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Hallo

Ich bin ganz neu hier, sollte ich also aus Versehen etwas falsch machen, bitte habt Nachsicht mit mir. Mitgelesen habe ich schon länger, da ich leider schon seit ich denken kann unter Panikattacken, diversen Ängsten, leichten Zwängen und und und leide. War auch schon mehrfach in Therapie deswegen, ohne wirkliche Genesung, leider. So im Alltag komme ich derzeit zum Glück ganz gut klar, was nicht immer der Fall war.

Doch bei mir ist es so, unbekannte Situationen lösen Panik aus. Es besteht auch der Verdacht auf Asperger, das wird Ende des Jahres endgültig geklärt, doch ich denke, dass ich das schon habe, zumindest trifft sehr viel der üblichen Symptome auf mich zu. Unter anderem eben auch, dass ich Rituale brauche, mir neue Situationen Angst machen und ich sehr viel Wert auf Routine lege.

Und das ist aktuell mein größtes Problem. Ich hasse Urlaubsreisen. Jeder normale Mensch freut sich drauf, ich bin heilfroh, wenn ich drumherum komme. Bisher hat das auch so halbwegs geklappt. Meine Eltern hingegen reisen sehr gerne und ich musste früher ohne Rücksicht auf Verluste mit und hatte natürlich auch kein Mitspracherecht, wohin es ging. Jede einzelne Reise habe ich als schrecklich in Erinnerung. Als ich dann nicht mehr mitkommen musste, war ich natürlich total erleichtert. Bis jetzt. Denn jetzt steht sehr bald eine richtig große, lange Reise an und würde am liebsten einfach weglaufen

Es kommen alle Punkte zusammen, die ich als besonders schwierig empfinde:

- 12h Flug (ich habe Flugangst...)
- Rundreise, fast jeden Tag woanders sein, nie durchschnaufen können, immer was erleben müssen)
- sehr viel im Auto unterwegs sein (mich stressen schon Fahrten zu Hause von über 2h, nun sind es fast täglich zwischen 4 und 6h)
- fremdes Essen
- keine Routine mehr
- die Länge (ausgemacht waren maximal 2,5 Wochen, jetzt sind es 3,5 Wochen geworden )

Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich mache das eh nur meinem Freund zu liebe, doch der ist schon stinksauer, weil ich mich im Gegensatz zu ihm nicht drauf freue und abblocke, sobald er von dem Urlaub erzählt. Denn ehrlich gesagt fühle ich mich auch hintergangen, weil er die Reise einfach so ohne Rücksprache in die Länge gezogen hat und wenig Rücksicht auf meine Bitte, nicht ganz so viel rumreisen zu müssen genommen hat.

Je näher der Termin rückt, desto schlechter fühle ich mich. Körperliche Beschwerden habe ich schon seit Tagen, ebenso ist mir eigentlich nur noch zum heulen zumute. Selbst mein Umfeld meinte schon, wieso ich so schlecht drauf wäre, wo doch so eine tolle Reise ansteht. Tja, genau das ist ja das Problem. Ich fühle mich nun mal zu Hause am wohlsten bzw. wäre ich auch mit 10 Tagen Ostsee oder Wandern in den Bergen als Urlaub völlig zufrieden. Für meinen Freund fällt das jedoch nicht unter Urlaub . Für den muss es möglichst weit weggehen. Eine Zeit war er immer alleine unterwegs, für mich war das völlig okay, für ihn jedoch leider nicht auf Dauer. Deswegen jetzt dieser Kompromiss. Ich habe noch Glück im Unglück gehabt, denn er liebäugelte auch mit so Zielen wie Indien. Das wäre noch schlimmer für mich!

Tja, dennoch bin ich richtig unglücklich und habe gleichzeitig auch Angst um meine Beziehung, wenn ich den Urlaub nicht genieße. Aber wie? Vielleicht habt ihr ja Tipps bzw, sind hier Leute, denen es schon mal ähnlich ging?

Viele Grüße
Lisa

14.09.2018 11:17 • 17.09.2018 #1


6 Antworten ↓


Hallo,

Zitat von Lisa93:
Jeder normale Mensch freut sich drauf

Nein, wenn du dich hier ein bisschen durchliest, dann siehst du ganz schnell, dass das nicht so ist. Sehr viele Menschen haben Angst vor Veränderungen, fehlender Routine und einem anderen Alltag. Das hat nichts mit unnormal, sondern eher mit erhöhter Sensibilität zu tun.

Allem voran finde ich es sehr schade, dass dein Freund ganz offensichtlich kein Verständnis für deine Situation hat. In welchem Umfang weiß er darüber Bescheid? Selbst wenn es ken Asperger ist, agoraphobische Züge scheinen hier ziemlich sicher vorzuliegen. Es ist gar nicht gut, wenn man in einer Beziehung keinen Halt findet, sondern einem die Pistole auf die Brust gesetzt wird. Menschen wie wir brauchen ganz oft jemanden an unserer Seite, der uns unterstützt und hilft; mit uns diese Dinge langsam angeht.
Wenn dein Partner gerne reist und das in Zukunft mit dir machen möchte, dann muss der Ansatz ein ganz anderer sein.
Und ja, ich weiß wie das ist. Ich befand mich in derselben Situation und bin aus meiner Stadt knapp zehn Jahre nicht rausgekommen. Natürlich hat das meinen Partner auch frustriert, weil wir dadurch einiges verpasst haben. Ich arbeite jetzt seit drei Jahren aktiv mit ihm zusammen daran und auch meine Familie wusste irgendwann Bescheid. Bei mir ging es mit zwei Übernachtungen nach ca. drei Stunden Autofahrt los - das war meine erste große Reise, auf die ich stolz war wie Oskar.

Stichwort langsam: Ja, ich bin der Meinung, dass du dir zu viel vorgenommen und die Ziele zu hoch gesteckt hast. Wandern oder Ostseeurlaub sind, wenn du es dir zutraust, genau die Dinge, die du machen solltest, um diesen verängstigenden Zustand nicht mehr als verängstigend wahrzunehmen und das Ganze zu üben. Konfrontation kann eine ziemlich gute Sache sein, aber nur dann, wenn man sich nicht überschätzt. Warum habt ihr den Trip nicht zusammen gebucht und einen wirklichen Kompromiss gefunden, bei dem er auf seine Kosten kommst und du weniger leidest?

Ich denke, in jedem Fall ist hier ein Gespräch mit deinem Freund notwendig.

Bist oder warst du denn in therapeutischer Behandlung, hast du Bedarfsmedikamente oder nimmst du regelmäßig was ein?

A


Urlaubsreise steht an und ich habe Panik

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Du bist sicher nicht die einzige die solch eine Reise schwer findet. Ich kann davon ein Lied singen. Hab dazu auch einen eigenen Thread. Ich finde solche langen Reisen echt furchtbar. Schon allein die Entfernung. Ich kann verstehen, dass du das deinem Freund zu liebe machen möchtest. Er hätte allerdings auch mal Rücksicht auf dich nehmen können. Du musst überlegen, ob du dir das zutraust und du diese Reise machen möchtest. Oder ist es nur wegen deinem Freund? Kannst du nicht mit ihm reden? Könntet ihr vielleicht noch was an der Reise verändern? Begeisterung von seiner Seite würde ich nicht erwarten, aber du musst auch an dich denken.

Dankeschön, dass ihr geantwortet habt!

Ja, mein Freund weiß Bescheid über meine Ängste und meine Psyche und ist meistens auch wirklich verständnisvoll und hilft mir enorm, wenn ich eine PA oder allgemeine Ängste habe. Aber ich glaube, so richtig verstehen tut er es nicht, wie auch als zum Glück nicht Betroffener. Ich neige halt manchmal zu im Nachhinein unbegründeter Panik und das weiß er. Er denkt, dass es beim Urlaub genau so ist und versteht nicht, wieso ich da so eine Panik vor habe. Er denkt, ich wäre halt aufgeregt, das sei er auch und das sei normal. Nur ist es bei mir ja mehr als aufgeregt und nervös sein.

@persikka04, super, dass du das Problem angehst und erste Erfolge hast! Das finde ich richtig klasse. Bei mir ist es so, ein, zwei Nächte gehen noch, alles drüber hinaus wird schwierig. Und jetzt halt gleich die Kombination aus irre lange und dann gleich so weit weg. Drei Wochen am Meer wären gefühlt viel einfacher, weil ich dann zur Not zurück könnte und keinen Flug habe.

Ein Gespräch ist definitiv nötig, aber wohl erst nach dem Urlaub, die Stimmung ist eh schon schlecht genug. Nicht falsch verstehen, mein Freund ist wirklich rücksichtsvoll, doch das war ihm so wichtig, dass er da gar nicht mit sich reden ließ und ich habe dann aus Verzweiflung irgendwie dem Ganzen grundsätzlich zugestimmt, auch weil es noch so weit weg war . Bin also auch selbst schuld. Wobei, den 3,5 Wochen habe ich nie zugestimmt und hätte es auch nie! Da war er einfach egoistisch und redet sich jetzt damit raus, dass ich ja auch mal in die Unterlagen hätte gucken können. Nur, das hätte halt auch nichts geändert, er hätte sich nicht umstimmen lassen, zumal er halt auch den Großteil zahlt und er quasi Chef ist.

Zu ändern ist weder an der Route, noch an der Dauer etwas. In der Reisezeit hätte ich einen sehr wichtigen Termin gehabt, der eigentlich absoluten Vorrang hätte. Nicht mal da ließ er mit sich reden und meinte, das sei halt Pech. Den Termin konnte ich mit viel Glück verschieben, doch da sieht man, er ist für nichts in der Welt bereit, irgendwas an der Reise zu ändern.

@coru, nein, zutrauen tue ich mir die Reise definitiv nicht. Doch das ist das nächste Problem, über drei Wochen alleine zu Hause mit meinen Problemen und der Tatsache, dass vor kurzem versucht wurde, bei uns einzubrechen, traue ich mir eigentlich auch nicht zu . Total dämlich, ich weiß. Ich weiß aktuell nicht, welche Vorstellung ich schlimmer finde, mit ihm unterwegs zu sein oder alleine zu Hause zu hocken und dabei immer Angst haben, dass er so sauer ist, dass er sich trennt. Von den Kosten ganz zu schweigen.

Heute Nachmittag war es wieder ganz schlimm, beim Sport kriegten zwei Leute mit, dass ich im Urlaub bin, daraufhin fragten sie dann nach, ich musste erzählen und dabei wurde die Panik immer schlimmer, gleichzeitig durfte ich mir nichts anmerken lassen und betonen, wie sehr ich mich doch drauf freue, weil das von mir erwartet wird. Und ich beneidet wurde. Innerlich war ich kurz vorm losheulen. Schlecht ist mir auch dauerhaft, essen ist eine Qual.

Ganz vergessen, ja, ich war mehrfach in psychologischer Behandlung, bin es aktuell aber nicht (die KK sagt, ich muss Pause machen). Die Therapien waren soweit auch gut und hilfreich und seitdem geht es mir im Alltag auch viel besser und ich kann diesen viel besser bewältigen. Doch das gilt halt nicht für so extreme Belastungen (das ist es für mich) wie diese blöde Reise.

An Medikamenten nehme ich täglich 75mg Doxepin und komme damit soweit auch gut zurecht, es lässt mich innerlich ruhiger werden im Normalfall. Höhere Dosen vertrage ich leider nicht. Als Notfallmedikament habe ich noch Tavor 0,5mg da, doch das nehme ich wirklich nur im Notfall und maximal einmal im Monat, eher viel weniger. Das wirkt, ist für den Urlaub aber nun auch keine Alternative, höchstens für den Flug.

Ich noch mal

Ich habe noch mal versucht, mit meinem Freund zu reden, er versteht mich nicht, im Gegenteil, er ist sauer, dass ich mich nicht freue und schlechte Stimmung verbreite. Dabei hab ich nicht mal schlechte Laune, sondern Angst, Unruhe und empfinde einfach nur Leere. Ich will ihm doch nichts madig machen, aber für mich ist das eine extrem heftige Herausforderung und er meint nur, ich solle mich nicht so anstellen.

Das Wochenende über hatten wir uns so weit wieder etwas beruhigt, morgen am ganz späten Abend geht es los. Und nun rückte er vorhin damit raus, dass der zweite Teil der Reise noch heftiger wird als ich dachte (noch längere Fahrten, noch mehr Programm) und ist nun bockig, weil ich ziemlich angefressen reagiert habe.

Mir geht es mittlerweile nicht nur psychisch schlecht, sondern auch körperlich, mein Körper reagiert auf den Stress, mir tut alles weh, ich schlafe kaum noch, träume extrem. Das volle Programm.

Hey,

das tut mir leid. Ich weiß, wie sich das anfühlt.
Ich muss eigentlich am Freitag auch eine Woche weg und reagiere nun auf den ständigen Stress mit Nesselsucht und Erkältung. Dauerhaft unter Adrenalin stehen, einfach nur Angst vor dem Unbekannten und vor der ganzen Hektik, jetzt schon Heimweh.
Den Druck von außen kenne ich auch gut. Man will den anderen nicht ihren Spaß verderben und schließlich auch an sich arbeiten.
Wie können wir dir hier helfen? Es scheint ja leider kein Zurück für dich zu geben.
Ich möchte dich natürlich auch nicht triggern und schreiben, dass du evtl. einen Fehler machen könntest, das weißt du ja selbst. Ich finde, wie bereits erwähnt, dass Konfrontation nur Sinn hat, wenn es in kleinen Schritten passiert.
Aber da du ja keinen Rückzieher machen wirst, bleibt wahrscheinlich, das Beste draus zu machen. Lies ruhig mal Erfahrungen und Erfolgserlebnisse anderer Betroffener - dann weißt du, dass du nicht alleine bist und viele Menschen wissen, was du machst. Lenke deine Gedanken auf positive Ablenkung. Auch Tavor für einen entspannten Star finde ich gut. Wenn man erstmal angekommen ist und sich ein, zwei Tage eingelebt hat, ist es oft erträglicher.
Und bitte lass dich nicht zu Unternehmungen zwingen, auf die du keine Lust hast. Lass dir versprechen, dass wenn es dir nicht gut geht, dein Freund wenigstens insoweit Rücksicht nimmt und dich damit nicht im Stich lässt.





Dr. Christina Wiesemann
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