Zitat von Frittensauce: Ja, ich wollte über Religion sprechen und über die für mich wichtige Frage, was echte Religion ist und was eine religiöse Angst.
Das sind
zwei Fragen. Die zweite baut auf der Antwort auf die erste Frage auf. Somit sollte der Fokus (erst mal) auf Frage 1 liegen:
Was ist
echte Religion?
Ich glaube, allein darüber könnte man ein Dutzend wissenschaftliche Bücher lesen und zusätzlich noch Dutzende aus den jeweiligen sogenannten Religionsrichtungen. Man kann auch den kürzeren, oberflächlicheren Weg gehen und Wikipedia befragen.
Aber das Entscheidende ist doch: was bedeutet
mir (m)eine Religion?
Bei theistischen Religionen bedarf es m. E. eines persönlichen Bezugs zu dem jeweils so genannten Gott - wie er auch immer genannt wird. Hier stellt sich bereits die Frage: Wie kam dieser Bezug zustande?
Als ehemals katholisch erzogener Mensch hatte ich in jungen Jahren sehr ähnliche Probleme mit meiner sündigen Veranlagung und musste mich ziemlich qualvoll daraus befreien. Heute verstehe ich, dass es mir nicht darum ging, Dinge tun zu dürfen, die mir eigentlich verboten waren, sondern letztendlich darum, den Konflikt zwischen Gott und Satan (Gut und Böse) aufzudröseln, was mir letztlich auch gelang.
Für
mich sind Religion (und übrigens auch Philosophie) Möglichkeiten, ein gutes Leben zu führen. Und zwar gut in ganzheitlicher Hinsicht, nicht nur aus Sicht des jeweiligen religiösen Lehrgebäudes. Und dabei gehe ich, wie z. B. @Reconquista schon öfters auch in anderen Threads angedeutet hat, vorwiegend danach, wie sich mein Verhalten (in Gedanken, Worten und Taten) unmittelbar auf mein Erleben auswirkt. Diese Gegenwärtigkeit finde ich maßgeblich und die Bewertungsskalen sind auch nicht in Stein gemeißelt. Denn ich stelle immer wieder fest, dass ich manche Bewertungen bislang z. B. zu dominant oder zu nachlässig werden ließ. Manche stellten sich auch als falsch oder unbrauchbar, wenn nicht gar überflüssig heraus.
Ich will damit sagen:
Dein Erleben sollte der Maßstab sein dafür, ob Du gerade heilsam lebst oder eher weniger. Aus meiner Erfahrung ist die Angst vor einer Strafe (Hölle) zwar eine Möglichkeit der Moralprovokation, aber wohl nicht unbedingt die beste. An einen Himmel oder eine Hölle muss ich letztendlich
glauben. An die unmittelbare Folge meines Verhaltens nicht - die
erlebe ich täglich!
Zitat von Frittensauce: Versteht ihr die Frage? Offensichtlich ist am wichtigsten, dass man ein guter Mensch ist, aber man soll auch nichts machen, das verboten ist.
Soll man oder
willst Du? Sollte es einen Gott geben - worüber wäre er mehr zufrieden: über jemanden, der ängstlich seine Regeln befolgt oder über den, der aus achtsamer Überzeugung ethisch sauber lebt?
Um diese Überzeugung zu erlangen, muss man m. E. seine leidvollen Erfahrungen machen und die Folgen überdenken. Und genau das tust Du hier gerade, indem Du darüber reflektierst. Das nenne ich
wirk-lich eine gelebte Religion!
Zitat von weyoun: Ich finde, es geht nicht nur um die Handlung an sich, sondern auch um die Intention dahinter.
Prägnanter kann man es wohl kaum ausdrücken.