as Risiko einer durch mentalen Stress induzierten Ischämie des Herzens kann durch die sechswöchige Behandlung mit einem Antidepressivum annähernd halbiert werden, berichten Forscher um Dr. Wei Jiang vom Medical Center der Duke University in Durham, North Carolina.
In der Studie, die Jiang und ihre Kollegen in der Zeitschrift JAMA publiziert haben, wurden 335 Kandidaten einem Stresstest unterworfen, bei dem sie eine mathematische Aufgabe lösen mussten, eine Zeichnung im Spiegel kopieren und schließlich vor anderen über ein Thema sprechen, das sie wütend machte [1]. Anschließend ging es auf den Ergometer und die Forscher suchten mithilfe der Echokardiografie nach Anzeichen für eine so genannte MSIMI (mental stress-induced myocardial ischemia).
132 der 335 Kandidaten erfüllten dieses Kriterium, denn sie zeigten eine neu auftretende oder sich verschlechternde Bewegungsstörung der Herzwand, eine Verschlechterung der linksventrikulären Auswurffraktion um wenigstens 8% und/oder ST-Streckensenkungen von kurzer Dauer.
Nach dem Ausschluss von 5 weiteren Probanden blieben 127 psychisch gesunde Versuchsteilnehmer mit klinisch stabilen koronaren Herzerkrankungen und einer MSIMI. Diese stressanfälligen Herzpatienten randomisierten die Forscher um Jiang sodann auf den selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) Escitalopram bzw. auf Placebo, und sie wiederholten nach 6 Wochen den Stresstest.
Jetzt zeigten nur noch 66,1% der Probanden unter Escitalopram eine MSIMI, und damit signifikant weniger als unter Placebo (83,9%). Als primären Endpunkt hatten die Forscher indes den kalkulatorischen Anteil der Patienten ohne MSIMI gewählt. Dieser betrug 34,2% gegenüber 17,5% zugunsten der Escitalopram-Gruppe, was einem – statistisch signifikanten – Wahrscheinlichkeitsverhältnis (Odds ratio) von 2,62 entspricht.
Unter den zahlreichen biochemischen, physiologischen und psychischen Parametern, die erhoben wurden, fanden sich in der Escitalopram-Gruppe zudem unter Belastung signifikant geringere Veränderungen von Puls und systolischem Blutdruck und – ebenfalls signifikant – eine geringere Verschlechterung des positiven Affekts. Viele andere Werte aber zeigten keinen bedeutsamen Unterscheide zwischen den Gruppen, etwa Depressionen, gefühlter Stress, Feindseligkeit, Angst oder negativer Affekt. Weder fand man große Differenzen in der Auswurffraktion oder den Wandbewegungsstörungen, noch in der Belastbarkeit auf dem Ergometer.
Escitalopram verbessert offenbar kardiale Ischämie
Zur klinischen Relevanz äußern sich die Autoren nicht, ziehen aber folgende Bilanz: „Zusammengefasst hat eine sechswöchige pharmakologische Unterstützung über das beste evidenzbasierte Management der KHK hinaus offenbar die Häufigkeit einer MSIMI signifikant verbessert.“ Die Ergebnisse legten nahe, dass die Veränderung zentraler und peripherer serotonerger Funktionen die Symptome einer KHK verbessern könnten, und das „könnte Implikationen haben für die Reaktionswege mit denen negative Emotionen die kardiovaskuläre Prognose beeinflussen.“
Antidepressiva sind indes nicht die einzige Methode, den Herz-Stress zu verringern. Die Deutsche Herz-Stiftung etwa rät bei Ärger – zum Beispiel im Stau – zu einem Wechsel in die Vogelperspektive. Man solle sich klar machen, dass man die Situation ohnehin nicht ändern kann und sich damit abfinden, schreibt Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig, Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Verbandes auf dessen Webseite. Auch Sport, Entspannungstechniken wie Yoga und autogenes Training sowie die Pflege eigener Interessen könnten wegführen vom negativen Dauerstress, so der Leiter der Arbeitsgruppe internistische Psychosomatik/Psychokardiologie am Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München.
http://www.medscapemedizin.de/artikel/4901154