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Hi,
ich bin in einer schwierigen Situation. Ich habe beruflich mit einen jungen Mann zu tun. Er ist deutlich jünger als ich. Vieles spricht dagegen, aber ich fühle mich seit langem zu ihm hingezogen. Während einer medikamentösen Behandlung und Therapie ging es ihm besser. Es entstand eine lockere Atmosphäre zwischen uns.
Dann kam für mich sehr plötzlich ein Rückzug von ihm, den er mir nicht erklären möchte.
Natürlich könnte und müsste ich es hin nehmen, wenn ich nicht sein Typ bin. Wegen seiner Erkrankung habe ich die Befürchtung, dass er sich nicht traut, eine Beziehung anzufangen. Vielleicht hat es Angst vor körperlicher Nähe, Angst zu versagen, Angst gekränkt (und wieder kranker) zu werden. Es wäre sehr schade, wenn deswegen nichts zwischen uns entstehen würde.
Ich glaub nicht, dass er mir noch eine Antwort gibt.
Wie geht es den Betroffenen? Könnt Ihr Euch vorstellen, dass er einerseits möchte, aber die Angst größer ist?
Es wäre schön, wenn Ihr mir helfen könnt, ihn besser zu verstehen.
Ich werde weiterhin beruflich mit ihm zu tun haben.

25.12.2016 22:40 • 26.12.2016 #1


3 Antworten ↓


Hallo Magic90,
ich denke, da musst du sehr vorsichtig und mit ganz viel Geduld und einem langen Atem herangehen. Jede Initiative von dir wird er als Druck empfinden und gerade das Gegenteil bewirken, nämlich, dass er sich zurückzieht. Lass ihm Zeit und lass ihn das Tempo bestimmen. Was du machen kannst ist nur ihm immer zu zeigen, dass du immer da für ihn bist, egal ob er gerade auf dich zukommt oder sich gerade wieder ein wenig einigelt.

Darf ich fragen, habt ihr den beruflichen Kontakt durch seine Krankheit? Ist er ein Patient von dir bzw. deiner Institution?
Das würde für ihn die Sache wahrscheinlich noch schwieriger machen, weil du ja quasi genau über seine Probleme Bescheid weiß. Er fühlt sich damit dir eventuell etwas ausgeliefert.

A


Verliebt in Agoraphobiker

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Liebe Alice
danke für Deine Antwort.
Ich kann das gut nachvollziehen, was Du schreibst.

Ja, der berufliche Kontakt besteht wegen der Erkrankung. Es ist eine Konstellation, die mir nicht verbietet, mit ihm eine Beziehung zu haben (ich bin nicht seine Therapeutin). Aber es wäre trotzdem übel, wenn meine/unsere Geschichte Öffentlichkeit würden. Ich würde keinerlei wurdeVerständnis finden. Man würde erwarten, dass ich den beruflichen Komtakt beende, d.h. es könnte jemand anderes zuständig werden
Das möchte ich nicht. Zum einen würde jemand anderes diese Arbeit nie so engagiert machen und vor allem sind das die Möglichkeiten, überhaupt Kontakt zu haben.
Wegen dem.beruflichen Kontakt kam es zu einem Vertrauens Missbrauch. Von einer Person seines Umfeldes wurde ein Suchtproblem.vermutet, das ich an einen Behandler weiter gab. Der Behandler erzählte ihm das. Darüber hat er sich natürlich geärgert. Dass der Behandler mit ihm darüber sprach, hat er mir erst später gesagt. Ich habe die (eigentlich nachvollziehbaren) Gründe für mein Handeln erklärt und mich entschuldigt.
Aber ich glaube, das ist etwa der Zeitpunkt, als aus dem lockeren Plaudern, häufigeren Kontakten wieder große Distanz wurde. Das ist einige Monate her.
Ich werde geduldig bleiben.
Würde es den Druck erhöhen, wenn ich ihn darauf anspreche?
Ich bin eigentlich für Offenheit. Aber bei so einer Geschichte passt es nicht immer. Manches muss sich ergeben, mit Blicken, Berührungen...
Würde er mir sagen, dass er nichts von mir will? Ich glaube, er möchte mich nicht kränken.
Die berufliche Basis hat auch dazu geführt, dass ich ihn in Einigem unterstützt habe, was er gerne angenommen hat. Es bildet vielleicht auch eine gemeinsame Basis.
Kann es für ihn eher hilfreich sein, wenn das Ziel keine feste Beziehung ist? Es ist eben aus verschiedenen Gründen kaum möglich , eine öffentliche Beziehung zu haben. Ich denke, eine andere Frau würde es nicht dauerhaft hin nehmen, dass er nicht mit zum Stadtbummel geht, nicht Kino, nicht Essen gehen, nicht mit zu Freunden und Verwandten.
Für mich wäre es OK, weil ich ein eigenständiges Leben, wie bisher weiterführen würde.
Und er könnte wie bisher weiter leben , mit der Bereicherung? einer Affäre.

LG Magic90

Liebe Magic90,

ich kann natürlich aus der Ferne und alleine aufgrund deiner zwei Posts nicht beurteilen, was da zwischen euch läuft oder wie man am besten vorgehen kann. Ich kann deine Aussagen lediglich dir spiegeln. Und das könnte dich jetzt vielleicht ärgern, ist aber nicht böse gemeint und muss ja so gar nicht stimmen, weil nur du beurteilen kannst, ob das auf euer Verhältnis zutrifft oder nicht.
Du hast geschrieben, du bist für Offenheit, deshalb hoffe ich, du kannst meine offenen Worte richtig einordnen.

Auch wenn dir dein beruflicher Kontakt nicht verbietet eine Beziehung mit ihm einzugehen, hast du dich schon einmal nach dem Sinn und Zweck eines solchen Verbots in deinem Berufsfeld gefragt? Du schreibst, dass du, wenn das bekannt werden würde, ihn nicht mehr behandeln dürftest. Meinst du nicht, dass auch dahinter ein wichtiger Sinn stecken kann? Der vielleicht ihn schützen soll? Ich habe bewusst nur ihn in eurer Situation geschrieben. Ein solches Verbot soll sicherlich beide schützen. Aber in diesem Fall sehe ich gerade seinen Schutz als wichtiger an (evt. ist das aber nur die Solidarität zwischen zwei Ängstlern).

Zum Thema Vertrauensbruch möchte ich eigentlich gar nicht viel Schreiben. Vertrauen ist die Grundlage jeder Beziehung und wenn du noch so tolle und nachvollziehbare Gründe hast. Und bei einem Ängstler wirkt sich ein Vertrauensbruch noch viel stärker aus. Ein Ängstler reagiert auf alles mit Angst und zieht sich erst einmal zurück. Das solltest du aber wissen, wenn du solche Menschen behandelst.
Und ja, es würde ihn unter Druck setzen, wenn du ihn darauf ansprichst, weil du ihn damit in die Enge treibst. Vielleicht würde er sogar was sagen, wahrschlicher ist jedoch, dass er vollends zu macht.

Zuletzt: Wenn ich deine Posts lese, lese ich nur was deine Wünsche sind uns was du möchtest. Ich kann schwer einschätzen, ob eure Beziehung dazu Anlass gibt. Wie weit geht denn eure Beziehung bereits? Und was ist mit ihm? Du sagst was du möchtest und willst wissen wie dies auf ihn übertragbar ist. Was möchte aber er, unabhängig von deinen Wünschen? Eine ausgeprägte Empathiefähigkeit von deiner Seite wäre sehr wichtig für eine solche Beziehung.

Ich hoffe diese Worte waren nicht zu offen und direkt für dich. Auf jeden Fall überlege dir bitte immer gut was du machst. Jeder unüberlegte Schritt von dir, könnte gefährlich für ihn und seine psychische Konstellation sein.





Dr. Christina Wiesemann
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