ich bin neu hier und freue mich über jede Antwort oder auch einfach nur wenn sich jemand meinen Beitrag durchlest, vielleicht hilft dem ein oder anderen auch mein Beitrag!
Zu mir:
Ich bin männlich, 25 Jahre alt und habe seit rund 2-3 Monaten mit einer Angststörung zu kämpfen. Ich bin mittlerweile in einer Psychpotherapie (Tiefenpsychologie) und nehme Mirtazapin Abends und Escitalopram Morgens, weil ich es schlichtweg nicht mehr ausgehalten habe.
Ich war eigentlich immer ein glückliches und aufgeschlossenes Kind, deswegen sagte meine Mutter vor Kurzem zu mir, sie hat sich gar nicht vorstellen können, dass es so jemanden wie mich treffen könnte. Mit etwa 12 Jahren hab ich Spielekonsolen für mich entdeckt. Bis vor 2 Monaten gehörten Videospiele/PC-Spiele zu meinem Leben, wie man Wasser zum überleben braucht. Ich war nah dran an der Sucht.
Nach dem Spielen hab ich mich immer schlecht gefühlt, weil ich so passiv war und im Leben gefühlt nichts erreiche, nichts erlebe (Obwohl ich z.B. Abitur, einen Job und auch Hobbys besitze). Letzten Dezember hab ich ein neues Spiel entdeckt (League of Legends, online 5 gegen 5) bei dem ich immer der Beste sein wollte, und welches mich unfassbar gestresst hat. Dieser unfassbare Stress für meinen Körper, war letztlich der Auslöser für meine Angst. Ich war schon immer ein ängstlicher Mensch (trotzdem mutig und viele Dinge trotzdem getan), da auch meine Mutter in Richtung generalisierte Angststörung geht. Sie macht sich riesige Sorgen um alles (dass beispielsweise eine steinerne Brücke einstürzen könnte etc.). Mein Vater ist eigenlich kein Mann. Er sieht sich immer als Opfer, und hat keinen einzigen Freund, ist sehr eifersüchtig und hat ein geringes Selbstwertgefühl. Er hat mir nie Sicherheit vermittelt.
Meine Situation:
Bereits seit rund 2 Jahren habe ich Herzstolperer, ein kurzer Herzaussetzer, dem stark spürbare willkürliche Herzschläge folgen.
Auch Darmprobleme und Kreislaufprobleme habe ich immer gehabt. Ich konnte mir nie vorstellen woher diese rühren.
Anfang März war es dann soweit. Während ich mit einer Kollegin geredet habe wurde mir ganz anders. Mir wurde schwindelig, schwarz vor Augen, mein linker Arm kribbelte und meine Brust schmerzte. Ich dachte ich hätte einen Herzinfarkt.
Darauffolgende Arzttermine (Kardiologie etc.) ergaben nichts. Die nächsten Tage wars auch wieder gut, bis ich bei einem Freund übernachtet habe und die ganze Nacht durchgespielt habe (PC).
In der früh dann ergriff mich eine unerträgliche Panikattacke (was mir erst heute bewusst ist). Der Notarzt musste kommen, konnte allerdings nichts finden.
Von da an ging es stetig bergab. Ich konnte nur noch höchstens 15 Minuten mich mit jemanden unterhalten oder was unternehmen, dann musste ich mich ins Bett legen, weil ich ein unerträgliches Krankheitsgefühl im Kopf und dem ganzen Körper bekam. Ich stand gefühlt unter Strom, das sich (wie ein Aktienkurs) steigerte und steigerte. Wenn es sich zu sehr gesteigert hatte, ging es über in eine Angstattacke mit einem Gefühl als müsste ich gleich sterben, Kurzatmigkeit, Depersonalisierung und Derealisation. Ich war gefühlt nicht mehr im eigenen Körper und alles fühlte sich so irreal an. Passiert das wirklich ? Träume ich? Es war so schlimm, dass ich heulen musste.
Nur wenn ich mich ins Bett gelegt habe, nichts gesehen, gehört habe, ging dieser Aktienkurs oder besser Angstkurs wieder langsam nach unten. Ich konnte nichts mehr tun, nicht aufs Handy schauen, nicht lesen, nur liegen. Und selbst dann war dieses Gefühl immer da. Das war die schlimmste Zeit in meinem Leben.
Letztendlich wurde es so schlimm, dass ich in eine Klinik spezialisiert auf Psychosomatische Krankheiten eingeliefert wurde. Dort ging es mir besser. Ich hatte das Gefühl mir hilft hier jemand. Dort hatte ich keine Panikattacken oder Ähnliches. Als ich wieder entlassen wurde und zu meinen Eltern kam, wurde es wieder sehr schlimm. Also bin ich am nächsten Tag erneut in die Klinik, dort hatten Sie allerdings keine Betten mehr frei, und als Notfall erkannten die mich nicht an. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen. Letztendlich bin ich danach nicht wieder zu meinen Eltern, sondern zu meiner eigenen Wohnung. Dort ging es mir komischerweise nicht so arg schlimm, wie bei meinen Eltern. (hat wohl irgend einen Psychologischen Hintergrund).
Ich habe mir dann eine ambulanten Psychotherapie gesucht, nehme seitdem Tabletten (Mirtazapin und Escitalopram) und von Tag zu Tag ging es mir immer ein kleines Stück besser.
Plötzliche Veränderung:
In dieser Zeit seitdem ich in meiner Wohnung bin (Seit rund 7 Wochen nun) habe ich riesige Erfahrungen gemacht.
Ich wurde mir bewusst, dass es sich um Angst handelt, die krankhaft wurde. Ich muss diese überwinden, ich ging also RAUS, immer wenn ich vor der Haustür stand, wurde mir übel, schwindelig und bekam weiche Füße. Aber ich ging raus, manchmal hab ich nur 5 Minuten ausgehalten, dann musste ich wieder ins Bett, nichts hören, nichts sehen. Diese 5 Minuten konnte ich immer mehr steigern. Auch keine PC-Spiele spiele ich mehr, ich habe diesen Stressfaktor weggelassen, weil die Angst, dass es mir wieder schlechter geht viel größer ist, als der Drang nach der Sucht. Ich wurde mir bewusst, dass man auf seine Psyche, ebenso schauen muss, wie auf seinen Körper selbst. Ich konnte mir nie vorstellen, dass die Psyche zu solch krassen körperlichen Symptomen übergehen kann.
Einmal hatte ich zu viel getan, mit jemanden geredet und war rund eine Stunde unterwegs. Dann kam ich ins Bett und dieses Gefühl im Bauch hat sich wahnsinnig gesteigert. Ich habe alles abgedunkelt und lag einfach nur da, konzentrierte mich auf dieses Gefühl. Dieses hat sich so arg gesteigert (ich kann es kaum in Worte fassen), es hat gekribbelt, wie wenn man im freien Fall wäre, oder in einer Achterbahn sitzt. Ich denke es war Adrenalin, das ohne jegliche Achterbahnen kam. Als dieser Punkt überwunden war, ging es mir an diesem Abend prächtig und ich freute mich sehr, dieses überwunden zu haben
Die Krankheit war dadurch natürlich nicht besiegt:
Das schlimmste, was mich bis heute verfolgt, ist dieses GEFÜHL. Das Gefühl, als wenn man ALLEIN schwerelos irgendwo im Weltraum rumfliegt. Das Gefühl, dass alles SINNLOS ist. Was sind wir Menschen eigentlich? Wir sind doch einfach nur da, weil dies ein riesen Zufall ist, dass die Erde genau so weit von der Sonne weg ist, dass es passt. Wir sind nichts anderes, als die Ameise, die da vorn rumläuft. Dieses krasse Gefühl, dass wir so klein sind, macht mir arg zu schaffen. Es ist eine Leere, eine große Angst. Ich habe keine Angst vor irgendeiner Spinne oder dass ich morgen sterben könnte (glaube ich zumindest). sondern eher Angst vom Leben . dass alles ein riesen Käse ist.
Am schlimmsten ist das Gefühl komischerweise ab 18:00 Uhr, und zwar JEDEN Tag. Um 19:00 Uhr erreicht es seinen Höhepunkt. Und je nachdem, was ich an dem Tag erlebt habe, geht es über in eine Angstattacke (Wenn ich den ganzen Tag mit keiner Menschenseele geredet habe), oder es bleibt einfach da bis ca. 20-21 Uhr und steigert sich nicht so arg (Wenn ich mit Freunden geredet und etwas erlebt habe). Einsamkeit ist zur Zeit der blanke Horror. Dies ist ja die Urangst schlechthin. Und die zieht mich ebenfalls sehr runter. Ich habe ein paar Freunde, und ich denke an alle da draußen, die keine haben, denn wenn man da ohne Freund wieder raus muss, ist das eine riesige Herausforderung ! Das erfordert sehr viel Selbstvertrauen und ein hohes Maß an Selbstwertgefühl.
Das zweite was mich fertig macht, ist das Krankheitsgefühl. Ein schwammiges Gefühl im Kopf, als wäre man richtig arg krank. Dieses kommt ab und zu, also an manchen Tagen und überwiegend, wenn ich etwas unternehme, zum Beispiel in den Tierpark oder Ähnliches gehe.
Es ist schwierig diese Gefühle zu beschreiben . und vor allem wieder wegzubekommen. Es ist eine Mischung, als hätte man eine Schusswunde im Bauch und man wäre der letzte Mensch auf Erden, oder man schwebt irgendwo im Weltraum. Habt ihr Erfahrungen damit? Freue mich auf Antworten/Unterhaltung
Liebe Grüße
31.05.2021 10:55 • • 17.03.2022 x 3 #1