Ich probiere das Schreiben in einem Forum dieser Art zum 1. Mal aus - ich hoffe ihr habt Vllt einen Tipp ... oder auch 2
ich versuche mal kurz mein Leben zusammen zu fassen. Ich bin 34, arbeite in leitender Position. Unverheiratet aber in einer Beziehung. In meiner Familie gibt es einen schwerbehinderten Bruder, 2 psychisch kranke Schwestern und einen Vater mit den selben Problemen.
Ich habe Freunde, Hobbys, Geld und Spass an meinem Job.
Ich bin denke ich ziemlich beliebt und werde als sehr selbstbewusst wahrgenommen, was ich eig nicht bin.
Jetzt zum Problem.
Ich kann nicht verreisen. Nicht mal 10 km kann ich Auto fahren, wenn ich aufgeregt bin und einen wichtigen Termin habe oder es um etwas geht. Sobald ich mich darauf konzentriere bzw mir bewusst wird, das ich aus einer Situation nicht weg kann, bekomme ich Panik. Herzrasen, Hitze, schwitze Hände, hyperventiliere, Übelkeit - und das schlimmste ist, das ich sofort Durchfall habe.... sofort eine Toilette brauche und ist keine in Reichweite, wird das Problem umso größer und die Panik steigt ins Unermessliche.
Bin ich allein, passiert das in der Regel nicht. Sobald Menschen um mich herum sind die das mit kriegen könnten habe ich Angst, das es passiert. Auch wenn ich mit meinem Freund fahre habe ich dieses Problem.
Zug fahren ist noch erträglich, da es eine Toilette gibt - dennoch habe ich dann Angst, das ich es dort nicht hin schaffe und alle es mitkriegen.
Fliegen ist ein grosses Problem, da die Enge des Raumes das ganze verstärkt und auch das Gefühl, die Situation nicht verlassen zu können, es schwierig macht die Angst zu unterdrücken.
Beim Auto fahren ist die größte Angst, zur Toilette zu müssen und keine zu haben - und in einen Stau zu geraten, wo genau das ebenfalls zum Problem werden würde.
In solchen Situationen brauche ich vor allem Ablenkung - manchmal hilft das und ich schaffe es, eine aufkommende Angst vor der richtigen Panik noch abzuwenden. Manchmal reicht das aber nicht. Im Notfall nehme ich Tavor expidet 1mg, was in der Regel gut wirkt - allerdings meist direkt nach der Einnahme, also wahrsch erstmal eher ein Placebo Effekt.
im Kino oder Hörsaal sitze ich übrigens immer am Rand um unbemerkt weg zu können, wenn was ist.
Das alles schränkt mich sehr ein. Phasenweise habe ich auch andere diverse Ängste. Vor dem Leben an sich und vor dem Tod und davor Menschen zu verlieren. Neuerdings habe ich auch Angst vor Arzt Besuchen und Untersuchungen jeglicher Art. Manchmal auch auf der Arbeit (Krankenhaus), ganz plötzlich und grundlos. Dann will ich einfach nur weg. Seit etwa einem Jahr habe ich das Gefühl das es immer schlechter wird.
Zwischenzeitlich war es mal besser. Vor allem wenn ich mich damit konfrontiert habe und einen Trip überstanden habe. Das hilft auch immer noch aber ich stelle mich der Situation kaum noch...
Es gibt in meinem Leben viele Dinge die mich belasten. Die Familie vorne weg, die nicht wirklich was von meinen Problemen weiß, und die ich nicht damit belasten möchte.
Ich fühle mich verantwortlich für alle und habe das Gefühl funktionieren zu müssen. Dass das nicht gesund ist weiß ich aber ich kann es nicht abstellen. Ich denke immer, ich kann es meiner Mutter nicht antun, auch noch psychisch krank zu sein. Ich weiss, das sie sich nur auf mich verlässt - ich könnte zum bsp nie weit weg ziehen.
Meinen Schwestern ist alles egal. Mit einer habe ich auf Ihren Wunsch keinen Kontakt mehr, mit der anderen sporadisch - beides gilt für die ganze Familie.
Ich weiß, das alles an mir hängen bleiben wird. Das macht mir Angst und ich versuche, nicht darüber nachzudenken.
Ausserdem habe ich das Gefühl planlos zu sein. Ich weiss nicht was ich will. Ich habe Angst, Chancen zu verpassen, aber ich wüsste auch nicht, wie ich Kinder haben bzw schwanger sein oder auch nur heiraten sollte, so lang das Problem besteht. Einfach weil ich fürchte eine Hochzeits Zeremonie nervlich nicht durchzuhalten - denn bei sowas ist Durchfall ja sehr schlecht..... und einfach weg rennen unmöglich. Ebenso bei 9 Monaten Schwangerschaft.
Scheint so, als greift die Angst, die früher nur beim fahren bestand, nun auf alles über. Meine Entscheidungen fühlen sich langsam nicht mehr wie die eigenen an.
Ich bewundere andere für alles, was sie sich trauen, weil mir bei all dem die Angst im Wege stünde. Dadurch bin ich sarkastisch geworden und ziehe alles durch den Dreck.
Ich weiß das Konfrontation mit der Angst gut ist. Aber langsam fühle ich mich, als hätte ich nun ein dauerhaftes psychisches Problem, das mir die Kraft nimmt, die Angst anzugehen.
Das alle anderen mich für wahnsinnig tough halten und ich privat wie beruflich gezwungen bin, kompetent und selbstbewusst, sozusagen gesund zu wirken, erhöht den Druck enorm.
Vllt noch erwähnenswert :
Ich hatte als Kind immer Reise Übelkeit. War immer aufgeregt bei Reisen.
Als ich 9 war, war ich mit meinem Vater im LKW unterwegs als er einen Mann überfahren hat, der starb. Ich habe das gesehen und bemerkt und ihm gesagt. Der Mann schlug bei mir an der Beifahrer Tür auf. Ich musste allein im engen Fahrerhaus bleiben bis die Polizei zu mir kam um mich zu vernehmen. Bewusst habe ich darüber nicht mehr nachgedacht. Es ging mir laut meiner Mutter gut, denn ich war ja ein toughes Kind, aber ich bin nie mehr mit gefahren.
Irgendwann danach fing das mit der Angst an.
Ich habe bereits 2 Therapien begonnen, schon länger her - die haben nichts besser gemacht.
Was kann ich tun?
Wie nehme ich der Angst die Kontrolle und wie verhindere ich, das sie sich auf mein ganzes Leben ausbreitet?
Hat jemand Erfahrungen?
Und was kann ich gegen die körperlichen Symptome tun?
DANKE FÜRS LESEN!
Es sollte nicht so ein langer Text werden, ist aber so schwer zu beschreiben...
10.03.2016 03:52 • • 18.03.2016 #1