@clara5711
Dein Problem ist: du bist wie ein randvolles Fass. Mit Oberflächenspannung, also mit nach oben gewölbter Flüssigkeitsfläche. Kommt ein Tropfen dazu, fließt erstmal eine Menge ab (Herzrasen, Panik). Aber auch danach bleibt dass Fass randvoll.
Die Flüssigkeit muss deutlich reduziert werden, sodass das Fass nicht dauernd überläuft, wenn Wasser reingeschüttet wird. In einer Klinik machen sie das oft mit 3x täglich Tavor für eine gewisse Zeit, zuhause kannst du mit verschiedensten Maßnahmen und Techniken daran arbeiten, deine zum bersten angespannte Anspannung zu reduzieren. Atemmeditation, schöne Dinge tun, dich ablenken durch verschiedene Tätigkeiten, sodass du die Anspannung kurz vergisst, sich dein Körper kurz entspannen kann (puzzeln, aussortieren, basteln, Mandalas malen etc., alles was deine Konzentration auf angenehme Weise in Beschlag nimmt).
Dann solltest du versuchen, deine Angstbahnen im Kopf nicht noch tiefer zu graben. Also nicht auf Biegen und Brechen raus gehen. Vielleicht erstmal üben, ohne Angst an der Haustür zu stehen, dann wenn du das kannst ohne Angst, einen Schritt rausmachen. Wenn du das kannst zwei Schritte vom Haus entfernen u.s.w. also äußerst kleinschrittig. Das kann pro Schritt Tage dauern, aber das ist ok. Ziel ist es, die Steps in Richtung Freiheit so klein zu machen, dass du möglichst nur Erfolgserlebnisse hast. Damit kannst du ganz langsam die Angstbahnen im Kopf neu asphaltieren und verlernst deine antrainierte Angst bzw ersetzt sie durch gute Erlebnisse.
Denn so funktioniert unser Gehirn. Du hast dir ganz intensiv und ausdauernd ein völlig falsches Verhalten antrainert, dass da heißt draußen schlecht, nur zuhause sicher. Leider haben deine Eltern da auch noch mitgeholfen, indem sie dich wieder nach Hause fahren, wenn du es ihnen sagst. Du hast dir selber dein eigenes Gefängnis im Kopf gebaut, aber das kannst du Stück für Stück abbauen.
06.02.2022 08:05 •
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