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Hallo,

obwohl das leidige Thema Alk. Panikattacken hier im Forum schon oft erwähnt wurde, habe ich noch eine Frage. Ich leide unter einer Angststörung und Bipolaren Störung (im dortigen Forum habe ich leider keine befriedigende Antwort bekommen). Nun habe ich bis vor etwa einer Woche täglich eine Flasche B. (manchmal allerdings auch mehr in der letzten Zeit) getrunken. Als ich im Internet las, dass man bei Depressionen gar keinen Alk. konsumieren soll, habe ich sofort damit aufgehört. Leider habe ich nun Absetzprobleme: starke innere Unruhe, erhöhte Ängstlichkeit . Hat jemand Erfahrung damit, wie lange diese Beschwerden andauern (können)?
Ich bin schon so verzweifelt, dass ich am liebsten ein B. trinken würde (Sucht? ). Wollte heute zum Treffen der Anonymen Alk. gehen, bin jedoch (noch?) dazu nicht in der Lage (Ängste!)
Ist es ratsam/möglich, ein (!) B. zu trinken und danach ein paar Tage keins (= Selbstbetrug?)

Vielleicht hat hier jemand ein paar tröstende Worte und kann mich evtl. auch beruhigen.
Ich denke, dass meine Frage auch andere LeserInnen interessieren dürfte.

Danke für Eure Kenntnisnahme,
alles Gute
angstrabe

16.11.2022 18:01 • 20.11.2022 x 2 #1


12 Antworten ↓


Zitat von angstrabe:
Nun habe ich bis vor etwa einer Woche täglich eine Flasche B. (manchmal allerdings auch mehr in der letzten Zeit) getrunken.

Also, die Sorgen kannst Du mal locker streichen.

A


Symptome nach Absetzen von Alk. B.

x 3


Hallo,

leider habe ich bisher nur eine Antwort bekommen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich noch weitere bekommen würde.
Hat denn keiner auch meine Erfahrungen gemacht?
(Auch über eine kurze Antwort würde ich mich sehr freuen ...)

angstrabe

Servus Angstrabe,

auch verhältnismäßig kleine Mengen Alk. können zumindest bereits missbraucht werden. Von Missbrauch spricht man immer dann, wenn man etwas konsumiert, um damit einen Effekt zu erzielen, der über den reinen (geschmacklichen) Trinkgenuss hinaus geht. Insofern behaupte ich, dass sehr viele Menschen, die regelmäßig oder ab und zu konsumieren, tatsächlich bereits Missbrauch betreiben. Das gilt übrigens auch für viele andere sogenannte Suchtmittel bzw. Tätigkeiten.

Sofern dieser Missbrauch nicht allzu regelmäßig stattfindet und man keine Probleme während des Nicht-Konsums hat, sehe ich darin kein Problem und das sollte auch jedem vergönnt sein.

In Kombination mit einer Angststörung sieht es etwas anders aus. Regelmäßiger Alk. kann einerseits zur Entwicklung von Ängsten beitragen aber andererseits ein schneller Helfer in Angstphasen sein. Hier entwickelt sich leicht ein verhängnisvoller Kreislauf, der irgendwann dann auch zur Gewöhnung (psychisch) und - meist nach deutlich längerer Zeit und höheren Dosen - zur körperlichen Abhängigkeit führen kann. Der Übergang von Missbrauch, Gewöhnung und Abhängigkeit ist also fließend und deshalb stets im Hinterkopf zu behalten.

Zitat von angstrabe:
Nun habe ich bis vor etwa einer Woche täglich eine Flasche B. (manchmal allerdings auch mehr in der letzten Zeit) getrunken. Als ich im Internet las, dass man bei Depressionen gar keinen Alk. konsumieren soll, habe ich sofort damit aufgehört.

Das finde ich vernünftig. Depri, Ängste und Alk vertragen sich wirklich nicht gut.


Zitat von angstrabe:
Leider habe ich nun Absetzprobleme: starke innere Unruhe, erhöhte Ängstlichkeit.

Der Begriff Absetzprobleme ist m. E. zutreffend. Mir ging es so wie Dir.

Zitat von angstrabe:
Hat jemand Erfahrung damit, wie lange diese Beschwerden andauern (können)?

Meistens 2-3 Wochen. Das ist hier keine Entgiftung (dafür sind die konsumiertem Mengen zu gering), sondern eine Entwöhnung. Hier geht es darum, dass die Neurotransmitter, die zur Beruhigung beitragen, nicht mehr vom Alk. unterstützt werden. Das ist eigentlich schon alles.

Zitat von angstrabe:
Ich bin schon so verzweifelt, dass ich am liebsten ein B. trinken würde (Sucht?)

Das ist logisch, denn Du hast Dich bereits daran gewöhnt. Bei jeder Entwöhnung kommt es zu psychischen Problemen - mal mehr, mal weniger. Je nach Suchtneigung des Betroffenen.

Zitat von angstrabe:
Ist es ratsam/möglich, ein (!) B. zu trinken und danach ein paar Tage keins (= Selbstbetrug?)

Natürlich würde es temporär zur Beruhigung führen aber langfristig Deine Ängst verstärken. Du erkennst nämlich, dass Du ohne Stoff nicht mehr zurecht kommst und erlebst, dass Du dem Drang, zu trinken nicht widerstehen kannst. Das mindert das Selbstvertrauen und stärkt wiederum die unterbewusste Überzeugung, dass Trinken irgendwie unabwendbar wird. Eine sehr unschöne Phase, die ich insgesamt ca. 15 Jahre lang durchmachte.
Die Illusion des kontrollierten Trinkens ist weit verbreitet. Sobald Du Dir über sowas Gedanken machst, bist Du bereits nah an der Sucht.
Bei Interesse kannst Du mal einen Jellinek-Fragebogen im WWW ausfüllen. Sei aber ehrlich bei der Beantwortung - man bescheißt sich hier gerne selber...

Zitat von angstrabe:
Wollte heute zum Treffen der Anonymen Alk. gehen, bin jedoch (noch?) dazu nicht in der Lage (Ängste!)

Die AA sind m. E. mit Vorsicht zu genießen. Sie haben traditionell einen äußerst religiösen Touch, den man mögen muss. Aber ich kenne einige Leute, die dort sehr zufrieden sind. Mir waren die Suchtambulanz der Caritas und parallel der Kreuzbund deutlich entgegenkommender. Außerdem wird dort wirklich therapeutisch miteinander geredet, was ich insbesondere bei Ängsten und Depris als äußerst wichtige Komponente ansehe.

Zitat von angstrabe:
Vielleicht hat hier jemand ein paar tröstende Worte und kann mich evtl. auch beruhigen.

Über das Thema Alk. und -sucht kannst Du u. U. sehr viel über Dich und Deine psychischen Probleme lernen. Aber es braucht Zeit und Hingabe - wie jede Therapie.

Guter Lesetipp für Einsteiger: Die Suchtfibel.

Hallo moo,

recht herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort mit den vielen Infos.

War heute in der Stadt und war am überlegen, ob ich mir ein richtiges B. kaufen soll. Habe mich dann spontan für ein Alk. (Angabe auf der Flasche 0,0%) entschieden und konnte es auch mit Genuss trinken (leider minderte es jedoch nicht die ätzenden Symptome (Schwindel, Unruhe, Ängstlichkeit), aber da muss ich jetzt wohl durch. Du hast es ja auch geschafft. Hast Du vielleicht irgendeinen Tipp, mit welchen Lebensmitteln man vielleicht die Entwöhnungssymptome etwas abmildern kann?
Auch habe ich Angst, dass die Entwöhnungssymptome (wesentlich) länger als 2 bis 3 Wochen dauern könnten. Ich hoffe, Deine Angabe stimmt.

Jedenfalls nochmals besten Dank - Deine Antwort hat mir sehr weitergeholfen!

Alles Gute, bleib gesund,
mit freundlichen Grüßen

Raimund

Ob du gerade eine Entwöhnung oder doch einen Entzug durchmachst, ist davon abhängig, wie ehrlich du im Bezug auf deinen Alk. zu dir selbst bist.
Ist es wirklich nur der Konsum von einer Flasche B. am Tag (oder zwei) ist das bald ausgestanden.
Wichtig ist, dass du es vor dir selbst nicht herunterspielst. Eine Entwöhnung ist nicht angenehm aber geht ohne Risiko vorbei. Bei einem Entzug sieht das schon anders aus. Ein kalter Alk. ist nicht ungefährlich. Falls du entzügig sein solltest, wäre es ratsam, das mit deinem Arzt zu besprechen, damit er dir dabei helfen kann und somit die Risiken eines kalten Entzugs zu umgehen.

Hallo Romana,

danke für Deinen vorsorglichen Hinweis. Meine Symptome sind gottseidank nicht so schlimm. (Ich habe z.B. auch Appetit.) Habe auch meistens nur eine Flasche B. getrunken, manchmal etwas mehr, manchmal auch nichts.


Alles Gute und bleib gesund
mit freundlichen Grüßen

Raimund (angstrabe)

Zitat von angstrabe:
Hast Du vielleicht irgendeinen Tipp, mit welchen Lebensmitteln man vielleicht die Entwöhnungssymptome etwas abmildern kann?

Hi Raimund, das ist sehr unterschiedlich. Falls bei Dir der Hopfen im B. gut wirkt, kannst Du Hopfenpräparate nehmen, ich vertrug die aber langfristig nicht. Vitamin B1 wird oft bei Entzügen gegeben (hochdosiert, aktive Form bevorzugt), außerdem half mir unabhängig von der Entwöhnung GABA bzgl. Unruhe enorm gut. 5-HTP wäre auch einen Versuch wert (geringe Dosis zu Beginn). Ebenso Rhodiola, ein Geheimtipp meiner Verfallsbegleiterin.
Wenn Du das Belohnungssystem ansprechen willst, hilft vielen Menschen Süßes, aber da musst Du drauf achten, dass Du es nicht übertreibst (ich bin da z. B. ziemlich anfällig... ).
Wie gesagt, jeglicher Ersatz muss ein wenig achtsam konsumiert werden, da es sonst zur sogenannten Suchtverlagerung kommt. Das kann dann in alles Mögliche münden.
Endziel ist, Freude an der Klarheit des Geistes aufgrund der Abstinenz zu erleben. Das ist die halbe Miete.

Aber bei der von Dir genannten Flasche B. würde ich ehrlich gesagt, keine allzu großen Sorgen bzgl. Abhängigkeit machen. Wenn Du aber selber das Gefühl hast, Du müsstest es weglassen, wird das schon seinen Grund haben.

Ois Guade!

Typisch für Alk. ist der Kontrollverlust. Also Saufen bis zu umfallen.
Es ist dann viel schwieriger nach einer Flasche B. aufzuhören, als mal paar Wochen nix zu trinken.

Zitat von Logo:
Typisch für Alk. ist der Kontrollverlust. Also Saufen bis zu umfallen.

Nein, das ist nur typisch für einen bestimmten Alk. und eher selten.
Am häufigsten ist der sogenannte Entspannungstrinker, auch unter den Problemtrinkern und Alk..

Recht herzlichen Dank an alle für Eure Hinweise,
insbesondere moo hat mir sehr weitergeholfen.


Bleibt alle gesund,
herzliche Grüße

Raimund (angstrabe)

Dir auch alles Gute!

Hallo,
erstmal wichtig, dass du es einsiehst, dass es da eventuell ein Problem geben könnte.
Die Mengen, die du trinkst, haben mit einer Entgiftung wenig zutun, wie hier schon geschrieben wurde. Ich denke also, dass dir bezüglich deiner Symptome, gerade die Psyche einen streich spielt.
Trotzdem ist es richtig, das Alk. zu ändern.
Es gibt nicht nur trinken, bis zum Vollrausch, es gibt auch wie gesagt Entspannungstrinker, Gelegenheits-/Partytrinker oder Pegeltrinker.
Das letzte, was du JETZT tun solltest, ist es zu trinken, damit du die Symptome besser erträgst. Es fängt dann an mit einem B., nur alle paar Tage und du merkst, dass es dir in der Zeit besser geht. Dann wirst du deinen Alk. vermutlich wieder steigern.
Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass es ungefähr einen Monat dauert, bis du die Ängste, die aufgrund von dem Alk. entstanden sind, wieder loswirst.
Ich war eine Zeit lang eine Pegeltrinkerin. Konnte das zum Glück gut ablegen und mittlerweile kann ich sogar mal 1-2 B. trinken. Das Gefühl des betrunkenseins kenne ich nicht mehr und möchte ich auch nicht mehr haben. Für mich ist es am wichtigsten nur in Gesellschaft oder bei bestimmten Anlässen zu trinken. Nur dann, wenn es mir gut geht und niemals alleine. Somit klappt es auch mal 3-4 mal im Jahr mit Freunden anzustoßen. Alles Gute auf deinem Weg.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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