Zitat von Scholli1974: Ich muss leider auch gestehen, dass ich in der Anfangszeit die Therapie überhaupt nicht sinnvoll genutzt habe, da ich völlig falsche Erwartungen und riesige Zweifel daran hatte.
Ist ja egal. Du kannst das ja so ansprechen und fragen, ob und unter welchen Bedingungen eine Intensivierung notwendig oder möglich ist und sagen, was sich geändert hat, so wie Du es hier auch getan hast.
Zitat von Scholli1974: Und ja, auch die Emotionen spielten dabei eine große Rolle. Ich habe große Schwierigkeiten hier ein gewisses Gespür zu entwickeln, welche Emotionen gerade vorhanden sind, denn alles wird von der Angst überlagert.
Vielleicht bist Du unter dem Eindruck konfuser oder widersprüchlicher Erwartungen aufgewachsen, so dass Du das nicht lernen konntest. Kann man später nachholen.
Zitat von Scholli1974: Ich denke dazu würden mir ein paar Sachen einfallen. Aber was mache ich mit dem Wissen...
Erst mal annehmen und schauen, was es mit Dir macht. Eigentlich will man so jemand ja nicht sein und eigentlich möchte man das, was man sich auf Umwegen besorgen muss, so bekommen oder äußern dürfen.
Nur verurteilt man sich im nächsten Schritt oft dafür, das macht es dann wieder schwierig. Die oft enttäuschende, aber heilende Einsicht ist, dass man oft wie alle ist, was man, wenn man Angst hat, oft nicht sein will. Darum erst mal annehmen, was Dir einfällt und Dir selbst verzeihen, dass es so ist ... eben aus der Not geboren, man ist ja nicht freiwillig ein Mensch mit Angst.
Zitat von Scholli1974: Nunja es ist schon eher das Gefühl, dass es nicht so einfach gut sein kann, dafür dauert es einfach zu lange...
Kann sein, dann gilt es herauszufinden, woran es liegt. In einer Therapie merkt man gewöhnlich dass und wenn man Fortschritte macht, bei der VT in der Regel, weil man etwas kann, was vorher nicht ging, bei einer tiefenpsychologischen Therapie ist es eine Einsicht. Aber es gibt eben auch (unbewusste) Widerstände gegen die therapeutischen Einsichten, dann plätschert alles harmlos dahin, ohne dass sich etwas tut.
Oder Du weißt, dass Du genau bis hier hin willst (mit Deiner Angst) und nicht weiter, weil es Dir zwar einerseits schlecht geht, aber doch auch gut genug, so dass die Motivation mehr zu können nicht brennend ist.
Zitat von Scholli1974: Hab ich mir auch schon gestellt. Ich glaube ich würde die verlorene Zeit, in der ich nicht glücklich war bereuen. Vermutlich ist das auch ein Grund, weshalb ich jetzt nicht damit aufhören kann...
Versuch es dennoch mal, weil Reue der Aufbruch in eine neue emotionale Welt ist. Reue ist eine reife Emotion. Ich weiß nicht, ob es an der Stelle Reue ist. Was genau würdest Du bereuen, was hättest Du lieber anders gehabt, würdest Du beim nächsten Mal nicht mehr so machen? Könntest Du das näher fassen?
Zitat von Scholli1974: Ja, das wurde mir auch schon gesagt und würde ich auch unterschreiben. Aber auch hier gilt: Abstellen ist schwierig...
Auch hier ist es ausreichend das einfach wirken zu lassen und zu schauen, ob es stimmt und was das dann bedeuten würde. Eigentlich will man auch, wenn man Panik hat niemand sein, der andere zur Rücksicht zwingt und überhaupt ist andere zu brauchen, wenn man eine etwas narzisstische Note hat, ein unerträgliches Gefühl.
Als Kompensation wertet man sich daher gerne auf und sieht sich als großartigen Menschen, der zwar hier und da ein paar Defizite hat, aber im Grunde können die anderen froh sein, jemanden wie mich in ihren Reihen zu haben. Aber dicht an solchen Selbstidealisierungen sind Selbstentwertungen geparkt, die von Zeit zu Zeit durchbrechen und die sind richtig fies, vor allem kann man so nicht leben, die grandiose Fassade kann aber oft wieder errichtet werden und man betont bspw. ständig, wie toll man alles hinbekommt, gerade mit den zusätzlichen Schwierigkeiten der Angst, wer wäre man erst, wenn man die nicht hätte.
Also beispielhaft, das muss nicht genau so sein.
Ist die Ursache Deiner Angst eher ein bestimmtes traumatisches Ereignis oder ist es eine emotionale Verwahrlosung in dem Sinne, dass Du (und die Familie) vielleicht in funktionieren musstest (musste), weil vielleicht jemand verstorben ist, suchtkrank war oder Pleite ging oder die Eltern ihre Karriere in den Mittelpunkt gestellt haben? Kurz, die Bedürfnisse des Kindes, das Du warst, wurden nicht berücksichtigt. Das führt dann u.a. dazu, dass man nicht lernt seine Emotionen zu sortieren.
Zitat von Scholli1974: Für was?
Für den nächsten Schritt, wie Du richtig gemerkt hast.
Solltest Du eher etwas narzisstisch sein, ist Tiefenpsychologie vermutlich besser, weil Du ansonsten nur an den Symptomen herum schraubst. Was in dem Fall jedoch anstünde, wäre eine Erweiterung der (eigenen Erzählung über die eigene) Persönlichkeit. Die ist bei allen zu geschönt, bei manchen noch etwas mehr und wenn die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit (aber öfter als man denkt, zwischen den eigenen idealen Erwartungen an sich selbst) zu groß ist, kann es zur Errichtung einer grandiosen Fassade und gelegentlichen Einbrüchen der gefühlten Kleinheit und Nichtswürdigkeit kommen. Da die Psyche ein kompliziertes Biest ist, kann sich das eben auch in der Vorstellung manifestieren, dass die eigenen Symptome therapieresistent sind, egal was die anderen da auffahren.