@ Freisein
Hallo Freisein,
Zitat:ich hab das noch von Pessimisten drin: lieber kleine Ziele setzen, die erreichbar sind, anstelle von großen,
die nie erreicht werden können.
Deine Aussage hat für mich eine wichtige Bedeutung. Ich sehe das überhaupt nicht so, dass das für Pessimisten
gedacht ist. Ich finde, das gilt für jeden.
Nur neben dieser Aussage, sollte auch jeder ein oder mehrere große Ziele verfolgen.
Große Ziele sind z. B, wie ehrlich man durchs Leben gehen will, wie fair man mit anderen Menschen umgeht, wie hilfsbereit
man sein möchte, wie rücksichtsvoll man sein möchte, welchen Stellenwert man seinen eigenen Ängsten gibt und vor allem,
welche Bedeutung man seiner gefühlsmäßigen Zufriedenheit gibt und welche Bedeutung Geld und andere materielle Dinge haben.
Aus Deinen großen Zielen kannst Du dann sehr leicht ganz viele kleine Ziele für Dich herauslesen.
Zitat:Du schreibst, (gemeinsam) auf ein Ziel hinzuarbeiten, mit Menschen die dasselbe wollen, dadurch entstände Zufriedenheit.
Menschen suchen Menschen, von denen sie glauben, verstanden zu werden.
Dies beruhigt und macht damit auch zumindest vorrübergehend zufrieden. Jede Woche kannst Du das hier im Forum lesen.
Menschen schreiben hier zum Beispiel: Ich bin am Ende. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich suche hier das Gespräch mit
Leuten die in der gleichen Situation sind wie ich.
Ist das nicht etwas merkwürdig? Stell Dir vor, ein Schiff geht unter. Und jemand im Wasser, dessen Kräfte schon völlig
nachlassen, der ruft nicht, wer weiß wie ich gerettet werden kann, sondern er ruft.
Hallo, ist hier noch jemand, der auch gerade ertrinkt? Dann fühle ich mich wenigstens verstanden. Offensichtlich ist
gemeinsames handeln und verstanden werden für einen Menschen wichtiger, als Lösungen zu suchen, also etwas
richtig zu machen und zu verbessern.
Sind das noch alte Verhaltensweisen aus unserer früheren Entwicklungsgeschichte?
Ist das einer der Gründe, warum sich kaum etwas in unserer Gesellschaft verbessert?
Zitat:Nun habe ich aber genau die gegenteilige Erfahrung gemacht.
Das wundert mich. Kannst Du das genau beschreiben?
Zitat:Ich konnte es nicht anders sehen (vielleicht, weil es wieder mal so masslos ungerecht ist in meinem Empfinden).
Es ging einfach nicht, habs nicht hingekriegt.
Gut dass Du das nicht hingekriegt hast. Wenn es Dir hauptsächlich um Dein Empfinden geht, dann wäre eventuell
Freisein jetzt zufrieden, aber z.B. 200 000 Menschen unzufrieden. Weil die nämlich etwas anderes im Leben wollen.
Zitat:Tagtäglich war ich wieder mit meiner eigenen Bequemlichkeit konfrontiert, und sah als Lösung nur den totalen
Ausstieg aus dieser Gesellschaft/System oder wie man es auch immer nennen mag, was ich mich aber nicht getraute.
An Ausstieg habe ich vor 40 Jahren auch schon mal gedacht. Ich habe mich
dann aber anders entschieden.
Zitat:Und das meine ich mit dem Durchsetzen: Um in dieser Welt etwas erreichen zu können, muss man sich durchsetzen
können, gegen die Masse, das Althergebrachte, das Bekannte.
Dies sehe ich völlig anders als Du. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es Dir doch hauptsächlich erst mal
um Deine persönliche Zufriedenheit.
Um zufrieden zu sein, musst Du Dich wenig durchsetzen. Du musst Dich aber vor allem im persönlichen Kontakt und im
persönlichen Gespräch behaupten können. Wenn nötig musst Du Dich wehren können, Angriffe erkennen und nur
wo nötig, mit Gegenangriffen beantworten können.
Und eventuell Verbündete suchen. Nur mit Verbündeten kannst Du Macht ausüben.
Deswegen gibt es Freundschaften, Partnerschaften, Ehen, Vereine, Parteien, Interessengemeinschaften,
Wirtschaftsverbände, Religionsgemeinschaften, Staaten usw.
Viele Grüße
Bernhard