Zitat von Seal79: Ich weiß gar nicht wie das ist an nichts zu denken. Ebenso fällt es mir schwer Dinge einfach abzuhaken auch wenn mir bewusst ist das es mir weh tut - nur alleine der Gedanke daran.
Denken und Gedanken sind zwei
verschiedene Dinge - nichtsdestotrotz gehen sie Hand in Hand. Diese Unterscheidung ist wichtig für das Verständnis der Geistesfunktion. Am Denkvorgang sind neben den Gedanken(objekten) immer auch
Gefühle und damit verbundene
Bewertungen beteiligt. Ebenso bilden und verändern sie die
Wahrnehmung und das
Bewusstsein.
Zitat von Seal79: Sobald ich aber allein war und vielleicht auch erst nach Stunden oder Tagen merkte ich wie ich immer und immer wieder mir Gedanken darüber gemacht habe wieso es ein anderer Mensch mit einem nicht so gut meint. Ich habe - und das schaffe ich bis heute nicht es abzulegen- ständig nach einem Grund für das Verhalten des anderen gesucht und nie eine plausible Erklärung gefunden die dafür gesorgt hat dass Ruhe in meinem Kopf einkehrt.
Das können wir als gutes Beispiel hernehmen und hier können wir einfacherweiser die Ablaufchronologie etwas umkehren:
Das Bewusstsein von Seal79 beinhaltet u. a., dass sich irgendeine Sache so und so verhält - es hat sich(!) eine Meinung gebildet und hält diese für richtig.
In Wirklichkeit ist aber diese Meinung eine rein subjektive Sache, die mit der objektiven Lage der Dinge überhaupt nichts zu tun hat. Obgleich Dir der letzte Satz bestimmt einleuchtet, verhält sich das Bewusstsein völlig anders: Im Fall von
gegensätzllichen Behauptungen anderer entstehen (automatisch und unbewusst) Gefühle
unangenehmer Art. Hingegen im Fall von
bestätigenden Äußerungen von außen entstehen (ebenfalls automatisch und unbewusst) Gefühle
angenehmer Art. Unmittelbar mit den Gefühlen entstehen die o. g. Bewertungen. Unsere (Für-)Wahrnehmung ist bereits von diesen Bewertungen gefärbt und somit alles andere als neutral oder objektiv. Das alles ist der
passive und idR
unbewusste (!) Part des Vorgangs.
Der
aktive Part ist unsere - und jetzt kommt´s -
bewusste Reaktion. Diese Reaktion erfolgt in dreierlei Gestalt: Erneute Gedanken, Rede und/oder Tat. Sie kann mehrgestaltig auftreten, aber niemals ohne Gedanken.
Wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man dass diese bewussten Reaktionen eigentlich eine Art Kompensationshandlung darstellt. Wir wollen (müssen!) uns dazu äußern. Das ist auch der Grund, weshalb viele Psychologen sagen dass wir unserer Meinung Luft machen sollen indem wir sowohl verbal als auch körperlich Klartext reden. Das Bewusstsein ist also eigentlich ständig
getrieben. Getrieben von was? Von den Sinneseindrücken und der unbewussten, passiven, automatischen (internen) Beantwortung durch Gefühl und Bewertung (s. o.).
Die Grübelei wie Du sie nennst ist ein innerer Disput,
ein Spannungsverhältnis zwischen Ich und Welt. Tatsächlich ist solch ein Gegrübel ein nicht zu unterschätzendes
existenzielles Problem und somit auch nur schwer abzulegen, wenn man die o. g. Abläufe nicht auf dem Schirm hat.
Weshalb ist es existenziell und schwer abzulegen? Weil das (vermeintliche) Ich (Selbst, Ego) sich aus diesem o. g. Ablauf
zusammensetzt!
Und zwar aus nichts anderem!Wenn mich nun jemand kritisiert, fühlt sich mein Bewusstsein bedroht - da es nicht mit meinem Selbst-Bild übereinstimmt. Wenn mich jemand lobt - vica versa.
Die Lösung für Grübelei liegt schlicht in der achtsamen Repertorisierung des eben gesagten. Am besten täglich und öfters. Sofern man das Verstehen der o. g. Abläufe verinnerlicht und am eigenen Geist und Körper erfährt, erwächst zunehmend geistige Freiheit. Ganz nebenher erledigen sich viele aus unseren o. g. (aktiven) Reaktionen resultierenden Probleme.
U. a. Angst und Panik...
Das war jetzt sehr kompakt und vielleicht könnte man es auch simpler vermitteln. Bitte entschuldige meinen Stil - er ist für mich (!) ideal um meine Einsichten zu formulieren aber ich kann mir vorstellen, dass er für andere bisweilen etwas trocken und verwirrend wirkt.