Liebe Hasengöttin,
wir danken dir für die Eröffnung dieses informativen Threads.
Ich bin überzeugt, dass sich hier sehr viele Mitglieder einfinden werden, um hier ihre Veränderung in der Lebensweise, in zwischenmenschlichen Beziehungen, der Arbeitswelt uvm. preis zu geben.
Die ersten Symptome meiner Panikerkrankung sind nun schon 23 Jahre her, nach einem Thermenbesuch bei der Heimfahrt. Diese Fahrt (2 Stunden) blieb mir als Hölle in Erinnerung. Wahrscheinlich durch die schwere Erkrankung meiner Tochter (virale Meningitis in einem Alter von 7 Wochen) hat es mein Leben auf den Kopf gestellt.
Drei Wochen war es unsicher, ob sie diese Erkrankung überleben wird. Als sich Gott sei Dank alles zum Positiven gewendet hatte, war es erst der Anfang einer Odyssee für mich. Kaum einen Tag ohne Panikattacken, öfters am Tag, kein Tag ohne Angst. Es ging dann schon soweit, dass ich mich zwingen musste, die Wohnung zu verlassen. Bei jedem Einkauf bekam ich in der Menschenschlange Schweißausbrüche Herzrasen und Ohnmachtsgefühle, die Beine zitterten vor Schwäche.
Ich hatte nur mehr das Gefühl, aus dem Geschäft flüchten zu müssen. Dann hatte mein guter Hausarzt die Idee, mich zu einem Therapeuten zu überweisen. Während der zweiten Sitzung sagte mir dieser, ich sei nicht empfänglich, ich sei ein beinharter Realist und Pessimist und beendete die Behandlung.
Daraufhin verschrieb mir der Hausarzt Antidepressiva, die mich zur damaligen Zeit ko. schlugen. Das waren wirkliche Bomben.
Nur in meinem Augenwinkel sah ich, wie sich meine Frau mit meiner Tochter und mit ihrem 2. Kind (
also ich) abquälte.
Ein Lichtblick zu dieser Zeit reichte mir, ich wollte da sein, für meine Tochter für meine Familie und auch für mich.
Nach allmählicher Reduktion der AD schien es mir besser zu gehen, bis zum 3. Geburtstag meiner Tochter. Fieberschub und Diagnosestellung: Verdacht auf einen Tumor im Nervengeflecht neben Herz und Lunge. Der Fall in die nächste heftige Panikattacke und Angst war nun vorprogrammiert.
2 Tage später CT und das Ergebnis: Fehldiagnose (Röntgenarzt verwechselte die Thymusdrüse mit einem Tumor, denn bei Kindern ist diese Drüse sehr groß).
Das nächste Höllenwochen angesagt waren, war vorprogrammiert. Alle Symptome wie am ersten Tag....
Durch die neueren AD den SSRI habe ich zu verdanken, dass ich mich ein 2. mal aus dem tiefen schwarzen Loch ziehen konnte, in dem ich wochenlang gefangen war.
Seit diesem Zeitpunkt, als ich die Lichtstrahlen wieder zu erblicken begann, ging es nur mehr bergauf.
Seit nun 8 Jahren hatte ich keine richtige Panikattacke mehr, ja Ausläufer sind gelegentlich noch vorhanden, aber die kann ich mit positiven Gedanken und Bewegung und Ablenkung abprallen lassen.
Eines muss ich aber rückblickend sagen, es gibt im Leben keinen Nachteil, ohne das wieder ein Vorteil daraus resultiert.
Ich wurde selbstbewusst, gestärkt, stehe nun 100 % mit beiden Beinen im Leben, habe Familie und Job und wir leben nicht schlecht, vor allem bin ich glücklich, dass wir gesund sind.(Außer die WS)
Ich will damit nur sagen, durch so schlechte Zeiten, wo einem vorkommt, dass man ein Loser ist, geht man dann als Gewinner wieder hervor. Erst dann wird einem klar, wie schön das Leben sein kann, das Materielle tritt dabei in den Hintergrund.
Viele haben mich schon gefragt, warum bist du hier, warum schreibst du so viele Beiträge und haben sich über mich lächerlich gemacht, ja genau deswegen, weil ich in meiner schlechtesten Zeit alleine war und weiß, wie man sich fühlt....
Ach, jetzt ist das Ganze doch etwas zu lange geworden, sorry!
LG
Gerd