Hallo Anonym,
Zitat von Anonym0519: Vielen Dank für deinen Beitrag,
Sehr gerne!
Zitat von Anonym0519: So einen Therapievertrag habe ich nicht unterschrieben, allerdings wollte er nächste Woche erst den Antrag für die Krankenkasse fertig machen vielleicht gibt es dann einen Vertrag.
Das denke ich auch. Viele Therapeuten machen während der probatorischen Sitzungen noch keinen festen Vertrag, sondern erst, wenn die Genehmigung durch ist (oder geklärt ist, dass man zusammen arbeiten möchte). Manche Therapeuten machen gleich Verträge (um sich abzusichern), in Kliniken unterschreibt man solche Verträge zumeist bei Aufnahme. Es ist also nicht ungewöhnlich, dass Du noch keinen Vertrag unterschrieben hast. Ich höre auch immer mal wieder, dass manche Patienten bei ihren Therapeuten so einen Vertrag gar nicht unterschreiben, auch später nicht, auch das scheint es zu geben, ist wohl aber eher die Ausnahme.
Zitat von Anonym0519: Bis jetzt hat er mir auch noch nicht wirklich erklärt wie er mir helfen kann, allerdings soll wohl eine Tiefenpsychologische Therapie erfolgen.
Das kommt noch. Er muss Dich ja erstmal kennenlernen, sich ein Bild von Deinen Problemen und Deinen Diagnosen machen. Zumeist durchläuft eine Therapie zu Anfang mehrere Phasen: kennenlernen und konkrete aktuelle Probleme beschreiben, danach einer erste kurze biographische Anamnese, dann Erstellung eines Störungsbildes bzw. Diagnosenstellung, dann werden Therapieziele erarbeitet und besprochen (nicht immer zu 100% in der Reihenfolge).
Ab diesem Punkt unterscheiden sich dann die tiefenpsychologische Therapie und die Verhaltenstherapie:
Die Verhaltenstherapie redet zwar auch über Vergangenes, legt aber relativ schnell den Fokus auf das, was konkret im Hier und Jetzt verändert/verbessert werden kann.
Die tiefenpsychologische Therapie legt den Fokus sehr viel stärker auf die Vergangenheit, da geht es darum, Muster und Glaubenssätze zu erkennen und zu erarbeiten (wobei auch die Verhaltenstherapie an Glaubenssätzen arbeitet, nur mit einem etwas anderen Fokus), sich wirklich im Detail mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, zu erkennen, welche psychischen Muster sich gebildet haben und warum.
Die Tiefenpsychologie schaut also vermehrt auf das Woher und Warum, die Verhaltenstherapie mehr auf das Und was machen wir jetzt damit, wie soll es weitergehen?.
Beide Fragestellungen kommen aber in beiden Therapien vor, nur der Fokus ist jeweils ein anderer.
(Und unter beiden Therapieformen kann es speziellere Therapieverfahren geben, so wie z.B. bestimmte traumatherapeutische Verfahren. Man kann also sowohl mit einem Tiefenpsychologen als auch mit einem Verhaltenspsychologen Traumatherapie machen. Jetzt mal nur als ein Beispiel.
Viele Kliniken arbeiten viel mit Verhaltenstherapie, weil diese oft auf der beobachtbaren Oberfläche schnelle sichtbare Veränderungen bringt, es gibt aber auch tiefenpsychologische Kliniken. )
Ich persönlich habe auch mit einer tiefenpsychologischen Therapie angefangen und habe dann später auf Verhaltenstherapie gewechselt.
Ich fand diesen Ablauf gar nicht schlecht, zuerst hat man sich selber recht gut kennengelernt, und dann auf der Basis dieser Erkenntnisse angefangen, im Hier und Jetzt konkret etwas zu verändern.
Im Endeffekt kommt es meiner Meinung nach vor allem auf die Chemie zwischen Klient und Therapeut an, wie @Canary es auch schon schrieb (edit wg. zeitlicher Überschneidung der Beiträge, sorry dafür). Und die meisten Therapeuten integrieren eh Ansätze beider Therapieformen miteinander (nur muss die Therapieform halt aus abrechnungstechnischen Gründen ein klares Etikett haben).
Ich wünsche Dir viel Erfolg für Deine Therapie! Es ist eine anstrengende und herausfordernde, aber auch sehr lohnende und erkenntnisreiche Reise.
LG Silver