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Hallo zusammen,

Ich hatte als Jugendliche (von ca. 13-19) mit einer mittelschweren Panikstörung zu tun. Seit meinen 20ern hat sich dies aber ziemlich erledigt. Früher bezogen sich die Attacken fast immer auf mein Herz und auch die vereinzelten Attacken, die ich in den letzten 15 Jahren hatte, passten in dieses Schema.

Heute war dann aber etwas ganz anderes und es beschäftigt mich immer noch.

Ich renoviere gerade und habe heute 3 Wandregale angebracht - vorher mit dem Leitungssuchgerät alles geklärt, vorsichtig gebohrt - alles super.
Wie aus dem Nichts überkam mich dann nachdem ich fertig war eine Panikattacke: was ist, wenn ich aus Versehen, unbemerkt, ein Kabel getroffen habe? Kabelbrand, Weltuntergang, alles.

Ich habe mir dann versucht selbst nochmal zu erklären, wie unwahrscheinlich das ist und dass ich das ja auch gemerkt hätte, aber eine so starke Attacke hatte ich ewig nicht mehr. Ich war für etwa 30 min völlig neben mir und habe auch jetzt immer noch damit zu kämpfen.

Mir ist völlig unklar, woher das kommt - und tatsächlich fühle ich mich auch mit den Strategien, die ich habe, überhaupt nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun.
Nun mache ich mir natürlich einen absoluten Kopf zu allem: eigentlich wollte ich noch die Bad Lampe tauschen, aber dazu muss ich ja auch bohren - und ich möchte nicht noch eine Attacke, es war einfach furchtbar (und ist immer noch belastend).
Auf der anderen Seite möchte ich der Angst nicht einfach nachgeben und deswegen nicht renovieren.

Ehrlich gesagt, bin ich gerade einfach nur völlig überfordert und erschöpft - wenn jemand einen Tipp hat oder ein paar sinnvolle Gedanken, würde ich mich sehr freuen.

05.01.2024 23:38 • 15.01.2024 x 1 #1


5 Antworten ↓


Hi!
Wo Du von Renovieren sprichst: bist Du umgezogen? Oder hat sich bei dir in der letzten Zeit was grundlegendes verändert?
Das kann unterschwellig (auch, wenn es was positives ist) durchaus Angst und Unruhe triggern, vor allem wenn man ohnehin etwas anfällig ist und vielleicht auch zusätzlich körperlich erschöpft.

Zitat von Frieda86L:
Seit meinen 20ern hat sich dies aber ziemlich erledigt.

Hat sich das einfach von selbst gegeben und hast Du deine Strategien damals selbst erarbeitet, oder hast Du eine Therapie gemacht?

Ich würde mich davon jetzt nicht abhalten lassen, die Lampe anzubringen, aber da Du dich wie Du schreibst erschöpft und überfordert fühlst, solltest Du auch ein bisschen auf den Körper und auch die Gedanken achten. Tu dir was Gutes, ruh' dich aus aber versuche nicht zu viel und vor allem nicht negativ zu grübeln. Versuche ruhig zu bleiben und überlege ganz entspannt, ob da vielleicht etwas ist was dich unterschwellig beunruhigt oder beschäftigt. Du brauchst keine Angst davor zu haben. Du hast deine Ängste schon einmal in den Griff bekommen und schaffst auch das jetzt.


Und auch, wenn dir das jetzt wegen der Angst an sich nichts nützt: wenn Du was angebohrt hättest, hättest Du es gemerkt. Ich hab' das seinerzeit geschafft (beim Vorhänge anbringen in der frisch tapezierten und gestrichenen Wohnung) und der Knall und die fliegenden Funken kann man nicht übersehen

A


Unerwartetes comeback der Panikattacke beim Handwerken

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Hi!
Vielen Dank für diese Antwort - das hat mir sehr geholfen, das alles etwas besser einzuordnen. Und alleine das hilft ja schon gegen die Hilflosigkeit.

Therapien habe ich 3 während meiner Jugend gemacht, alle leider eher erfolglos. Aber zusammen mit eigener Recherche und dem Ausprobieren von Strategien hatte ich es immer besser im Griff und irgendwann kamen die Attacken immer seltener, bis es irgendwann die Aufnahme war.

Tatsächlich hatte ich bisher gar nicht wahrgenommen, dass ich unter Stress stehe, aber angeregt durch den Post habe ich mir heute Morgen etwas Zeit genommen und bin die letzten Monate durch - und vermutlich habe ich einige Signale übersehen. Werde nun mal die Renovierungspläne durchgehen und schauen, dass ich das etwas entzerre - so eilig haben wir es nämlich gar nicht

Nochmals vielen Dank für die Hilfe, hat mir wirklich sehr geholfen (und hilft immer noch!)

Zitat von Frieda86L:
Ehrlich gesagt, bin ich gerade einfach nur völlig überfordert und erschöpft

Angstmaschine hat es m. E. trefflich angemerkt: Panikattacken sind immer eine Folge von etwas, das uns überfordert. Die Nebenniere schafft es nicht mehr, die nötigen Hormone zu liefern und Bumms, nimmt uns der Körper aus der Schusslinie...wenn man es so betrachtet, bekommt man zu Panikattacken eine etwas kollegialere Einstellung.
Zitat von Frieda86L:
Mir ist völlig unklar, woher das kommt - und tatsächlich fühle ich mich auch mit den Strategien, die ich habe, überhaupt nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun.

Tue nichts gegen die Panikattacken sondern dafür! Meistens ist es mit weniger oder mal nichts tun schon getan (sic! - wie ich diese Wortspiele liebe... ).
Zitat von Frieda86L:
Vielen Dank für diese Antwort - das hat mir sehr geholfen, das alles etwas besser einzuordnen.

Es ist diese Ein-Ordnung, die wieder Klarheit und Angemessenheit schafft. Gerade bei Renovierungen als Laie (wovon ich jetzt mal ausgehe), überkommen einen schnell mal die Aufgaben, die damit verbunden sind.
Und denke vielleicht daran: eine heutige Panikattacke muss überhaupt nichts mit einer früheren PA zu tun haben. Der Geist neigt zu Vergleichen und zu Verallgemeinerungen von Symptomen, statt unterschiedliche Ursachen zu erkennen und einzuordnen.

LG und willkommen hier im Forum.

Mir geht es immer so, wenn ich z.B. ein IKEA-Regal aufbauen soll oder eine Lampe reparieren, dass mich das irgendwie überfordert. Dazu steht man noch auf einer Leiter in einer verkrampften Position und regt sich auf, dass nichts funktioniert. Dadurch kann sicher die Schwelle zur Panik überschritten werden. Einfach abbrechen, ne halbe Stunde hinsetzen oder Spazieren gehen. Später geht es dann weiter. Gute Besserung....

Renovierungen, Möbel aufbauen, Kleinreparaturen - das sind alles Sachen, die einen Ängstler/Paniker in Aufruhr versetzen können. Dies kann mehrere Gründe haben, wie z. B. fehlendes Werkzeug, schlechtes Licht, unzureichende Planung etc.
Hinzu kommt, dass man dazu neigt, derlei Tätigkeiten als lästig, unerfreulich und generell negativ zu bewerten. Darum will man sie idR schnell hinter sich haben und das führt meist dazu, dass man eigentlich nicht richtig bei der Sache ist.
Ich habe gelernt, solche Angelegenheiten als aktive Therapie zu nutzen. Das beginnt mit dem sorgfältig geplanten Baumarktbesuch und der rechtzeitigen Terminierung des Einsatzes. Wenn es dann soweit ist, gönne ich mir einen Open-End-Zeitrahmen. D. h. es darf solange dauern, wie es eben dauern wird. Montagepläne werden zu Ende gelesen, bevor ich anfange zu basteln, sämtliches irgendwie in Frage kommende Werkzeug wird bereit gestellt, egal ob ich es brauche oder nicht usw.
Und das Allerwichtigste: Einsinken in das gegenwärtige Tun. Den Fortschritt spüren, Fehler einsehen usw. Dabei ist natürlich Ruhe und Abgeschiedenheit hilfreich. Kein Handy und kein dringender Folgetermin sollten stören.

Fazit: Viele Paniksituationen sind lediglich fehlender Gegenwärtigkeit geschuldet und genau deshalb bieten ebendiese Situationen ein enormes Heilungspotenzial.




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Dr. Christina Wiesemann
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