Hi, Bilbo,
ich habe keine (nennenswerte) Verlustangst (ganz normal halt: wenn man jemanden liebt, möchte man mit demjenigen in der Regel länger als nur ein paar Minuten zusammensein, und man möchte nicht, daß Freunden etwas Schlimmes zustößt), sondern andere Ängste. Es ist wohl tatsächlich so, daß das probateste Mittel, seine Ängste einzudämmen, die ist, sich ihnen zu stellen.
Klar, es gibt Ängste und Ängste: Die einen sind begründet (defekte Hängebrücke, angerissenes Bungee-Jumping-Seil) die anderen unbegründet (sobald ich rausgehe, passiert notgedrungen was ganz, ganz Schlimmes: ich falle in Ohnmacht, irgendjemand spuckt mich an, etc., etc.).
Vor ein paar Wochen (Anmerkung: Ich habe seit ca. 20 Jahren Ängste) stellten sich - schieres Glück! - auf einmal Ängste nicht mehr ein (für ein paar Tage!). Diesen glücklichen Umstand habe ich dazu genutzt, mir eine psychische Speckschwarte anzufressen: Wenn - nach dieser angstfreien Zeit - (kleinere) Ängste kamen/kommen, dann warte(te) ich kurz ab: Wie fühle ich mich? Muß ich wirklich was tun, um den Ängsten auszuweichen/die innere Unruhe (durch Vermeiden/Korrigieren) zu dämpfen? Nach etlichen kleineren Angstsituationen (wohlgemerkt, die vorher ein großes Problem für mich waren!) kam dann irgendwann eine (ungeplante!) Konfrotation mit einer sehr großen Angst - ohne dieses Standhalten/Nicht (immer) Nachgeben bei (nun) kleinen Ängsten hätte diese große Angst in mir eine echte Panik ausgelöst, mir wohl (wie früher) den ganzen, zumindest aber den halben Tag verdorben! Dazu kam noch, daß ich gerade dabei war, zu einem lange geplanten, für mich wichtigen Treffen aufzubrechen!
Nur weil ich vorher trainiert hatte, konnte ich dieser großen Angst recht gut standhalten. Sicher, auch dieses Erlebnis war ausgesprochen stressig! Aber kein Vergleich zu früher!
Trainiere an weniger angstbehafteten Situationen bzw. wenn Du nicht unter Zeit-/Erfolgsdruck bist! Es lohnt sich!
Meine innere Festplatte programmiert sich neu, und ich merke es bei jedem neuen, erfolgreich bestandenen Angstsituation (also, wenn ich nicht oder nur ein wenig der Angst nachgab), daß es wieder klick gemacht hat. Die Ängste überrollen mich nicht mehr so wie früher.
Gut, ich bettele nicht nach Angst-Tsunami-Situationen, ich suche sie nicht aktiv auf. Aber ich weiß, daß, wenn sie kommen, ich nun weitaus bessere Karten habe, sie besser zu überstehen als früher. Wie Du hinsichtlich Verlustängsten trainieren kannst, das kann ich Dir leider allerdings nicht sagen. Vielleicht findet sich dazu noch jemand.
Du wirst immer Verluste haben im Leben. Je älter Du wirst, desto mehr Angehörige und Freunde wirst Du verlieren an den Tod. Und irgendwann stirbt man selbst. Das ist der Lauf des Lebens. Auch in einer Beziehung kann es vorkommen, daß der Partner eben einfach keine Lust mehr an der Beziehung hat und geht (jeder hat das Recht, eine Beziehung zu beenden, inklusive einer platonischen). Genieße, was Du hast, pflege Freundschaften und Beziehungen!
Lieber Gruß von
Meise