Zitat von Kerstin40:hälst du es sinnvoll zum nervenarzt zu gehen oder doch erst zum psychologen?...welcher weg wäre der erste und sinnvollste?
Da kann ich nur mit einem klaren kommt drauf an antworten... Ich gehe mal davon aus, dass wir von einem Zeitpunkt sprechen, zu dem die organische Abklärung bereits ohne Befund beim Hausarzt, Internisten etc. gelaufen ist. Andernfalls wäre das selbstverständlich das Erste. Tendenziell würde ich aus folgenden Gründen empfehlen, zuerst zum Nervenarzt zu gehen:
Die meisten psychotherapiewilligen Laien wissen nicht, welche Arten von Psychotherapie es gibt, wie sie ablaufen und wann sie geeignet sind. Da sollte ein guter Nervenarzt beraten (ohne schulenblind zu sein!) und auch entsprechend kompetente Psychotherapeuten der verschiedenen Richtungen empfehlen können. Vielleicht kann er es beim Psychotherapeuten auch so eilig machen, dass die Wartezeit etwas kürzer ausfällt. Und: Immerhin kann er mit regelmäßigen Kurzgesprächen helfen, die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken.
Nur der Arzt darf Medikamente verschreiben. Wenn also die Symptome sehr einschränkend sind, führt u.U. kein Weg an ihm vorbei. Aber auch wenn man keine medikamentöse Behandlung möchte, ist es von Vorteil, bei jemandem in Behandlung zu sein, dem man wenigstens minimal vertrauen und auf dessen medikamentöse Behandlung man sich im Ernstfall einer psychischen Krise dann einlassen kann.
Wenn es um eine stationäre Behandlung geht, muss wieder der Arzt ran. Auch da ist es sinnvoll, wenn er einen nicht zwecks Einweisung erstmals zu Gesicht bekommt. Dann kann er auch bei der Wahl der Klinik beraten, auch dort evtl. Druck machen, bzw. ist natürlich eher bereit, sich für einen seiner Patienten zu engagieren.
Einige Psychotherapeuten sind in gewissem Maße schulenblind und/oder überschätzen sich selbst. Man kann sich als Patient leider nicht darauf verlassen, dass sie zugeben, wenn ihre Methode bei bestimmten Problemen weit weniger Erfolge vorzuweisen hat als andere Methoden. Manch einer will sich am Problem des Patienten beweisen, obwohl er auf diesem Gebiet keine Erfahrungen hat, statt den Patienten zu einem kompetenteren Kollegen zu schicken usw. Da schadet eine Auslese oder Kontrolle durch eine parallele nervenärztliche Behandlung nicht.
Was ich nicht empfehlen kann, ist eine Psychotherapie bei einem Arzt für Psychotherapie. Der hat zwar eine entsprechende Zusatzausbildung, die ist aber lächerlich im Vergleich zu einer richtigen psychotherapeutischen Ausbildung. Soll heißen: Psychotherapie nur bei
ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten mit Fachkunde Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologischer Psychotherapie. Für das Problem, dass es sowohl unter Ärzten als auch Psychologen schwarze Schafe sowie inkompetente und faule Säcke gibt, habe ich allerdings leider auch keinen Tipp.
Liebe Grüße
Christina
19.11.2009 19:19 •
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