Ich stecke aktuell in einer Lebenskrise fest, die mich sehr stark fordert und an meine Belastungsgrenze bringt.
Der Kern dieser Krise ist Verlustangst sowie die Angst vor Ablehnung und Zurückweisung. Diese Gefühle begleiten mich schon seit einigen Jahren auch in Freundschaften, aber in einer schwachen Form. Es hat mich quasi nie in meinem Leben eingeschränkt oder so massiv beschäftigt wie jetzt. Ich vermute, dass es eine Depression ist, die mit dem Tod meiner Mutter vor 13 Jahren und dem Scheitern meiner 10-jährigen Beziehung zusammenhängt.
Den Tod meiner Mutter habe ich bis heute noch nicht verarbeitet. Der Schmerz und die Trauer sitzen noch immer sehr tief in mir.
Das Aus meiner 10-jährigen Beziehung vor 8 Jahren war eher ein befreiendes Erlebnis. Die Beziehung an sich hat mich sehr stark mitgenommen. Ich wurde betrogen und belogen, und das mehrmals. Insgesamt gab es zwischenmenschlich immer wieder die gesamten 10 Jahre nur Probleme. Ich bin seitdem Single und hatte mich zuerst bewusst nicht in eine neue Beziehung gestürzt. Als ich mich dann auf dem „Markt“ mal umgeschaut habe, habe ich nicht sonderlich viel Erfolg gehabt. Heute denke ich, dass ich Angst vor einer neuen Beziehung hatte. Ich möchte all diese Gefühle nicht noch einmal erleben und war eigentlich als Single glücklich, und das wollte ich mir nicht nehmen lassen.
Es gab dann am Anfang des Jahres für mich einen kleinen Hoffnungsschimmer. Ich habe eine Frau kennengelernt. Bei mir hat es ziemlich schnell Klick gemacht, und wir haben uns auch ein paar Wochen gedatet. Am Ende hat sie sich aber doch nur Freundschaft gewünscht. Die Enttäuschung war bei mir sehr groß.
Irgendwie kam es dazu, dass wir jetzt gut befreundet sind. Wir schreiben uns fast täglich kurz und tauschen uns über den Tag aus. 1-2 Mal die Woche sehen wir uns auch, meist dann sogar für mehrere Stunden. Die Anfangszeit war auch für mich überhaupt kein Problem. Ich konnte das Ganze gut einordnen und habe mir über Weiteres keine Gedanken gemacht. Es ist eine Freundschaft, und ich habe den Zustand akzeptiert.
Seit einigen Wochen habe ich aber gemerkt, dass ich mich in sie verliebt habe und tiefere Gefühle für sie entwickelt habe. Seitdem geht es mir richtig schlecht! Schlaflose Nächte, kein Hunger, Kopfschmerzen und das Allerschlimmste: ständiges Grübeln und Nachdenken…
Ich habe eine sehr starke Verlustangst entwickelt und unheimliche Sorge vor Ablehnung und Zurückweisung von ihrer Seite.
Ich bin ständig in Gedanken bei ihr. Dabei geraten die Gedanken immer außer Kontrolle. Es sind keine positiven Gedanken. Ich analysiere jedes kleinste Detail oder jedes gesprochene Wort. Das Ganze teilweise über mehrere Tage.
Ich mache mir beispielsweise auch Gedanken, wo sie gerade jetzt ist und warum sie seit Stunden bei WhatsApp nicht mehr online war bzw. meine Nachricht ignoriert…
Das letzte Wochenende war ein Paradebeispiel dafür. Ich habe sie am Samstag gegen Mittag angeschrieben. Sie hat die Nachricht kurz darauf gelesen, aber erst um 19 Uhr geantwortet, dass sie sich später meldet. Das allein war für mich eine massive Geduldsprobe. Eine Nachricht lesen und nicht beantwortet kriegen… Ich habe daraufhin ein „ok, kein Problem“ abgeschickt. Seitdem war sie nicht mehr online. Ich konnte bis 3:00 Uhr nicht einschlafen und habe ständig geschaut, wann sie online kommt. „Sie hatte doch geschrieben, dass sie sich später meldet. Warum kommt da nichts mehr? Ist sie bei einem anderen Mann? Warum war sie seit 19 Uhr nicht mehr bei WhatsApp online?“ „Sie ist garantiert bei einem anderen! Warum schreibt sie mir dann, dass sie sich später meldet…“ Am Ende hat sich das am Sonntag aufgelöst. Sie hat mir sonntagvormittags eine Sprachnachricht geschickt. Ihr Akku war leer, sie war spät zu Hause und ist direkt ins Bett. Wir haben uns sogar Sonntagabend noch getroffen (ihr Vorschlag).
Das ist nur ein Beispiel von sehr vielen….
Der Kern dieser Gedanken ist immer gleich: Verlust, Ablehnung, Zurückweisung. Dabei kommt auch Wut auf, weil ich von meinen Gedanken felsenfest überzeugt bin und diese mir immer wieder sagen, dass ich verarscht/belogen werde. Wenn dann der Gedanke dazukommt, dass möglicherweise ein anderer Mann der Grund sein könnte, löst das in mir großen Schmerz, Trauer und Wut aus. Und dafür reicht es aus wenn man einige Stunden oder viel schlimmer noch einen oder zwei Tage nichts von ihr gehört hat. Ich setze mich aber auch selber unter Druck, weil ich mich ständig Frage ob ich ich sie mit dem Schreiben nerve oder ob ich sie überhaupt anschreiben soll…. Gestern hatten wir gegen Mittag kontakt, seitdem bis jetzt nicht mehr. Ich überlege mir jetzt schon was ich ihr später schreiben sollte… Verrückt…
Ich muss zugeben, dass ich ein Meister im Katastrophisieren geworden bin.
Bislang ist keiner meiner negativen Gedanken eingetreten. Aber das bringt mir auch keine Sicherheit. Dieses Gedankenkarussell dreht sich immer weiter und weiter. Ein neuer Tag bringt neue negative Gedanken. Und im Kern sind die Gedanken immer gleich. Unterbrochen wird es nur, wenn ich mich mit ihr treffe oder wir kurz schreiben. Da bin ich wie ausgewechselt, ein komplett anderer Mensch, und mir geht es dann sehr gut. Die Gedanken oder das Gefühl von Ablehnung oder Zurückweisung spüre ich dann nicht.
Ich bin mental durch diese Situation völlig am Ende. Ich habe Samstag auf einer großen Gartenfeier alle meine Freunde gesehen. Ich habe mich auf diesen Tag sehr gefreut, aber ich konnte mich nicht konzentrieren, denn ich war gedanklich nur bei ihr. Ich wurde von einigen Freunden angesprochen, ob alles okay ist. Mittlerweile muss ich das wohl nach außen ausstrahlen.
Ich weiß, dass ich diese Frau loslassen muss. Wahrscheinlich sogar Distanz zu ihr aufbauen oder den Kontakt komplett abbrechen. Aber ich schaffe es nicht und will es auch nicht. Ich mag sie wirklich sehr, und sie ist auch kein schlechter Mensch. Die gemeinsame Zeit, die wir verbringen, empfinde ich auch als schön. Sie selbst gibt mir auch positives Feedback zurück.
Die Probleme, die ich habe, werden nur durch mich alleine verursacht und deshalb möchte ich ihr auch nicht wehtun und den Kontakt abbrechen, nur weil mein Kopf gerade durchdreht. Und natürlich spielt da auch das Herz eine Rolle. Irgendwie ist da doch noch ein Funke Hoffnung dabei, dass man sich vielleicht doch näherkommt, obwohl der Kopf mir schon ganz klar sagt, dass es nie was wird.
Wie eingangs erwähnt, ist das für mich eine sehr belastende Situation. Ich verstehe nicht, wieso ich es nicht hinkriege, einfach nur mein Leben in Ruhe zu leben, ohne ständig alles negativ oder mit einer riesigen Katastrophe zu sehen… warum schiessen aus dem Nichts irgendwelche negativen Gedanken in mein Kopf? Ich weiß nicht, wie ich es in den Griff kriegen soll…
03.09.2024 10:00 • • 04.10.2024 x 1 #1