

Zitat von Parwana:
Ich versuche die Angst anzunehmen, aber im Inneren hoffe ich immer auf Hilfe von Aussen.

Man erhofft sich die Hilfe meistens von daher, von woher man auch die Belastung empfindet. In Deinem Fall also von außen.
Wenn aber die Belastung von innen kommt, verstärkt die Hoffnung auf externe Hilfe nur noch das gefühlte Dilemma!
Die Angst annehmen ist ein schöner Begriff, doch sie impliziert, dass sie irgendwie von außen kommt. Das ist aber grundlegend falsch: im Gegenteil bringt man sie nach außen. Man angstet in die Welt und ängstigt sich vor dem Spiegelbild (seiner selbst erzeugten Angst).

Man muss dieses Prinzip zumindest einmal klar sehen (=erkennen) und zwar während es stattfindet. Die lebendige Erkenntnis, dass es der Geist ist, der schafft und lässt, führt augenblicklich zu einer echten Beruhigung und vielleicht auch zu einer potenziell befreienden Frage: Warum sollte sich der menschliche Geist vor sich selber fürchten? Jeder Mensch will für sich letztlich nur Gutes. Dafür ist eigentlich nicht viel zu tun außer seinem ureigenstem Prinzip zuzuschauen: Ich und Welt sind keine zwei voneinander getrennten Phänomene. So einfach ist alles.

Hallo Parwana.
Bestimmt gibt es einiges, was Du besser machen kannst. Genauso, wie es vieles gibt, was ich besser machen
kann und andere Menschen auch.
Es ist nicht immer einfach da einen Rat zu geben. Wer weiß annähernd so gut wie Du selbst, wo Du gedanklich hin möchtest.

Zitat von Parwana:
Ich versuche die Angst anzunehmen, aber im Inneren hoffe ich immer auf Hilfe von Aussen.

Zitat von Parwana:
Überlege an wen ich mich wenden kann, dabei weiß ich, dass nur ich es ändern kann.

Wenn Du doch weißt, dass nur Du selbst daran etwas ändern kannst, warum suchst Du dann so sehr
nach Hilfe von außen?
Es gibt drei Hauptgruppen von Menschen.
- Diejenigen, die alles selbst entscheiden.
- Diejenigen, die immer nur andere um Rat fragen.
- Diejenige, die nie bereit sind, irgendwelche Ratschläge anzunehmen.

Gut finde ich, wenn man seine eigenen Entscheidungen nicht zu oft, allein von anderen abhängig macht.
Die große Gruppe von Menschen die aus Angst immer nur andere um Rat fragt, hat dazu geführt,
dass unser Gesundheitssystem übermäßig aufgebläht ist und nur schwer finanziert werden kann.

Bevor ich Dir zahlreiche Ratschläge gebe, empfehle ich , dass Du etwas mehr auf Deine eigenen
Gefühle und Wünsche hörst.

Zitat von Sonnenblume343:
Versuche zum Beobachter deiner Angst zu werden.

Das finde ich sehr wichtig. Unsere Angst ist eins unserer wichtigsten Gefühle. Nimm dieses
Gefühl ernst, aber höre nicht auschließlich auf dieses Gefühl, weil die Angst uns oft ein wenig
in die Irre leitet.

Zitat von -IchBins-:
Und richtig erkannt hast du, dass nur du dir helfen kannst. Andere können dir nur Mut machen, Wege auszuprobieren und dir Zuspruch geben, was nur für den Moment Trost geben kann.

Das sehe ich ebenfalls so. Trost und Zuspruch kannst Du von außen bekommen. Sie sind so
etwas wie der Treibstoff für das Auto. Am Lenkrad des Autos darfst nur Du selbst sitzen, nicht andere
Menschen. Sonst bist Du immer unglücklich, weil Du Deine Ziele nie oder nur sehr kompliziert, auf
Umwegen erreichst.

Vielen Dank für die anregenden Antworten!

Mir kommt noch in den Sinn, dass bei mir Angst und Sorge entsteht, wenn ich mich selbst überfordere. Ich mache mir zurzeit keine Sorgen mehr und meine Ängste sind kleiner geworden. Ich hab gelernt, in kleinen und doch bedeutenden Schritt voran zu schreiten. Ich lebe ganz bewusst im Hier Jetzt und kümmere mich nicht gross um meine Zukunft. Ich bewältige Dinge rein in der Gegenwart, muss der Welt nix beweisen.

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Dr. Christina Wiesemann
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