App im Playstore
Pfeil rechts
2

Hallo,
mag sich hier vielleicht jemand gezielt über das Thema DP/DR austauschen? Bin leider langjähriger on-off-Betroffener. Die Symptome sind nie ganz weg, lassen mich aber meistens ganz gut leben. Ich bekomme nur gefühlt ca. alle 7-10 Jahre (kein Witz, das ist jetzt schon das dritte Mal in diesem Zeitabstand) eine tiefe Krise, in denen die Symptome dann unerträglich werden und mich massiv im Leben einschränken - im Augenblick ist leider wieder so eine Phase.

Bei mir äußert sich das ziemlich klassisch, glaube ich. Ich entkopple dann von meiner Persönlichkeit, also Hobbies/Interessen (Lieblingshobbies kommen mir fremd vor, so als wäre das gar nicht meins), Lebensumstände (Studium - ich WEISS, dass ich studiere, aber es fühlt sich nicht so an, als sei das wirklich Teil meines Lebens), emotionale Taubheit (z.B. Partnerin). Insgesamt fühlt es sich an, als würde die Verbindung zwischen mir und der Umwelt irgendwie umgeleitet, wie in eine Verarbeitungsmaschine, bevor ich die Welt dann wahrnehme. Als schickt meine Psyche mein Erleben erstmal durch einen Filter, bevor es bei mir ankommt. schwer zu beschreiben. Dadurch entsteht dann aber das klassische Gefühl, alles passiert im Traum oder es passiert real eben gar nicht. Verstärkt wird das dann, wenn ich keine vertraute Person in meiner direkten Gegenwart oder im direkten Zugriff habe.

Kann damit jemand was anfangen?
Würde mich über Antworten freuen!
Danke und LG, asdus

18.09.2021 10:48 • 25.06.2022 #1


9 Antworten ↓


Jap kenn ich absolut. Wenn ich alleine bin verstärken sich die Symptome und Fragen wie wer bin ich, was mache ich hier und was ist eigentlich das hier.
Fühlt sich fast schon an wie ein Zwangsgedanke der sich immer wieder aufdrängt.

A


Schlimme DP/DR - Austausch

x 3


Bei mir geht's im Moment sogar einen Schritt weiter. Wenn ich alleine bin, weil die Freundin ins Büro ist oder auch nur 2 Stunden zum Sport geht, fühle ich mich, als wenn ich gar nicht existiere und mein Leben gar nicht mehr stattfindet, so als definiert sich mein Ich über einen anderen vertrauten Menschen in meiner Gegenwart...das ist echt gruselig und verursacht in der Situation krasse Ängste, und natürlich hab ich auch während ich nicht alleine bin dauernd Panik, ich könnte ja bald wieder alleine sein müssen...

Ich muss dazusagen, dass ich 41 bin und eigentlich ein erfolgreiches Berufsleben hatte die letzten 20 Jahre. Aber im Moment schießt mich das völlig aus dem Leben, ich verbringe 98% meiner Zeit in der Wohnung und erledige nur das nötigste draußen...an Öffis, alleine irgendwohin autofahren oder ähnliches ist gerade gar nicht zu denken.

Zitat von LERNWILLE:
Jap kenn ich absolut. Wenn ich alleine bin verstärken sich die Symptome und Fragen wie wer bin ich, was mache ich hier und was ist eigentlich das hier. Fühlt sich fast schon an wie ein Zwangsgedanke der sich immer wieder aufdrängt.


Hast du irgendwelche Techniken/Skills, die IRGENDWIE positiv Einfluss darauf nehmen? Hast du die Symptome durchgehend, oder schwankt das bei dir über den Tag?

Zitat von asdus:
Hast du irgendwelche Techniken/Skills, die IRGENDWIE positiv Einfluss darauf nehmen? Hast du die Symptome durchgehend, oder schwankt das bei dir ...


Es kommt und geht immer wieder. Beeinflussenden kann ich es eher schlecht. Das einzige was ein wenig unterstützt ist sich selbst zu sagen, mach dein Ding und ich warte einfach bis du wieder aufhörst.

Zitat von asdus:
Bei mir geht's im Moment sogar einen Schritt weiter. Wenn ich alleine bin, weil die Freundin ins Büro ist oder auch nur 2 Stunden zum Sport geht, ...


Du findest sehr wohl statt, nur dein Fokus liegt halt zu 100 Prozent darauf und das macht es so nicht existent

Ich habe die DP/DR eigentlich immer, aber normalerweise nur ganz mild. So dass ich es gar nicht merke, außer, ich konzentriere mich darauf, oder ich müsste mich in meiner stärksten Ängste begeben. Fliegen zum Beispiel. Das würde normalerweise dann einen Schweren DPDR-Anfall auslösen.

Ich hatte aber auch schon zweimal so eine Art Krise/Zusammenbruch, einmal 2013 und einmal jetzt dieses Jahr im Mai (und diese Krise hält auch immer noch an). 2013 fing es mit dauernden Panikattacken an, und ich musste sogar in die Klinik (zumindest glaubte ich das damals). Dort ist es dann aber erst so richtig bergab gegangen, vermutlich weil man mich dort mit dem Behandlungskonzept total überfordert hat und niemand das Fingerspitzengefühl hatte, mich mal etwas behutsam aufzuklären, was mit mir gerade so abgeht. Dadurch bin ich in einen krassen DPDR-Zustand gefallen und dort 2 Monate lang nur panisch leidend die Flure auf und ab gelaufen bin. Ich hatte so schlimme DPDR, dass es sich so angefühlt hat als könnte ich jederzeit in eine völlige Dissoziation rutschen, so eine Art Wachkoma. Ich erlebe alles, kann aber nicht mehr darauf reagieren. Der Zustand ist zwar nie eingetreten, aber ich glaube ich habe mich durch meine Ängste zu der Zeit immer wieder selbst neu traumatisiert. Ich war an einem Punkt wo ich dachte, normales Leben geht nicht mehr. Ich brauche betreutes Wohnen für psychisch Kranke, und dann halt das beste draus machen.

Nach 3 Monaten Klinik und 2 Monaten Tagesklinik habe ich mich aber langsam wieder erholt, selbst dieser schlimme Zustand, der sich absolut für immer angefühlt hat, ist wieder verschwunden. Wie oder wodurch, weiß ich leider nicht. Ich hab damals auch extrem viele Medis eingenommen. Venlafaxin, Cipralex, Risperdal, Pregabalin, Valdoxan, Dipiperon, Tavor...und auch da hab ich keine Ahnung, ob IRGENDWAS davon überhaupt zur Genesung beigetragen hat...

Jetzt bin ich seit Mai wieder in so einer krassen Krise, ziemlich ähnlicher Ablauf, erst Panik und Ängste, dann irgendwann DPDR. Klinik war nicht nötig bisher, vielleicht weil ich einfach weniger tief in diese Spirale rutschen konnte, weil ich einfach viel mehr über meine Zustände weiß, als damals.

Mich würde auch interessieren, ob es hier noch andere gibt, die ähnlich hart von DPDR aus dem Leben gerissen wurden, oder ob es bei euch nur unangenehm ist (und das soll den Leidensdruck nicht verharmlosen!)...

LG, asdus

Zitat von asdus:
Ich habe die DP/DR eigentlich immer, aber normalerweise nur ganz mild. So dass ich es gar nicht merke, außer, ich konzentriere mich darauf, oder ich ...


Aus dem Leben gerissen bin ich eben auch und bin seit 4 Wochen arbeitsunfähig. Genau diese Zustände die du beschreibst habe ich auch. Es ist wie ein Traum aus dem man nicht wach wird. Die Tage verschwimmen und man hofft das es einfach irgendwann aufhört. Man muss sich immer nur wieder klar machen, dass das kein Zustand für immer ist. Ich glaube dein jetziger Zustand ist nicht so schlimm wie beim letzten Mal, weil du eben weißt, dass es dich nicht tötet oder verrückt macht, sondern lediglich Scheer zu ertragen ist.

Ich hab halt echt mit diesem kein Zustand für immer ein Problem. Ich weiß ja aus eigener Erfahrung dass ich auch das letzte Mal da rausgekommen bin. Nur eben nicht wie oder wodurch. Ist es von alleine wieder verschwunden? Wie eine Erkältung? Oder hab ich die richtigen Hebel bedient? Keine Ahnung.

Was wenn die Symptome mir/uns etwas sagen wollen? Und erst verschwinden wenn wir verstanden haben, was sie sagen wollen? Ich hab genügend emotionale Baustellen in Vergangenheit und Gegenwart, nur dachte ich eben, die kenne ich alle und keine davon ist so schlimm, dass sie meinen Zustand rechtfertigen würde...

Ich erkenne mich hier sehr gut wieder!
Bin jetzt seit etwa 4 Monaten mehr oder weniger Arbeitsunfähig deswegen. Hatte immer wieder Phasen wo es mir relativ gut ging und plötzlich wieder einen Rückschlag. Ich war auch schon mehrmals wieder arbeiten und merkte wie gut mir die Arbeit tat, plötzlich wieder ein Rückschlag wie aus dem nichts.
Nahm jetzt für 4 Monate Venlafaxin in verschiedenen Dosierungen ein, merkte aber, wenn die Dosis zu hoch war, wurde es noch schlimmer. Jetzt nehme ich seit 4 Tagen Cipralex und die Venlafaxin gar nicht mehr.
Bin jetzt seit einigen Tagen wieder in einem Loch, womöglich auch durch den Tablettenwechsel.
Bin aber dennoch positiv gestimmt, dass die Tabletten jetzt besser wirken, aber das geht hald leider nicht so schnell.
Ich mach so eine Phase jetzt zum 3. Mal in meinem Leben durch und weiß auch, dass es wieder vorbei geht, jedoch war es so stark und lange wie zurzeit noch nie...
Bin teilweise auch schon sehr Verzweifelt und man glaubt dann einfach oft damit für immer leben zu müssen, sich quasi fremd im eigenen Körper zu fühlen und dass sich alles so unreal anfühlt. Ist aber nicht so...
Alles was ich zurzeit mache, mach ich nur mit großer Überwindung und teilweise würde ich am liebsten sofort wieder fliehen aus den den Situationen z.B. Supermarkt, Autofahren,...
Auch zum Spaziergang mit meinem Hund muss ich mich extrem zwingen und was mir dann noch zusätzlich extrem zu schaffen macht ist dann die extreme Hitze...
Wie geht es euch jetzt?
LG

A


x 4






Dr. Christina Wiesemann
App im Playstore