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Hallo zusammen, ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen. Ich bin 32 Jahre alt, verheiratet und habe einen 4,5 jährigen Sohn. Ich arbeite in der Firma meines Schwiegervaters im Büro. Ich hatte schon immer ein sehr geringes Selbstwertgefühl und kein Selbstbewusstsein. Ständig habe ich Angst ich könnte etwas falsches gesagt haben, jemand könnte sauer auf mich sein, die Frage hab ich was gemacht? Ist was? gehört praktisch zu meinem Leben dazu. Seit einiger Zeit aber habe ich mit schlimmen Angstzuständen zu kämpfen. Es ist als ob mein Kopf sich immer wieder neue Sachen ausdenkt um mich in Panik zu versetzen. Jetzt ist es so dass sich alles um die Arbeit dreht. Ich habe höllische Angst davor Fehler gemacht zu haben, etwas vergessen zu haben etc. Ich verfalle regelrecht in Panik darüber! Ich kann nur noch darüber nachdenken und komme gar nicht mehr zur Ruhe. Ich habe Angst schlimme Dinge getan/verursacht zu haben die der Firma schaden könnten. Kennt das jemand?

10.09.2017 15:13 • 18.09.2017 #1


54 Antworten ↓


Hallo,

ja, ich kenne diese Angst, Fehler zu machen, nicht nur, aber auch im Bereich Arbeit, die dazu führt, mich ständig selber zu kontrollieren. Dass Du in der Firma des Schwiegervaters beschäftigt bist, ist natürlich eine besondere Situation. Ich stelle mir es so vor, dass man einerseits dankbar dafür ist, sich aber auf keinen Fall irgendetwas leisten will, was der Familie schaden könnte bzw. sich keine Blöße geben möchte, je nach dem, wie das Verhältnis zu den Schwiegereltern ist. Ist das zum ersten Mal besonders stark aufgetreten, seit Du dort beschäftigt bist oder gab es sonst irgendeinen Auslöser?

Grüße

pc

A


Ständige Angstgedanken Fehler gemacht zu haben

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Ja, ich kenne diese Angst auch nur zu gut. Ein Rezept dagegen habe ich leider nicht. Falle selber immer wieder in diesen Zustand rein.

Zitat von Tanja84:
Kennt das jemand?


Ja, das geht mir genauso. Aber es geht in erster Linie bei mir darum, mich persönlich zu blamieren.

Nein bisher ist das noch nie aufgetreten, erst seit ein paar Wochen, eher seit Mai geht es mir so schlecht. Ich arbeite da schon seit 2 Jahren, aber sowas hatte ich noch nie! Ich habe einmal eine panikattake bekommen und seitdem geht diese Angst nicht mehr weg. Mir wird sonntags schon schlecht wenn ich an Montag denke. Ich sehe in allem gefahren, als ob etwas furchtbares lauern würde

Ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken ob ich alles richtig gemacht habe, ob ich etwas vergessen haben könnte. Ich bin der Meinung eine große Gefahr zu sein da ich nichts auf die Reihe bekomme. Ich denke wenn es echt mal zu einer Katastrophe kommt werden mich alle hassen und verlassen. Dann bin ich ganz alleine und könnte mit dieser Schuld nicht leben ....

Zitat von Tanja84:
Ich sehe in allem gefahren, als ob etwas furchtbares lauern würde


Das kommt von der Angst, weil du nicht weisst,warum du plötzlich so eine Panik schiebst. Ging mir auch so. Meiner Meinung nach tragen wir die Wurzel dieser Angst schon lange in uns. Du schreibst ganz klar, dass du schon immer ein recht geringes Selbstwertgefühl hast, wahrscheinlich dadurch verbunden, nur ja alles Recht machen zu wollen.

Irgendwann kommt dann ein Punkt, der diesen unterschwelligen Stress als Panikattacke zu Tage fördert. Und dann stimmt nichts mehr, hinter jedem Eck lauert eine Gefahr. Du hast nur noch Angst.

Schau, dass du schnellmöglichst in Therapie kommst, je länger man sich darin aufhält, desto mehr verfestigt sich alles.

Gute Nachricht, du stirbst nicht, wenn du da durch bist, hast du was fürs restliche Leben gelernt, schlechte Nachricht, ohne Hilfe ist das beinahe unmöglich den Umgang damit zu lernen. Und noch etwas. Es ist keine Schande, eine psychische Problematik zu entwickeln. Meiner Meinung nach trifft es sensible Menschen, die evtl. In der Jugend oder als Kinder bestimmte Erfahrungen gemacht haben, die sie dafür anfällig haben werden lassen.

Da du eine Panik vor Fehlern entwickelt hast, wäre dann eben die Frage, warum du von Fehlern aufs von allen verlassen kommst. Aber das ist dann Therapiearbeit.

Mach jetzt nicht den grössten Fehler, dich ohne Hilfe alleine zu quälen.

Ich habe vor 4 Wochen eine Therapie begonnen, ich habe verstanden dass ich das alleine nicht in den Griff bekomme

Das kenn ich nur zu gut. Ich denke dann auch, ich werde verlassen und bin dann allein. Bei mir sagt man, es käme von der Kindheit. Es ist auch eine Ausprägung einer Persönlichkeitsstörung, der ängstlich vermeidenden PS. Therapie wird dir sicher helfen.

Zitat von Freisein:
Das kenn ich nur zu gut. Ich denke dann auch, ich werde verlassen und bin dann allein. Bei mir sagt man, es käme von der Kindheit. Es ist auch eine Ausprägung einer Persönlichkeitsstörung, der ängstlich vermeidenden PS. Therapie wird dir sicher helfen.


Was genau macht dir denn so Angst? Komisch ist auch dass noch nie der Fall eingetreten ist der mir so Angst gemacht hat. Es hat sich nie etwas bewahrheitet. Aber ich kriege mich da nicht rausgezogen, meinen Gedanken fallen immer neue Sachen ein.. . Ich werde noch verrückt...
Bei mir ist der rote Faden auch meine Kindheit bzw die Erfahrungen die ich da gemacht habe. Ich habe kein Selbstwertgefühl und kein Selbstvertrauen, ich traue mir selbst nicht. Lob etc kommt bei mir gar nicht an, wird direkt im Zweifel umgewandelt

Es fühlt sich so an, als würde irgend etwas ganz Schlimmes passieren, dessen Konsequenzen ich gar nicht erahnen kann. Es ist immer so ein Gefühl der Bedrohung da. Ich habe Angst mich falsch zu verhalten oder Fehler zu machen, weil dann eben was ganz Schlimmes passieren könnte. Dahinter steckt aber auch die Angst, dass sich dann alle von mir abwenden und mich total daneben finden, mich ausgrenzen und ich dann komplett alleine da stehe und niemand mehr etwas mit mir zu tun haben will.

Das steckt so tief, dass ich manchmal derart verunsichert bin, wie ich mich nun verhalten soll, resp. ich überlege dann welches Verhalten richtig ist und weiss es aber nicht und dann bin ich tief tief verunsichert.

Bei mir hat es sich insofern bewahrheitet, dass ich krank wurde und dann niemand mehr etwas mit mir zu tun haben wollte (Burnout oder genauer gesagt, rez. Depressionen). Die haben alle nicht kapiert bei der Arbeit, dass ich nicht mehr konnte und unterstellten mir dann, ich wolle ja nicht gesund werden. Das ist sehr perfide, sag das mal einem Depressiven, wo der Wille doch nicht mehr hinhaut. Die dachten vermutlich ich mache mir ein schönes Leben. Aber ich war zu schwach um das erstens zu begreifen was da los war und zweitens mich zu wehren. Das kann ich eh nicht gut mich wehren, weil, siehe oben, man könnte mich ja verlassen deswegen.

[quote=Freisein]Es fühlt sich so an, als würde irgend etwas ganz Schlimmes passieren, dessen Konsequenzen ich gar nicht erahnen kann. Es ist immer so ein Gefühl der Bedrohung da. Ich habe Angst mich falsch zu verhalten oder Fehler zu machen, weil dann eben was ganz Schlimmes passieren könnte. Dahinter steckt aber auch die Angst, dass sich dann alle von mir abwenden und mich total daneben finden, mich ausgrenzen und ich dann komplett alleine da stehe und niemand mehr etwas mit mir zu tun haben will.

Genau so geht's mir auch!

Hallo zusammen, ich noch mal. Heute war tatsächlich mal ein guter Tag! Ich kämpfe zwar seit heute Nachmittag gegen eine Art grübelzwang aber das ist auszuhalten. Schön wäre es wenn ich nicht immer plötzlich anfangen würde zu schwitzen und zu erröten als hätte ich mich furchtbar erschreckt. Aber das halte ich heute aus. Vielleicht sollte man sich selbst damit runter holen dass es eben nur Gedanken sind die mir Angst machen wollen und nicht die Wahrheit oder realität sind, oder wie seht ihr das?

Zitat von Schlaflose:
Ja, das geht mir genauso. Aber es geht in erster Linie bei mir darum, mich persönlich zu blamieren.


Ist das mit den Medikamenten, nicht besser geworden? Bei mir hat sich da schon einiges geändert, aber ganz weg ist es bei mir auch nicht und muß daran arbeiten.

Ich bekomme gar keine Medikamente zb. Mein Therapeut sagt das geht alles mit der Therapie, wir machen eine angstbewältigung

Schön, dass es heute gut ging

Ja, es ist sicher gut, mit Gedanken gegen die Angstgedanken anzugehen. Nur ich muss sagen, es geht nicht weg. Bei mir nicht, die kommen immer wieder, diese Gedanken. Ich habe ehrlich gesagt selber (noch) keine nachhaltige Lösung gefunden. Aber ich bleib dran mit Traumatherapie und Alltagsritualen (mich abbürsten nach dem Duschen, Füsse massieren, Spannung versuchen abzubauen, Skills wenn es ganz schlimm ist, immer wieder innehalten und z.b. den Boden unter den Füssen spüren, den Stuhl, die Sitzfläche, die Armlehnen).

DAS ist hilfreich, immer wieder versuchen sich zu erden, ins jetzt zurück kommen.

Ja @Freisein das sage ich heute mit den Gedanken weil ich mal einen guten Tag habe so gut wie heute war es lange nicht! Aber die Unruhe sitzt schon im Hinterkopf als warte sie nur darauf zuzuschlagen... vielleicht magst du mal erzählen was deine Gedanken sind die dir Angst machen.
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Es ist immer dasselbe, dass ich etwas falsch mache oder mich nicht richtig verhalten habe. Das zieht sich wie ein roter Faden durch sämtliche Lebensbereiche. Mir fiel das erst auf, als ich im Tagebuch blätterte, dass es sich nicht nur bei der Arbeit zeigt, sondern immer wenn ich näher mit Menschen zu tun habe. Manchmal geht es mir auch ganz schlecht danach, wenn ich mit Menschen zu tun hatte, ganz minderwertig und klein und voller Scham bin ich dann.
Ist der Kontakt nur oberflächlich und der Inhalt nicht so wichtig, geht es mir besser. Einfach wenn es näher wird, dann wird es gefährlich.

Manchmal, wenn ich genug geistesgegenwärtig bin um mir den wahren Grund von der Kindheit vor Augen zu führen, nimmt die Angst etwas ab. Manchmal habe ich gute Tage, da ist sie nur wenig spürbar. Manchmal schlechte, wo ich bis ins Mark verunsichert bin und sehr angespannt. Dann bin ich auch nicht richtig in mir drin und versuche dann über den Körper, wie oben erwähnt, und Skills, z.b. Ingwerbonbon lutschen, wieder in mich rein zu kommen.

Zitat von Blackstar:

Ist das mit den Medikamenten, nicht besser geworden? Bei mir hat sich da schon einiges geändert, aber ganz weg ist es bei mir auch nicht und muß daran arbeiten.


Das hat bei mir mit den Medikamenten nichts zu tun. Die helfen nur beim Schlafen. Gegen meine sozialen Ängste habe ich keine Veränderung gemerkt. Aber mir ist das eigentlich alles egal, solange ich schlafen kann.

Zitat von Schlaflose:
Das hat bei mir mit den Medikamenten nichts zu tun. Die helfen nur beim Schlafen. Gegen meine sozialen Ängste habe ich keine Veränderung gemerkt. Aber mir ist das eigentlich alles egal, solange ich schlafen kann.


Ach so. Bei mir haben sich die Ängste halt soweit, dadurch gebessert, weil ich dadurch insgesamt entspannter geworden bin.
Davor war ich immer angespannt, wie eine Stahlfeder, wenn Menschen in meine Nähe kamen.
Schade, daß es bei Dir nichts direkt gegen die Ängste gebracht hat. Würde es gerade Dir wünschen, daß es weg geht!
Mir geht es auch so, wenn ich eine Weile wieder nicht mehr geschlafen habe, fühle ich mich insgesamt immer mieser.
Das geht dann immer schrittweise und mir hilft es auch sehr, wenn ich wenigstens halbwegs schlafen kann, schon dann
ist bereits viel gewonnen. Mir hat auch Vitamin-B sehr gut geholfen, darf das aber nur morgens nehmen, weil es mich
richtig wach und munter macht und damit an schlafen nicht zu denken ist. Ich finde es super, wie Du Dein Leben trotz
dieser Schwierigkeiten, richtig gut hinkriegst!

A


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Dr. Christina Wiesemann
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