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Guten Morgen zusammen,

seit nun knapp zwei Wochen nehme ich wieder täglich 10mg Paroxetin. Es hatte mir damals schon oft geholfen und eine heftige Panikattacke im Restaurant "zwingt" mich nun dazu erneut mit der Medikation anzufangen. Zuvor spielte meine Angst nur noch eine Nebenrolle in meinem Leben. Nun denke ich in der Minuten mindestens zwei mal daran und nicht nur das.

Ich habe ständiges Gedankenkreisen und folgende Sachen lassen mir keine Ruhe

"Wenn irgendwann meine Familie (meine Eltern) stirbt, was wird dann aus mir? Kann ich sowas überhaupt überstehen?"

"Was ist, wenn mein Mann sich von mir trennt? Kann ich damit umgehen?"

"Was ist, wenn ich im frühen Alter richtig doll krank werde und das Leben gar nicht genießen kann?"

"Werde ich im Alter mal allein sein?"

"Ich wollte immer Kinder, aber aktuell frage ich mich, schaffe ich es überhaupt irgendwann ein guter Vater zu sein?"

"Könnte ich irgendwann so verzweifelt mit mir selbst sein, dass ich mir das Leben nehme?"

"Wer genau bin ich eigentlich?"

Ich könnte noch lange so weitermachen. Umso besser ich mich ablenke, umso weniger denke ich über sowas nach, aber es ist echt schwer.

Ich hoffe dass diese "aufhellende" Wirkung des Medikaments bald einsetzt. Beim letzten Mal waren es etwa 6 Wochen.

Kennt ihr diese Situation vielleicht?

22.11.2021 10:44 • 25.11.2021 x 2 #1


15 Antworten ↓


Ja das kenne ich nur zu gut!

A


Ständiges Gedankenkreisen

x 3


Hast du es schon mal mit Gedankentraining versucht? Tipp:
-https://www.youtube.com/watch?v=xDcNjOD5lpg- oder
-https://www.youtube.com/watch?v=yrlQ231eZ5Y-

Hi @unwritten222333

Auch ich kenne solchen Fragen zur Genüge. Lass uns das mal so angehen:

Zitat von unwritten222333:
Wenn irgendwann meine Familie (meine Eltern) stirbt, was wird dann aus mir? Kann ich sowas überhaupt überstehen?

Lass mich die Frage mal umdrehen: Was könnte dann nicht aus Dir werden?

Zitat von unwritten222333:
Was ist, wenn mein Mann sich von mir trennt? Kann ich damit umgehen?

Hast Du schon mal ein Beziehungsende erfahren? Sche.iße-schmerzhaft, aber ja, man übersteht das.

Zitat von unwritten222333:
Was ist, wenn ich im frühen Alter richtig doll krank werde und das Leben gar nicht genießen kann?

Kann passieren. Aber es kann eben auch das Gegenteil davon passieren. Was ist, wenn Du gesund bleibst und Dein Leben genießen kannst? Provokante Frage: Könntest Du damit umgehen?

Zitat von unwritten222333:
Werde ich im Alter mal allein sein?

Das hängt davon ab, wie sehr Du Dich um Freunde, Partner und dergleichen kümmerst. Jetzt ist es noch zu früh, um Dir darüber Gedanken zu machen.

Zitat von unwritten222333:
Ich wollte immer Kinder, aber aktuell frage ich mich, schaffe ich es überhaupt irgendwann ein guter Vater zu sein?

Ich schätze, jeder gute Vater fragt sich das. Tatsächlich war es einer der fehlerhaften Gründe, weshalb ich immer Kinder wollte: um zu beweisen, dass ich ein guter Vater wäre.

Zitat von unwritten222333:
Könnte ich irgendwann so verzweifelt mit mir selbst sein, dass ich mir das Leben nehme?

Nach ca. 35 Jahren mit Selbstmordgedanken (bin 45) kann ich Dir sagen: So schnell und so einfach geht das nicht.

Zitat von unwritten222333:
Wer genau bin ich eigentlich?

Ein Mensch, ein wunderbarer Mensch mit all den wunderbaren Eigenschaften, die uns Menschen ausmachen, Ein Individuum, welches nur sich selbst diese Frage beantworten kann. Was glaubst Du denn, wer Du bist? Worauf gründet sich die Frage und die Selbstzweifel, die hinter dieser Fragen stecken? Was hoffst Du zu sein, was glaubst Du stattdessen zu sein?

Kannst Du hinter all diesen Fragen ein Muster, eine Gemeinsamkeit erkennen?

Liebe Grüße!

Zitat von unwritten222333:
Wenn irgendwann meine Familie (meine Eltern) stirbt, was wird dann aus mir? Kann ich sowas überhaupt überstehen?

Was aus einem wird, ist eine Frage, die sich ein Kind stellen könnte. Du bist aber erwachsen und kannst für dich selbst sorgen. Ich hatte aber auch seit meiner Jugend Angst, dass ich den Tod meiner Eltern, vor allem meiner Mutter nicht überstehen würde. Als es tatsächlich soweit war, war es nicht annähernd so schlimm wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Da ich weder Geschwister noch jemals eine Partnerschaft hatte, war ich nach dem Tod meiner Mutter vor 6 Jahren (mein Vater war schon 1983 gestorben, als ich 21 war) tatsächlich ganz allein und habe Dinge geschafft, die vorher unvorstellbar waren.

@Spaceman Wow! hab vielen Dank für deine Antwort. Dein Beitrag hat mich positiv zum Denken angeregt.

Ich war immer ein Mensch, der andere gerne zum Lachen bringt, anderen Mut macht und immer ein offenes Ohr für jeden hat. Diese Stärke möchte ich zurückgewinnen ... diese Empathie möchte ich zurückgewinnen. Aktuell fühle ich mich so gleichgültig, was absolut konträr zu meinen eigenen Grundsätzen ist. Ich fühle mich irgendwie energielos und antriebslos. Ich schätze beinahe, dass das die bösen Erstverschlimmerungssymptome meiner SSRIs sind. Mal schauen, wie es in einigen Wochen aussieht.

Hab jedenfalls vielen Dank, dass du dir die Zeit für deine Antwort genommen hast

@Schlaflose Ich glaube fast, dass das eine Sache ist vor der man sich einfach von Natur aus fürchtet. Die Angst ist ja in vielerlei Fälle größer als die Tatsache. Hab vielen Dank für deine Antwort.

@unwritten222333 moin,
Auch ich kenne solche zwangsgedanken ,die sind schon sehr belastend.
Ich versuche mich abzulenken und kognitives Training zu machen um die Gedanken zu durchbrechen.
Weiterhin AD .
Machst du Therapie?
Und wie spaceman schon schrieb,manchmal hilft es fragen umzudrehen....
Drücke dir fest die Daumen das dein Medikament dir bald Erleichterung bringt.

Liebe Grüße wozlew

Hey @unwritten222333

Solche Phase habe ich oft gehabt - ohne jegliche Medis. Bin manchmal an den Rand, nein: über den Rand, zu Zynismus Misanthropie und Bitterkeit gerutscht. Aber jedes Mal bin ich da wieder heraus gekommen. Das ist ein bisschen wie bei Star Wars - man darf sich der dunklen Seite nicht ergeben, ganz gleich, wie verführerisch sie manchmal erscheint.

Manchmal darf - und muss! - man aber auch zunächst an sich selbst denken, vor allem, wenn man in einer akuten Problematik steckt. Mach Dir deshalb nicht so viele Gedanken über den Widerspruch zwischen dem, was Du sein willst und dem, was Du aktuell vielleicht bist.

Zitat von unwritten222333:
Die Angst ist ja in vielerlei Fälle größer als die Tatsache.

Oh ja! Ich kann mich an keine Situation in meinem Leben erinnern, in der die Angst im Vorfeld nicht schlimmer war, als die schlussendliche Realität. Seit meiner Kindheit weiß ich rational, dass es nie so schlimm wird, wie ich befürchte. Herz und Psyche haben das aber bis heute nicht kapiert.

@Wozlew Huhu aktuell mache ich noch keine Therapie, hatte aber vor Jahren eine. Ich merke allerdings, dass es nötiger als je zuvor ist. Ich habe mir mehrere Psychologen rausgesucht, die ich telefonisch kontaktieren möchte.

@Spaceman Du sprichst mir absolut aus der Seele, wirklich. Ich bin mittlerweile schon etwas optimistischer, was die Heilung angeht und dieses Mal gehe ich es intensiver an, als je zuvor.

Zitat von unwritten222333:
@Spaceman Wow! hab vielen Dank für deine Antwort. Dein Beitrag hat mich positiv zum Denken angeregt. Ich war immer ein Mensch, der andere gerne zum Lachen bringt, anderen Mut macht und immer ein offenes Ohr für jeden hat. Diese Stärke möchte ich zurückgewinnen ... diese Empathie möchte ich ...


Vielleicht ist auch deine Gleichgültigkeit momentan ein Schutzmechanismus deines Körpers, weil es ihm momentan einfach zu viel ist und du dich mal NUR um dich kümmern solltest.
Ich habe seit ein paar Wochen angefangen meine Körper- oder Gedankenreaktionen als Zeichen meines Körpers wahrzunehmen, dass ich einfach mal zur Ruhe kommen muss.

Ich bin auch ein sehr empathischer Mensch und leide seit einiger Zeit an immer wiederkehrenden Panikattacken.
Ich habe gemerkt wenn ich viele Angstzustände und/oder Panikattacken hintereinander habe und Freunde mich zu dieser Zeit als Unterstützung brauchen oder mir etwas Tragisches erzählen, dann schafft es mein Kopf oft nicht mich emotional damit zu befassen, weil meine Überreizung einfach schon zu viel ist.

Manchmal braucht der Kopf und die Seele eine Atempause.
Ich habe mir in meinem Alltag Zeitinseln geschaffen. Während diesen Zeitinseln kümmere ich mich NUR um mich. Sei es, dass ich ein angenehmes Schaumbad nehme, oder eine Runde Stricke oder Koche. Diese Zeit gehört nur mir und wenn das Gedankenkarrusell wieder anfängt sich zu drehen versuche ich diese wie Wolken an mir vorbeiziehen zu lassen und sage mir: Nein jetzt nicht, jetzt bin ich auf meiner Zeitinsel. Ihr Gedanken könnt später wieder kommen aber jetzt habe ich eine Pause.
Ich weiß das ist nicht leicht aber mit Atemübungen schaffe ich es immer wieder.

Nimm dir Zeit für dich selbst und höre auf die Signale deines Körpers und deiner Seele (Gedanken und Angstzustände). Erst wenn du deine Seele repariert hast, kannst du anderen wirklich helfen.

@Panikade Das hört sich echt plausibel an. Ich habe vor dem Ausbruch meiner letzten großen Attacke schon vorher gemerkt, dass irgendwas komisch ist. Ich war schon seit Wochen angespannt, ohne jeglichen (zumindest offensichtlichen) Grund. ... Ich hinterfrage mich sehr viel und mache möglicherweise aus Situationen ein Problem, die keine sein müssten.

Das mit der Zeitinsel ist eine mega gute Idee. Hab schon mal vielen Dank für deine Hilfe und deine Antwort.

@unwritten222333 Ich denke auch viel zu viel über alles rundherum nach. Manchmal vergesse ich dadurch im Hier und Jetzt zu leben, weil ich nur meine vergangenen Situationen und Reaktionen reflektiere oder darüber nachdenke was in der Zukunft alles auf mich zu kommen kann.
Die Zeitinsel hilft mir auch genau bei diesem Problem. Wenn ich in meiner Zeitinsel bin dann bin ich im Hier und Jetzt. Ich kümmere mich nur um das, was ich in diesem Moment mache, ohne jegliche Ablenkung von außen.

Vielleicht kann dir auch das Forum Hypersensibel Die Gefühle anderer aufsaugen weiterhelfen. Hier haben einige sehr gut ihre Emotionen bei Überreizung beschrieben und wie sie versuchen damit umzugehen.

@Panikade Hab vielen Dank für den Tipp, ich werde dort definitiv mal vorbeischauen

Zitat von Spaceman:
Solche Phase habe ich oft gehabt - ohne jegliche Medis. Bin manchmal an den Rand, nein: über den Rand, zu Zynismus Misanthropie und Bitterkeit gerutscht. Aber jedes Mal bin ich da wieder heraus gekommen. Das ist ein bisschen wie bei Star Wars - man darf sich der dunklen Seite nicht ergeben, ganz gleich, wie verführerisch sie manchmal erscheint.

Super guter Vergleich, lieber Spaceman und mega gut, dass Du bisher immer wieder raus gekommen ist!
Zitat von Spaceman:
Oh ja! Ich kann mich an keine Situation in meinem Leben erinnern, in der die Angst im Vorfeld nicht schlimmer war, als die schlussendliche Realität. Seit meiner Kindheit weiß ich rational, dass es nie so schlimm wird, wie ich befürchte. Herz und Psyche haben das aber bis heute nicht kapiert.

Das ist total gut, dass Du das wahrnimmst und immer wieder einordnen, bzw. relativieren kannst! Glückwunsch, da hast Du Dir schon viel erarbeitet!

A


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Dr. Christina Wiesemann
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