Ich hab nach Papas Tod viel über Leben und Tod nachgedacht, und hatte auch riesen Angst vor dem Tod, und will dir meine Gedanken dazu mal aufschreiben:
Also, bei der Angst vor dem Tod geht es nicht, wie bei z.B. der Angst vor geschlossenen Räumen, dass man sich der Angstsituation stellt, so oft es geht, und sie irgendwann überwindet.
Sterben tun wir ja alle bekanntlich nur ein einziges Mal.
Daher kann man höchstens darüber nachdenken und zu einem resignierten Ergebnis kommen:
Du musst, wie jeder andere Mensch auch, akzeptieren, dass du den Tod nicht kontrollieren kannst, dass es dich heute treffen kann oder morgen oder in 50 Jahren erst.
Ich weiß, das ist schwer, aber so ist es.
Vielleicht hilft es dir auch, zu überlegen:
Macht es Sinn, vor etwas Angst zu haben, das eh irgendwann passiert?
Das du aber sowieso nicht beherrschen und steuern kannst?
Eher weniger.
Und: Macht es Sinn, so viel Zeit mit Gedanken an den Tod zu verschwenden, wenn er doch sowieso irgendwann kommt?
Kannst du dirch durch diese ständigen Gedanken irgendwie besser darauf vorbereiten oder besser damit umgehen?
Und wieder wird die Antwort wohl ein Nein sein.
Gedanken an den Tod und Angst vor dem Tod ist sinnlos.
Denn der Tod kommt, egal, ob es dir gerade passt oder nicht und egal, ob du darauf vorbereitet bist oder nicht.
Sobald wir auf die Welt kommen, steht schon fest, dass wir irgendwann wieder sterben müssen. Schön ist der Gedanke bestimmt nicht.
Aber zum Leben gehört der Tod nun einmal dazu.
Manchmal kommen wir aus gefährlichen Situationen lebend wieder raus, manchmal sterben wir.
Ich und meine Familie hätten gestern beinahe einen Autounfall gehabt, wir waren mit 30 unterwegs, das andre Auto mit geschätzten 80. Da hätte es mich erwischen können. Vor einem guten Jahr bin ich die Treppe runter gefallen und hatte den Fuß verknaxt -ein Freund unsrer Familie hat sich beim Treppensturz das Genick gebrochen. Mein Dad hatte seine Hirnblutung am 23. Dezember 2008 genau im Stammhirn und starb -andre haben das auf der Seite, und kommen mit einem gelähmten Arm davon. Wir haben keinerlei Einfluss darauf, wann das Schicksal zuschlägt und wann es uns verschont. Wenn du dir mal die Zeitungsmeldungen anschaust.. Menschen werden überfahren auf dem Weg vom Volksfest nach Hause, werden vergewaltigt und getötet, erschlagen, erstochen, verbrennen im eigenen Haus.
Und die unangenehme Wahrheit ist: Ja, das hättest auch du sein können oder ich. Aber wir waren's nicht, sondern irgendjemand, den wir gar nicht kennen, der halt in der Zeitung steht.
Unkontrollierbar, unvorhersehbar, unplanbar, und verdammt gefährlich und verflucht kurz -that's life for you Und der Tod ist in dem Sinne genau so wie das Leben, nämlich unvorhersehbar und unplanbar.
Deine Zeit hier ist eh begrenzt. Also: Willst du dieses kurze Augenzwinkern, das dein Leben eigentlich nur ist, mit Gedanken an etwas verbringen, auf das du eh keinen Einfluss hast?
Das du eh nicht verhindern kannst?
Das eh unweigerlich irgendwann eintritt?
Oder willst du die Zeit nutzen?
Ich hatte auch lange Zeit Angst vor dem Tod, aber inzwischen macht mir der Gedanke daran nichts mehr aus. Schmerzhaft ist der Tod nur für die Angehörigen. Für einen selber -da hilft es bloß, es heraus zu finden.
Ich nutz die Zeit, die ich hab, einfach, so gut ich kann.
Könnte ja jederzeit vorbei sein. Eine harte Erkenntnis, aber es ist ja so.
Das Glück ist so zerbrechlich und so fragil -man kann bloß suchen, wo man nur kann, es in allen noch so kleinen Dingen sehen, und leben, so fröhlich und gut man es eben kann.
Also lass ich die Sau raus, solange ich noch kann
Ich plane weder das nächste Jahr noch mein Alter, weil ich nicht weiß, ob ich das überhaupt erlebe.
Ich lebe für den Moment und im Moment und plane nur meine sehr nahe Zukunft, sonst gar nix.
Ich bin jedes Wochenende unterwegs, kauf mir etwas, wenn ich es haben will und esmir leisten kann, und fülle meine Tage aus, so gut es geht.
Weil ich seit Papas Tod weiß, wie schnell das Leben vorbei sein kann.
Und weil ich die Zeit nutzen will, die ich hab.
Und so, glaube ich, sollte es Jeder handhaben.
Also: Hör auf zu Grübeln, und fang an zu Leben.
Denn vom Grübeln wird der Tod auch nicht besser.
Du musst wirklich -wie ich- zu der knallharten und niedershcmetternden Erkenntnis kommen: Egal, wie viel zu nachdnekst und egal wie gut du dich drauf vorzubereiten versuchst: Der Tod kommt. Und du kannst rein gar nichts dagegen tun. Also lebe, so intensiv und gut du kannst.
Denn das Leben ist nicht dazu da, dass man auf den Tod wartet.
Das Leben ist zum leben da!
Alles Gute,
Pilongo
P.S.: In dem Zusammenhang fand ich die Scheibenwelt-Romane total interessant, denn da ist der Tod eine Figur im Buch, der halt seinen Job macht und die Seelen holt, einfach, weil es seine Aufgabe ist. Aber Bestimmen kann auch er nicht, wann die Leute gehen.
Und Humor hat der Tod in den Büchern auch. Und eine Vorliebe für Katzen Herrlich skuril, aber schön zum Lesen, echt.
28.08.2009 13:09 •
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