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Hallo zusammen,

bislang war ich stiller Mitleser, habe mich aber dazu entschlossen, mich hier aktiv zu beteiligen. Denn einige Beiträge haben mir in der Vergangenheit schon geholfen und evtl. kann ich dies ja zurückgeben.

Kurz zu mir: Ich bin 33 Jahre jung und leide seit ca. 10 Jahren an Angst- und Panikattacken.

Ausgelöst durch eine sehr schwierige Beziehung (meine damalige Freundin), traf es mich bei einem der zahlreichen und fast täglichen Streitigkeiten wie aus heiterem Himmel: Ich bekam keine Luft mehr, stand neben mir und spürte eine unbekannte Bedrohung. Im Laufe der Zeit verschlimmerte sich das so sehr, dass ich kaum noch nach draußen konnte. Ich fühlte mich unwohl in der Sonne, hab eines Tages sogar den vollen Einkaufswagen in der Schlange des Supermarktes stehen lassen. Danach habe ich die Wohnung 2 Wochen nicht mehr verlassen. Ich stellte mich bei diversen Ärzten vor, welche leider nur allzu schnell den Rezeptblock zückten. Da ich mein Problem (ich wusste ja inzwischen, dass es Kopfsache war) gerne ohne Medikamente lösen wollte, beschloss ich eine Verhaltenstherapie zu beginnen. Diese half mir soweit auch ganz gut, denn der erste Punkt auf der Liste war, mich von allen belastenden Dingen zu trennen. Und das war in dieser Zeit ganz klar meine Beziehung zu einer anderen Person.. Eine sehr schwere Zeit für mich, denn zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, das ich meinen damals 1-jährigen Sohn bis heute nur noch 2-3 mal sehen würde..
Bis dato hatte Alk. in meinem Leben auch keine große Rolle gespielt. Sicherlich, hier und da mal an einem Wochenende 1-2 oder auch 3 B., aber nichts was mich eingeschränkt oder mir Probleme bereitet hat. Das war im Jahr 2006.

Heute kämpfe ich hin und wieder noch mit den alten Mustern. Ich konnte damals teilweise ein bestimmtes Stück Autobahn nicht befahren, an dem es keinen Standstreifen gab. Sofort bekam ich Atemnot, fing an zu zittern und spürte schlicht die pure Panik in mir. Das habe ich dann durch hartes Training wieder in den Griff bekommen. Auch wenn mir hier und da bei Stau, unbekannten Strecken ect. manchmal noch ein bisschen mulmig wird. Immerhin bin ich mit meiner Freundin, mit der ich seit knapp 7 Jahren eine super harmonische Beziehung führe, mit dem Auto von Hessen aus an die Holländische Küste gefahren

Das Fliegen macht mir allerdings noch ziemlich zu schaffen. Ich bin in meinem Leben sicherlich schon 15,16 mal geflogen und vor den PA war dies auch nie wirklich ein Problem. Klar, der Mensch gehört auf den Boden und ich denke, keiner fühlt sich in einem Flieger 100% wohl. Leider habe ich heutzutage schon vor dem Abflug eine gehörige Portion Angst, was sich dann zum Check-In bis zur Panik hochschaukelt. Kurz nach dem Start pendelt sich das zwar etwas ein, ist aber trotzdem sehr anstrengend für mich. Vor allem wenn ich eigentlich schon in Kisten gepackte Verhaltensmuster beobachte, wie Puls fühlen, ständig nervös um mich schauen und mich nicht auf einen Punkt fixieren zu können. Sehr gerne würde ich da entspannter an die Sache gehen.

Hat jemand von Euch ein ähnliches Problem? Und wie sind Eure Methoden, Euch vor/während dem Flug zu entspannen? Nicht ablenken, denn die Angst soll man ja bewusst wahrnehmen und akzeptieren.

Die Panik im Alltag trifft mich in der jetzigen Zeit eher selten, jedoch genau heute ein klein wenig, da ich gestern mit Freunden weg war und sicher 6-7 Becher B. hatte.. Und im Gegensatz zu früher (vor den PA) habe ich keinen normalen Kater, sondern fühle mich auch unruhig, angespannt. Und leider führte die Trennung von meinen Kindern auch an Tagen wie Vatertag dazu, dass ich morgens mit dem Gefühl aufwache, es hätte am Vorabend auch ruhig 1-2 B. weniger sein dürfen. Damit fühle ich mich nicht mehr wohl und werde auf unbestimmte Zeit keinen Alk. mehr konsumieren. Abgesehen davon, dass sich dies auch auf der Waage günstig auswirkt (93Kg bei 1,81m).

Als Jugendlicher habe ich mehrere Jahre Vereinsfußball gespielt. Heute mache ich so gut wie gar keinen Sport mehr.
Durch das Herzrasen bei den PA (damals praktisch bei jeder PA, heute kaum noch) habe ich durch das ständige Puls/Blutdruckmessen, den zahlreichen Aufenthalten in der Notfallambulanz ect. auch eine gewisse Art von Herzphobie entwickelt. Ich habe mich natürlich mehrfach durchchecken lassen und außer einem Rechtsschenkelblock bin ich am Herzen gesund. Nur mag das mein Kopf noch nicht so ganz umgesetzt haben. Teilweise habe ich vor einigen Jahren Kraftsport betrieben, allerdings wurde mir (wahrscheinlich durch eine falsche Atmung) ab und an schwindelig/mulmig bei den Übungen, sodass ich auch recht zügig das Studio verlassen musste, bis ich schließlich gar nichts mehr gemacht habe. Und dieses Vermeidungsverhalten habe ich ehrlich gesagt auch satt.

Hier Zuhause haben wir einen Hometrainer stehen und ich denke, dass ich bald wieder anfange, etwas zu radeln. Mir fehlt die Bewegung, aber solange wie ich schon die PAs habe, war ich auch Sporttechnisch mehr oder weniger untätig. Und das kann nicht sein, schließlich bin ich ja jung und (vermeintlich) gesund.


Habt Ihr das Gefühl, dass Euch Sport als Positiver Gegenspieler zur Panik-/Angststörung bewiesen hat?


Es wird noch einiges an Arbeit sein, aber ich bin guter Dinge, dass ich eines Tages hoffentlich weitestgehend Panik- und Angstfrei leben kann. Auch wenn man ja liest, dass man davon nie wirklich ganz befreit ist. Dieses unbeschwerte Leben bzw. denken, wie ich es mal davor hatte, kenne ich in dieser Form ja gar nicht mehr. Ohne ständig in sich hinein zu horchen. Und wenn ich das ziehen im Bauch merke, weiß ich schon, dass gleich wieder ne Portion Adrenalin auf dem Weg ist

Aber ich gehe natürlich meinem Beruf nach, treffe mich mit Freunden, und ja: Meine Freundin und ich besuchen auch Konzerte. Auch wenns mir dabei nicht immer gut geht. Aber manchmal glaube ich zu spüren, dass ich mit der Und jetzt erst recht..! Taktik gewisse Erfolge erzielen kann. Meine Freundin weiß übrigens über meine Last bescheid und unterstützt mich wirklich super.

Medikamente nehme ich z.Zt. Morgens jeweils 1x Lasea und 450mg Laif 900.. Also nichts wirklich wuchtiges, allerdings habe ich das Gefühl, dass gerade Lasea mich doch etwas ruhiger macht bzw. diese Grundspannung nimmt.

Momentan bin ich seit einem halben Jahr wieder in Therapeutischer Behandlung (gleiche Therapeutin wie damals). Die Termine haben wir mittlerweile auf 1x pro Monat gestreckt, es klappt soweit wieder besser.

Das war jetzt ein bisschen was zu mir.

Ich würde mich freuen, von Euch zu hören.

Viele Grüße,
Rainer

14.06.2015 16:20 • 31.07.2015 #1


2 Antworten ↓


Hallo Rainer,

also mir hilft Sport meistens sehr gut. Am besten eigentlich Radfahren, da kann ich ordentlich in die Pedale treten Danach bin ich entspannt und kann gut schlafen.

Ich bin auch mal gespannt ... in 4 Wochen fliege ich für eine Woche nach Irland und hoffe, daß ich nicht zuviel Angst vor dem Fliegen habe. Ich bin gefühlt auch schon 100x geflogen, aber trotzdem bin ich bei Start und Landung immer aufgeregt.
Naja, und seitdem ich Anfang des Jahres meine Angststörung wieder aufgetaucht ist, mache ich mir halt Gedanken.

Aber: alles wird gut !

Schöne Grüße
Oela

Hallo Oela,

ich merke auch, dass der Sport für mehr Ausgeglichenheit sorgt, was in unserer Situation sicherlich nicht verkehrt ist. Nächste Woche Mittwoch gehts los und noch bin ich ungewohnt ruhig. Vielmehr freue ich mich darauf, endlich wieder mal was anderes zu sehen. Keine E-Mails, kein Telefon oder sonstiges. Einfach nur entspannen und die Seele baumeln lassen.

Ich hoffe, Dein Flug war gut und Du hattest einen schönen Urlaub?

Gestern waren wir auf einem Polterabend und die Nachwirkungen spüre ich noch etwas Und ja, ich merke den Schwindel, danach einen leichten Anflug von Unruhe, aber ich habe es im Griff. Die Arbeit lenkt dabei auch etwas ab.

Viele Grüße,
Rainer





Dr. Reinhard Pichler
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