@Lunaa
Meine Erfahrung dazu:
Vor, ganz grob geschätzt, 5 Jahren konnte ich selbst die Wohnung nicht mehr verlassen. Ich kann es nicht benennen, vor was ich genau draußen Angst/Furcht hatte. Es war einfach schlicht ein gnadenloses Angstgefühl. Insbesondere Einkaufen war absolut nicht mehr möglich. Wobei ich es hier näher benennen kann.
Die Zeit im Supermarkt, welche ich drinnen brauche, um ganz hinten rasch die Lebensmittel in die Hand zu nehmen und dann die lange Zeit an Platz 6 in der Kassenschlange das hatte wohl den Hintergrund, dass es eine Situation ist, aus der ich nicht, aktiv und selbstbestimmt, innerhalb von Sekunden hätte, in alle Richtungen, flüchten hätte können.
(Aus Scham?) mich nicht getraut Freunde zu bitten für mich einkaufen zu gehen. Lebensmittel waren dann irgendwann aufgebraucht, ja, auch die Vorratsdosen. Monatelang Wasser sowie Nudeln mit Öl und Pulvergewürz zu mir genommen.
Hab dann zu meinem Glück eine tiefenpsychologische Therapie bei einem psychologischen Psychotherapeuten begonnen (um überhaupt zu den ersten Sitzungen gehen zu können vorher jeweils eine Benzo genommen) Seine Praxis ist im obersten Stockwerk ohne Aufzug.
Er hat mir den Ablauf der systemischen D. erklärt, welche ich dann, Stück für Stück, tgl. angewand habe. In den Sitzungen selbst sind wir parallel (tiefenpsychologisch) an den damaligen Auslöser für den massiven neuerlichen Ausbruch meiner Angsterkrankung ran gegangen und eben auch, was bei mir dahinter steckt (Erfahrungen in meiner Kindheit/Jugend), also analysiert und dann angegangen, insbesondere hinterfragt, ob es so ist, was ich als Glaubenssätze so sehr in mir manifestiert habe.
Bin heute noch unendlich dankbar dafür, dass er so genial als Therapeut zu mir gepasst hat (nach vorherigen eher neutralen bzw. sinnlosen Erfahrungen mit Therapeuten), dass er mich bei der Hintergrund-Auflösung so gut begleitet hat und auch, dass er mich auf die system. D. Gebracht hat.
In dieser Zeit habe ich auch mein Medikament über meinen Psychiater gewechselt. Von daher kann ich nicht abschließend zuordnen, was überhaupt und wenn ja, zu wie viel Prozent an Anteil jede dieser Maßnahmen bei mir zur Besserung führte.
Eine genaue Zuordnung ist auch unmöglich, da es damals nicht kurz plopp gemacht hat und ich fröhlich pfeifend an der Brottheke bei Kaufland (2. Stock ganz hinten) stand. Rückblickend betrachtet kann ich mich an die Besserung, wann wie, etc. nicht erinnern...vermutlich zu tibbeligklein gewesen. Kann ja nur den Zustand von damals vor dem ersten Termin beim Psychologen und sagen wir ein Jahr später betrachten.
Für mich ist es absolut unwichtig, dass ich das nicht herausbekommen werde. Aber ich bin mir sicher, dass, sollte es bei mir wieder losgehen, ich unverzüglich o. g. Einzelteile für mich nutzen. Die Tabletten nehm ich immer noch. Die Adresse des Psychotherapeuten und seine Telefonnummer könnte ich im Schlaf aufsagen und meinen individuellen Plan (systemische D.) würde ich dann umgehend erst mal aufschreiben und dann umgehend beginnen.
Nun zum Punkt, welcher euch ggf. hilfreich sein könnte:
Allgemein war für mich wohl auch hilfreich, mir anzuschauen, was will mir Angst sagen und, rein rational betrachtet, was würde ich als Angstzentrum bzw. mein Unterbewusstsein sagen bzw. wie würde ich reagieren, wenn ich in flooding-aktionen gedrückt werden würde (dann zwing dich halt) oder aber mit (sanfteren, aber kontinuierlichen) system. D. Aktionen.
Zweiter allgemeiner Hinweis zu den verlinkten Artikeln. Ich persönlich kann jetzt gar nichts mit Entspannungsmethoden anfangen. Daher hab ich den Teil weggelassen.
Viel wichtiger/hilfreicher fand ich die Hauptschritte an sich für mich. Also falls ihr auch so tickt an dem Punkt wie ich, bitte nicht an dem Punkt die Methode gleich für sinnlos erachten. Ich hatte den Vorteil, dass ich damals mich an die Anweisung meines Therapeuten gehalten habe, von Jacobsen, etc. nicht gesprochen wurde und ich damals keine Artikel dazu gelesen habe.
Im Groben bei mir: Größte Katastrophe wäre gewesen, ich muss spätestens in 3 Tagen an besagte Kaufland-Brot-Theke. Ein Schritt niederer: Rewe. Schritt drunter: Rewe um 21.00 h während die dr. Fussball-Nati spielt...usw
Beim ersten Austausch darüber mit meinem Therapeuten sagte ich ihm, dass ich mir ja noch nicht mal vorstellen kann, vor die Tür zu gehen. Antwort von ihm entspannt mit einem Lächeln): Na dann beginnen sie einfach damit, dass sie aus dem Fenster sehen!
Wichtig ist dabei wohl, dass ich erst mal nüschde muss Punkt. Wichtig sind ebenfalls regelmäßige Wiederholungen. 3 x Fenster schauen tgl. und es auch betrachten bzw. wohlwollend in Gedanken nach betrachten. Erst steigern wenn da eine gute Beruhigung vorhanden ist. Steigerung: ganz kurz vor die Tür nachts um 2.00 h, wegen der Nachbarschaft)...Nicht ungeduldig werden.
Steigerung bei mir war dann irgendwann mal um den kleinen Späti schleichen, als kein Kunde drinnen war rein, viele, viele Dosen hamstern bezahlen (stimmt so) und raus. Ab da dann kein Muss-Druck für 3 Wochen mehr. Allerdings dann tgl. 3 x dort hin und immer mal nen Apfel, etc. gekauft (wenn ichs schaffe, lecker, wenn nicht...nichts passiert, Äpfel werden eh überbewertet!).
Steigerung: Apfel dort kaufen, wenn ein Kunde drinnen an der Kasse mit einer Flasche Cola steht..usw
Ein entscheidender Tipp von meinem Therapeuten war auch...(um diesen Muss-Druck zu nehmen) auf dem Weg dorthin, egal welche Stufe: Wenn der Angstdruck aufkommt sofort stehen bleiben PUNKT! Eine Zeit verharren, sagen wir 5 Minuten, sich gut zu reden, ich muss da heut nicht rein, Äpfel werden eh zu überb. (ach hatte ich schon geschrieben). Jetzt, wie ist es jetzt mit der Angst...ist genau so stark da...ABBRUCH PUNKT und ohne Hektik ab nach Hause (wo ich und mein Unterbewusstsein sich sicher fühlen) und überhaupt, morgen ist auch noch ein Tag.
Allerdings dann bitte nicht 5 Tage pausieren, etc...lieber einen Schritt geringer ansetzen (schon nach einem kürzeren Weg nach den 5 Minuten gelassen abbrechen) als zu Hause bleiben.
Ich habe sicherlich einiges vergessen. Hoffe aber, dass das Meerschweinchen-Maus- bzw. Flugzeug-Beispiel, ich, für eure und meine damalige Situation angepasst, verständlich übersetzt habe.
21.06.2019 11:53 •
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