Hallo Fallen Angel,
bei einer Verhaltenstherapie (VT) wirst Du - wie bei jeder Therapie - erstmal schildern, was Dein Problem ist, und Ihr (Therapeutin und Du) werdet Euch darauf einigen, was bearbeitet bzw. verändert werden soll.
Dann wird die Therapeutin Dir erklären, wie Deine Symptome zustande kommen - den sog. Angstkreislauf. VT versteht sich nämlich als Hilfe zur Selbsthilfe und will die Patienten zu Experten ihrer Krankheit machen. Du lernst, was in Deinem Verhalten, Deinem Denken und vielleicht auch in Deinem Umfeld dazu beiträgt, dass die Symptome bestehen bleiben oder überhaupt auftreten. Dann geht es darum, wie Du mit Deinen Symptomen besser umgehen kannst als Du es jetzt vermutlich tust. Ggf. lernst Du auch Entspannungstechniken oder bekommst sie zumindest empfohlen. Das sind sozusagen die drei Punkte, an denen die VT ansetzt:
1. Entspannungstechniken wie PME oder auch Atemtechniken (gegen Hyperventilation), um den Anspannungspegel generell zu senken und um der Angst etwas entgegen setzen zu können.
2. Konfrontationsübungen: Nach und nach wirst Du Dich mit Deinen Ängsten konfrontieren, u.a. angstbesetzte Situationen aufsuchen, damit Du die Erfahrung machst, dass die Angst abnimmt und dass Deine befürchteten Katastrophen nicht eintreten. Wenn Dir das allein zu schwer fällt, ist es durchaus üblich, dass Dich die Therapeutin zumindest am Anfang begleitet.
3. Kognitive Therapie: Die Angst entsteht zu einem großen Teil dadurch, dass man sich automatisch die größten Katastrophen ausmalt. Dabei geht man selten logisch korrekt vor, d.h., die Phantasie hat wenig mit der (sogar schlimmsten) Realität zu tun. Das wird in der kognitiven Therapie hinterfragt, und Du trainierst, Dir selbst hilfreiche und realistische Dinge zu sagen bzw. vorzudenken. Wenn Du z.B. dazu neigst, sowas zu sagen wie Nie schaffe ich etwas!, dann würde man schauen, welche Grundlage Du hast, so etwas zu sagen. Ob nie wirklich nie ist...
Meine VT liegt lange zurück und war, was die Agoraphobie betrifft, auch schnell sehr erfolgreich. Trotzdem hat sie mir geschadet, denn ich habe dort eine Zwangsstörung entwickelt. Das lag bei mir aber definitiv an einem Therapeutenfehler, wie die Therapeutin später auch mal zugegeben hat. Sie hat mich massiv unter Druck gesetzt, die Konfrontationen zu machen, und hat mir quasi mit Verschlimmerung gedroht. Meine Motivation war daher immer nur Angst vor der Verschlechterung, nie Hoffnung auf Besserung... Mach mir das einfach nicht nach. Wenn Dir die Therapeutin nicht sympathisch ist, hab' keine Scheu, Dir jemand anderen zu suchen. Es ist wichtig, dass die Chemie stimmt. Und denk' dran, Du erteilst letzten Endes den Therapieauftrag. Dir gegenüber sitzt ein Dienstleister, wenn auch der speziellen Art...
Zu den Medikamenten:
Antidepressiva machen nicht abhängig - im Sinne einer stoffgebundenen Sucht. Man muss sie allerdings langsam absetzen, da sie Absetzsymptome verursachen können. Ich nehme zur Zeit ein Antidepressivum, bin also offensichtlich grundsätzlich dafür. Aber: Was wirkt, hat immer auch Nebenwirkungen. Daher würde ich es zunächst ohne probieren und nur wenn die Erfolge allzu schwer fallen oder zu lange auf sich warten lassen oder die Symptome (Dir persönlich!) zu schlimm werden, dann würde ich zum AD greifen. Dieses dann aber unbedingt vom Facharzt verschreiben lassen.
Liebe Grüße
Christina
11.04.2008 11:18 •
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